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Militärmedizinische Akademie
Wandbild

„Aus dem Leben des medizinischen Dienstes der Nationalen Volksarmee“ (Grafik-Zyklus von Helmut Maletzke, Greifswald)

Die Militärmedizinische Akademie Bad Saarow und ihre Vorgängereinrichtungen

Die folgende Arbeit des Autors Helmut Reichelt ist eine verkürzte Fassung seines gleichnamigen Buches, das 2016 im Pro BUSINESS-Verlag erschienen ist. Die Veränderungen zum Buch beziehen sich vor allem darauf, dass die Art der Darlegung an die Diktion dieser Webseite  „Militärmedizin in der DDR“ angepasst wurde und dass alle subjektiven Wertungen von Ereignissen und Personen weggelassen wurden, um die einheitliche Gestaltung des Komplexes „Beiträge zur Militärmedizin der DDR (1949-1990)“ zu wahren.

Gliederung

Die Vorgängereinrichtungen der Militärmedizinischen Akademie

1. Zentralkrankenhaus der Kasernierten Volkspolizei (1954-1956

2. Zentrales Armeelazarett Bad Saarow (1956-1961)

3. Zentrales Lazarett der NVA (1961-1981)

 3.1. Medizinische Arbeit

 3.2. Militärmedizinische Arbeit

 3.3. Wissenschaftliche Arbeit und Forschung

 3.4. Ausbildung

Die Militärmedizinische Akademie (MMA)

1. Gründung der MMA, Wissenschaftlicher Rat und Einrichtung der Lehrstühle an der MMA

2. Lageplan und Gebäude der MMA

3. Struktur der MMA

 3.1. Leitung der MMA (Chef der MMA und Stellvertreter des Chefs der MMA)

 3.2. Kliniken, Institute und Abteilungen

 3.3. Poliklinik der MMA

4. Medizinische Arbeit

5. Militärmedizinische Arbeit

6. Forschung

7. Ausbildung

8. Politische Arbeit

9. Arbeit im Bereich des Stellvertreters für Allgemeine Fragen

10. Aufgaben der  Rückwärtigen Dienste

11. Der gesellschaftspolitische Umbruch 1989/90

12. Der Befehl zur „Abwicklung“ der MMA und die Rettung der Einrichtung als Klinikum

Die Vorgängereinrichtungen der Militärmedizinischen Akademie

1. Zentralkrankenhaus der Kasernierten Volkspolizei  (1954 – 1956)

Im Juli 1952 wurde in der DDR aus den bisher bestehenden Volkspolizei-Bereitschaften die Kasernierte Volkspolizei (KVP) geschaffen. Das in einer ehemaligen Kaserne seit 01.10.1949 untergebrachte Krankenhaus der Volkspolizei in Leipzig-Wiederitzsch  war zunehmend der Anzahl  der zugeführten Patienten nicht mehr gewachsen, so dass der Ministerrat der DDR beschloss, etwa in der Mitte der Republik ein zentrales Krankenhaus mit geeigneter Kapazität an Betten, an medizinischer Ausrüstung und mit einem zweckmäßigen Stellenplan errichten zu lassen.

Im September 1952 erließ der Minister des Inneren, Willi Stoph, den Befehl, in Bad Saarow das Zentralkrankenhaus der KVP zu erbauen und dieses bis 01.04.1954 seiner Bestimmung zu übergeben. Die Bauleitung wurde dem Bauingenieur Berthold Wirkner, die Verantwortung für die Berücksichtigung der medizinischen Belange dem Oberstleutnant Dr. Siegfried Eitner übertragen.

Für den Standort des Krankenhauses wurde ein geräumiges Areal im Kiefernwald, nur wenige hundert Meter vom Ostufer des Scharmützelsees entfernt, ausgewählt. Der Baugestaltung lag die sogenannte Kammbauweise zu Grunde, wobei die einzelnen, nebeneinander aufgereihten Häuser durch einen überdachten Korridor miteinander verbunden sind. Die Höhe des Haupthauses, des „Stabsgebäudes“ und die der Klinikhäuser wurde zweistöckig festgelegt, um die traditionelle Bauweise der Häuser im Villenvorort von Berlin, Bad Saarow, nicht störend zu durchbrechen. Die Innengestaltung der Bettenhäuser war für die damalige Zeit relativ großzügig. Die Stationen verfügten über 4-Bett-, 2-Bett- und 1-Bett-Zimmer, jede Station hatte einen Speiseraum, eine Teeküche und einen Klubraum. Die 1-Bett-Zimmer hatten ihre eigene sanitäre Ausstattung mit Dusche und Toilette.

Am 15.03.1954 konnte die erste, die prägende Bauperiode, abgeschlossen werden, und am 16.03.1954 wurde in einem Festakt das Zentralkrankenhaus der KVP durch den Chef der KVP, Generalleutnant Heinz Hoffmann, eingeweiht.

Die organisatorische Gliederung  des Krankenhauses gibt das folgende Strukturschema wieder (nach „Stellenplan Nr. 032/431 für das Krankenhaus Bad Saarow der KVP vom 15.06.1954“). 1955 wurden die klinischen Abteilungen in Kliniken umbenannt.

Zum Leiter des Zentralkrankenhauses wurde Oberstleutnant Dr.med. Siegfried Eitner, zu seinem Stellvertreter für Medizinische Fragen und Leiter der Medizinischen Abteilung Major Dr. med. Dzebell  ernannt.

schema

 

Das Zentralkrankenhaus verfügte über eine Kapazität von 600 Betten.

Abteilung

Bettenzahl

Leiter der Abteilung      

Orthopädie

54

Oberstleutnant MR Dr. med. Liphard

Innere Medizin

177

Dr. med. Giegler  (1954-1955)

MR Dr. med. Koschel  (1955-1972)

HNO

54

Major Dr. med. Gestewitz

Neurologie

38

Dr. med. et phil. Neippert  (1954- 1955)

Major Dr.med. Stürzenberger  (1955 1958)

Gynäkologie

55

Oberstleutnant Dr. med. Beeking

Haut-u. Geschlechtskrankheiten

70

Arbeitsbeginn erst im August 1957

Infektionsabteilung

70

Betreuung durch Innere Medizin

Chirurgie

82

Major Dr. med. Seidel  (1954-1955)

Dr. med. Gunkel  (1955-1956)

Die zahnärztliche und kieferorthopädische Abteilung, geleitet von Dr. med. dent. Lotz und Major Schwager, nutzten im Bedarfsfall Betten der gynäkologischen Abteilung. Patienten mit Erkrankungen der Augen wurden bis zur Eröffnung der Augenklinik im September 1962 auf der HNO-Abteilung von Vertragsärzten behandelt.

 Die physiotherapeutische Abteilung wurde von Leutnant Oberg, die Apotheke von Hauptmann Dr. rer. nat. Fuchs geleitet.

Als Stellvertreter des Leiters für politische Arbeit war damals Major Henschke tätig. Als Stabschef arbeitete Major Jahns.

 

2. Zentrales Armeelazarett Bad Saarow  (1956 – 1961)

Am 18.01.1956 beschloss die Volkskammer der DDR das Gesetz zur Schaffung der Nationalen Volksarmee (NVA), und am 01.03.1956 nahm das Ministerium für Nationale Verteidigung und darin integriert die Verwaltung des Medizinischen Dienstes mit ihrem Chef, Oberst Dr.med. Karl Gelbke, die Arbeit auf.

Die medizinischen Einrichtungen der KVP, das Krankhaus der KVP Leipzig-Wiederitzsch, das Krankenhaus der VP-See Stralsund, das Tuberkulosekrankenhaus der KVP Dresden und die Militärmedizinische Sektion Greifswald, wurden in die NVA als Armeelazarett Leipzig, Lazarett der Seestreitkräfte, Zentrales Tuberkuloselazarett der NVA und Militärmedizinische Sektion übernommen.

Mit dem Befehl Nr. 86/56 des Ministers für Nationale Verteidigung wurde am 15.10.1956 das Zentralkrankenhaus der KVP in Bad Saarow als Zentrales Armeelazarett in die neu aufgestellte Armee eingeordnet (Anlage 1).

Die Struktur und die Bettenzahl der Einrichtung wurden nur unwesentlich geändert.

Am 15.03.1956 wurde Oberst Dr. med. Kurt Geiger zum Leiter der Einrichtung bestimmt. Ihm folgten am 01.05.1957 Oberstleutnant Dr.med. Herbert-Peter Liphardt und am 15.09.1960 Oberst Dr.med. Hans Gestewitz.

Alle der damals mit Einzelvertrag in der KVP tätigen Offiziere und Ärzte des Zentralkrankenhauses erklärten sich zum Eintritt in die NVA bereit und erhielten ihren Dienstvertrag.

Die vordergründige Aufgabe für die Leitung und das medizinische Personal des Zentralen Armeelazarettes war der Aufbau eines Versorgungskrankenhauses auf dem Niveau damals moderner medizinischer Standards wie etwa in den meisten der Bezirkskrankenhäuser der DDR. Dazu bedurfte es vor allem gut qualifizierter Fachärzte, Schwestern und medizinisch-technischer Fachkräfte, die gewillt waren, am Standort zu bleiben und sich mit ihrer Arbeit im Armeelazarett zu identifizieren.

In den Jahren 1955 - 1958 war die Fluktuation des Personals sehr hoch. Es gab zu wenig Wohnungen, zu wenig Einkaufsmöglichkeiten und noch keine sozialen Einrichtungen wie Kinderkrippen und Kindergärten. Erst nach und nach entstanden in der Umgebung des Lazarettes die noch jetzt die Landschaft prägenden, DDR-typischen modernen Vielfamilien-Wohnhäuser. Am 15.10.1956 wurde ein erster Wohnkomplex mit 44 Wohnungen an Mitarbeiter des Lazarettes übergeben. Der Leiter des Pflegedienstes, Helmut Dressler, organisierte einen lazaretteigenen Kindergarten mit zunächst 12 Plätzen. 1958 wurde das Schwesternwohnheim am Karl-Marx-Damm mit 60 Zimmern und Kleinstwohnungen fertig gestellt und im Lazarett selbst ein Kinosaal mit 400 Plätzen geschaffen (DRESSLER  1964).

Mit der zunehmenden Besetzung der offenen  Planstellen konnte am 15.10.1956 das Zentrallabor (das spätere Institut Klinische Chemie und Hämatologie) seine Tätigkeit aufnehmen. Am 12.08.1957 begann die Hautklinik unter ihrem Leiter Dr. med. Liebel  (1957 -  1958), danach unter der Leitung von Oberst OMR Dr. med. Wende ihre Patienten zu behandeln. Am 15.09.1960 wurde die Abteilung Medizinische Versorgung gebildet.

Durch Anleitungen und Schulungen der Ärzte in den medizinischen Einrichtungen der Truppenteile und durch Absprachen mit den Leitern der Lazarette konnte eine zunehmende Selektion der Patienten hin zu schwereren Erkrankungen erreicht werden, die eine anspruchsvollere Diagnostik und Therapie benötigten als die Bagatellfälle, die in den ersten Jahren oft behandelt wurden (WENDE 1962). Wie auch in der Folgezeit wurden neben den Soldaten und Offizieren und deren Familienangehörigen, neben den Zivilbeschäftigten der NVA auch immer Zivilpatienten der umliegenden Region je nach Bettenkapazität stationär oder ambulant behandelt. Mit der Zunahme hochspezialisierter Diagnostik- und Therapieverfahren in den Kliniken und  Instituten an der späteren Militärmedizinischen Akademie stieg deren Anteil in einzelnen Kliniken zeitweilig bis 65% (LINDIG 1989).

3. Zentrales Lazarett der NVA  (1961 – 1981)

Am 01.12.1961 wurde das Zentrale Armeelazarett Bad Saarow in Zentrales Lazarett der NVA (ZL) umbenannt. Diese formal unbedeutende Namensänderung fiel  zufällig mit einem wesentlichen Einschnitt in der Entwicklung des Lazarettes zusammen.

schema_lazarett

Bis 1961 hatte sich die personelle Besetzung der Arbeitsplätze entsprechend des vorgegebenen Stellenplans stabilisiert. 1957 begannen die ersten Absolventen  der 1955 in Greifswald gegründeten Militärmedizinischen Sektion, nunmehr Ärzte und Offiziere des Medizinischen Dienstes der NVA, ihre Tätigkeit, zumeist die Facharztausbildung, im Zentralen Armeelazarett.

In der medizinisch-klinischen Arbeit konnte die qualifizierte medizinische Betreuung in allen Kliniken und Abteilungen gesichert werden, und der Übergang zur spezialisierten medizinischen Betreuung wurde in den meisten der Kliniken und Abteilungen angestrebt.  Die Anzahl der behandelten Patienten wurde beträchtlich erhöht. 1961 betrugen im ZL die durchgeführten stationären Behandlungen 6.541 und die Konsultationen in den Fachambulanzen der Poliklinik 21.362. Das bedeutete eine Steigerung gegenüber 1955 auf 173% beziehungsweise 353% (LINDIG 1989). Die materiell-technische Ausstattung, neben der Qualifikation des Personals  die zweite Grundvoraussetzung für spezialisierte und hochspezialisierte Betreuung, konnte kontinuierlich und im Entwicklungsstand der damaligen Zeit recht modern verbessert werden,  so dass es sinnvoll wurde, Aufgaben mit spezifischem diagnostischem Aufwand wie Begutachtungen und gezielte Dispensairebetreuungen am ZL zu konzentrieren.

Angesichts einer zunehmenden Kriegsgefahr, der Entwicklung von Raketenkernwaffen, von schnellwirkenden, hochtoxischen chemischen Kampfstoffen und biologischen Kampfmitteln wurde es immer dringlicher, die eigentliche Militärmedizin, die medizinische Sicherstellung im Krieg beim Massenanfall von Geschädigten und den vorbeugenden Schutz der kämpfenden Truppe und der Zivilbevölkerung, stärker in den Vordergrund zu rücken. Die militärmedizinische Forschung musste in die Aufgaben, die die Armeen der Warschauer Vertragsstaaten zu erfüllen hatten, eingegliedert werden. In der Aus- und Weiterbildung der Militärärzte und des gesamten medizinischen Personals waren die komplizierten und schrecklichen Aufgaben unter den Bedingungen eines möglichen Krieges (Einstufung, Abtransport und medizinische Behandlung von Geschädigten) theoretisch zu durchdenken und in Übungen zu erlernen. Die daraus abgeleiteten Erfahrungen bedurften einer wissenschaftlichen Bearbeitung und Verallgemeinerung.

 Auf diesen Voraussetzungen begründet, stellte der Chef des Medizinischen  Dienstes der NVA, Generalmajor Prof. Dr. Geiger, auf der Dienststellenversammlung am 24.11.1961 anlässlich der Namensänderung dem Lazarett die folgenden Schwerpunktaufgaben:

  • Weiterentwicklung der spezialisierten und hochspezialisierten Arbeit in der klinischen Medizin;
  • Beginn einer zielgerichteten militärmedizinisch- wissenschaftlichen Arbeit in Abstimmung mit den Armeen der Warschauer Vertragsstaaten;   
  • Erarbeitung wissenschaftlicher, verallgemeinerungswerter Grundlagen für die Aus- und Weiterbildung; Schaffung der Fachgebiete „Feldchirurgie“ und „Innere Militärmedizin“;
  • Konzentration der Gutachtertätigkeit und des Kurwesens am ZL;
  • Durchführung der Jahresgrunduntersuchungen für leitende Kader des MfNV und Dispensairebetreuung für bestimmte Gruppen von Armeeangehörigen mit charakteristischen Belastungen oder gesundheitlichen Risiken (nach GESTEWITZ 1973).

Zur Bewältigung dieser Aufgaben wurde im Stellenplan mit Wirkung vom 01.12.1961 zusätzlich die Stelle  Stellvertreter des Chefs für Wissenschaft und Ausbildung, besetzt durch  Oberst MR Dr. med. Liphardt (1961-1965) und Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Zucker (1967-1990) eingerichtet.

 Mit selbigem Stellenplan wurde auch der Stellvertreterbereich Allgemeine Fragen geschaffen, den Oberstleutnant Jung (1961-1964), Oberstleutnant Weller (1964), Oberst Reinhold (1964-1972), Oberst Böttiger (1972-1974) und Oberst Dipl. Oec. Hrdina (1974-1990) führten.

Ebenfalls mit Wirkung vom 01.12.1961 wurde die Obergutachterärztekommission am ZL gegründet und die Zentrale Kurkommission unter der Leitung von Oberstleutnant Dr. med. Ingelore Haase zur Verwaltung des Kurwesens aufgebaut.

In einer zweiten großen Bauperiode von 1969-1973 wurde das ZL mit einer Investition von 30 Millionen Mark erheblich erweitert: 1971 wurde das Gebäude für die neue, große Poliklinik fertig gestellt, 1973 entstanden die Gebäude für die Frauenklinik, für die Kinderklinik und das Infektionshaus mit 2 Stationen und der Abteilung Tropenmedizin. Am 21.12. 1973 wurde das neue Gebäude „Experimentelle Medizin“ zur Nutzung übergeben, in das das Institut Pathologie, die Abteilung Gerichtliche Medizin, die Abteilung Mikrobiologie und eine Einrichtung für tierexperimentelle Arbeiten einzogen. Durch eine umfangreiche Sanierung, Rekonstruktion und Erweiterung der Altbausubstanz konnten verbesserte oder neue Arbeitsmöglichkeiten für die Fachgebiete Urologie, Psychiatrie, Allergologie, Feldchirurgie, Innere Militärmedizin, Radiologie/Nuklearmedizin und Sozialhygiene hergestellt werden (GESTEWITZ 1974).

Auch die Anzahl der Beschäftigten, besonders im medizinischen Bereich aber auch im Bereich Verwaltung/Versorgung wuchs kontinuierlich:

Mitarbeiter  des ZL im medizinischen sowie im Verwaltungs- und Versorgungsbereich in der Zeit von 1967-1971 (nach LINDIG 1989)

Jahr

Mitarbeiter im med. Bereich

Mitarbeiter in Verwaltung/Versorgung

1967

405

195

1968

425

202

1969

436

203

1970

465

200

1971

493

207

 

Wohnungen wurden dringend gebraucht, um die Mitarbeiter am Arbeitsort zu halten. Bekanntlich korrelieren Leistungsvermögen  und  Wohlbefinden der Menschen u. a. mit der ihnen gewährten sozialen Geborgenheit. Dem Rechnung tragend  wurden 1964 ein zweiter Wohnkomplex mit 120 Wohnungen, 1970 ein dritter Komplex mit 40 Wohnungen und 1973 schließlich der letzte  mit nochmals 40 Wohnungen für die Mitarbeiter am ZL erbaut.

1964 war das Frauenledigenheim mit 105 Zimmern fertig gestellt worden. 1978 konnte die Ledigenunterkunft W 110 für die Unterbringung der  Offiziersschüler bezogen werden.

Ende 1980 wurden  in Bad Saarow 12 Einfamilienhäuser zum Erwerb für leitende oder lange beschäftigte Mitarbeiter zur Verfügung gestellt.    

Im Dezember 1980 nahm das Zentrale Heizwerk die Arbeit auf und versorgte neben dem Lazarett auch die lazarettgebundenen Wohnungen und Heime mit Warmwasser und Wärme.

Der zunächst kleine Kindergarten musste bald  erweitert werden und bekam 1961 51 Plätze und 1973 nochmals 90 Plätze hinzu.

Eine kleine Verkaufsstelle für Lebensmittel und für einfache Dinge des täglichen Bedarfs sowie ein Buchverkauf mit anspruchsvoller Literatur standen den Patienten und dem Personal auf dem Gelände des ZL zur Verfügung. Außer dem großen und modernen Kinosaal innerhalb des Lazarettes wurde 1964 die Klubeinrichtung „Klub am Stein“, direkt am Scharmützelsee gelegen, für gesellige Veranstaltungen, für kulturelle Ereignisse, für die Zirkel künstlerischen Volksschaffens eröffnet und rege genutzt.

Haupteingang

          Zentrales Lazarett der NVA, Haupteingang

Lazarett

          Zentrales Lazarett der NVA

Poliklinik

          Die Poliklinik am Zentralen Lazarett

3.1. Medizinische Arbeit

Die Anleitung und Kontrolle der medizinischen Arbeit oblag dem Stellvertreter des Chefs für Medizinische Fragen. In dieser Funktion waren im ZL tätig:

Oberst MR Dr. med. Wende

1960 - 1956

Oberst MR Dr. med. Beeking

1965 - 1967

Oberst MR Dr. med. Wende

1967 - 1972

Oberst MR Dr. med. Fuchs

1972 - 1975

Generalmajor OMR Prof. Dr. sc. med. Bousseljot

1976 - 1990

       (genannt wurde der jeweils letzte Dienstgrad)

Die folgende Übersicht verdeutlicht, kurz zusammengefasst, die rasche Erweiterung des Lazarettes vom Versorgungskrankenhaus hin zu einer medizinisch- Einrichtung als Basis für die Gründung der Militärmedizinischen Akademie 1981 (nach Chronik des ZL, Teil  1, 1973-1974 und Teil 2, 1974-1981).

 

01.09.1962

Arbeitsaufnahme der Augenklinik

1965

Das Fachgebiet Urologie wird in die Chirurgie integriert. Am 01.07.1981 wird die selbstständige Urologische Klinik geschaffen.

1965

Die Neurologische Klinik wird um das Fachgebiet Psychiatrie erweitert; Ende 1966 kommt das Fachgebiet Medizinische Psychologie hinzu.

01.12.1966

Die Immunologie mit Allergielabor wird innerhalb der Hautklinik eingerichtet; 1968 entsteht daraus die Abteilung Immunologie. Am 01.12.1986 wird das Institut Immunologie an der Militärmedizinischen Akademie gegründet.

01.12.1966 

Die Abteilung Anästhesiologie und Intensivpflege wird selbständige Abteilung, nachdem das Fachgebiet seit November 1963 innerhalb der Chirurgie gearbeitet hatte. Am 01.12.1980 wird die Klinik Anästhesiologie und Intensivpflege gebildet, in die ab 01.08.1981 auch das Fachgebiet Hämodialyse eingegliedert wurde.

27.10.1967

Arbeitsbeginn der Kinderheilkunde; seit 11.01.1973 in einer eigenen Klinik für Pädiatrie.

27.10.1967

Aus dem Zentrallabor, das seit 1956 der Medizinischen Klinik zugeordnet war, wird die Abteilung Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik gebildet. Daraus entsteht am 01.05.1976 das Institut  Klinische Chemie und Hämatologie.

01.12.1971

Die Abteilung Klinische Sozialhygiene wird geschaffen.

01.12.1973

Das Institut Pathologie und die Abteilung  Gerichtliche Medizin werden eingerichtet. Am 01.12.1980 wird die Abteilung Gerichtliche Medizin zum Institut Gerichtliche Medizin erweitert.                              

01.12.1973

Die selbständige Abteilung Mikrobiologie wird etabliert; daraus entsteht am 01.12. 1976 das Institut  Klinische Mikrobiologie.

01.12.1973

Das Fachgebiet Röntgendiagnostik mit Außenstellen in der Medizinischen und Chirurgischen Klinik, in der Orthopädie und HNO seit 1954, wird mit der Bildung des Instituts Radiologie konzentriert.

19.04.1975

Arbeitsbeginn im Fachgebiet Tropenmedizin

01.05.1976

Die Neurochirurgie wird selbständiges Fachgebiet, zunächst innerhalb der Chirurgischen Klinik, mit einer Abteilung  Neurochirurgie seit 01.04.1984 und in eigener  Klinik Neurochirurgie seit dem 03.10.1990.

01.12.1976

Nuklearmedizinische Untersuchungen werden im Institut Radiologie durchgeführt. 1980 entsteht die selbständige Abteilung Nuklearmedizin im Institut Radiologie.

Am 01.12.1981 erhält die Nuklearmedizin ein eigenes Institut im Neubau "Diagnostische Medizin", in den auch das Institut  Klinische Chemie und Hämatologie einziehen kann.

01.12.1981

Aus der 1954 geschaffenen Krankenhausapotheke und der 1960 gebildeten Abteilung Medizinische Versorgung entsteht die Zentralapotheke.

 

Durch sorgfältig vorbereitete Verhandlungen (Oberst Dr. Bousseljot, Oberst Dr. Zucker) gelang es dem Chef des ZL nach und nach, von der Armeeführung die Zusagen für die Anschaffung einer medizintechnischen Ausrüstung zu bekommen, die etwa der an den medizinischen Einrichtungen der Universitäten oder Medizinischen Akademien der DDR entsprach.

Auf dieser Grundlage wurden in den Kliniken und Instituten des ZL in der Zeit von 1961 bis 1981 folgende hochspezialisierte Untersuchungen und Therapiemöglichkeiten etabliert (ZUCKER 1979):

 

Anästhesie  und   Intensivpflege

Elektrotherapie bei kardiologischen Notfällen.

Augenklinik

Elektrotonographie, Elektroretinographie, Fluoreszenzangiographie, Ophthalmodynamometrie, Sonographie; Methode zur Entfernung nichtmagnetischer Fremdkörper aus dem Auge.

Chirurgische Klinik

Hauttransplantationen und Hautplastiken; Sehnentransplantationen; Knochentransplantationen mit neuesten Osteosynthesematerialien; operative Behandlung der arteriellen Verschlusskrankheiten.

Frauenklinik

Plastische Chirurgie an Brüsten und Bauch; Vakuumextraktion nach MALMSTRÖM.

Hautklinik

Fotochemotherapie bei Dermatosen.

HNO-Klinik

Rechnergestützte Vestibulärdiagnostik und Impedanzaudiometrie, Elektrogustometrie; Mikrochirurgie des Ohres und des Kehlkopfes.

Kinderklinik

Spezielle pädiatrische Elektrokardiographie und Phonokardiographie.

Klinik Innere Medizin

Kardiovaskuläre Funktionsdiagnostik, internistische Endoskopie, Diagnostik und Therapie hämatologischer Systemerkrankungen.

Neurologische Klinik

EEG-Frequenzanalyse, Elektromyographie, Isotopendiagnostik (Gammaenzephalographie, zerebrale Durchblutungsmessungen), Pneumenzephalographie, Elektronystagmographie.

Urologische Klinik

Harnröhrenplastiken; Nierenbeckenplastiken; kombinierte Therapie der Hodentumoren;

Stomatologie

Arbeit mit einem eigenen zahntechnischen Labor für prothetische Versorgungen.

Institut  Klinische Chemie und Hämatologie

Halb- und vollautomatisierte Bestimmung von Enzymen und Stoffwechselmetaboliten; Zusatzanwendung der Thrombelastographie in der Gerinnungsdiagnostik.

Institut Pathologie

Elektronenmikroskopie, Intravitalmikroskopie, Immunhistochemie; Ultraschalldesintegration biologischer Gewebe.

Institut Radiologie

Zerebrale Angiotomographie, Myelographie, Arterio- und Phlebographien; Pharmakoradiographie des Gastrointestinaltrakts; visuell gesteuerte Zystenpunktionen mit Verödungen; präoperative Nierenarterienembolisation.

Abteilung Gerichtliche Medizin

Atomabsorptions-Spektralphotometrie, Gaschromatographie.

Abteilung Immunologie

Laser-Nephelometrie, Zellelektrophorese, Lymphozytentransformationstest.

Abteilung Nuklearmed.

Ultraschall-B-Bild-Untersuchungen, Organszintigraphien; radiochemische Bestimmung der Schilddrüsenhormone; seitengetrennte Messung der tubulären Nierenclearance.

 

Über die Einarbeitung in die hochspezialisierte medizinische Betreuung kamen enge und anhaltende kooperative Beziehungen mit Austausch von Mitarbeitern zwischen dem ZL und der Charité, der Karl-Marx-Universität Leipzig, der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, der Wilhelm-Pieck- Universität Rostock, dem Bezirkskrankenhaus in Frankfurt/Oder und dem Krankenhaus in Eisenhüttenstadt zustande, wobei das ZL zunächst der überwiegend nehmende Partner war, aber später, während der Ära der MMA, besonders auf Gebieten der Forschung und Ausbildung stärker der gebende Partner wurde.

Das steigende Wissen und Können der Ärzte und die technischen Verbesserungen in der Diagnostik steigerten auch den Wert der ambulanten Konsultationen, deren Zahl so zunahm, dass die dafür vorgesehenen Räume im Haupthaus und auf den Stationen nicht mehr ausreichten. 1961 wurden 21.362 ambulante Konsultationen durchgeführt, 1972 waren es 99.471 Konsultationen!

Mit dem Bau des großen, zweckmäßig aufgegliederten Poliklinikhauses neben dem Haupteingang zum Lazarett  mit einem großen Parkplatz gegenüber wurde eine großzügige Lösung geschaffen. Die 12 Fachambulanzen

Allergologie

Augenheilkunde

Chirurgie

Frauenheilkunde

Hautkrankheiten

HNO-Krankheiten

Innere Medizin

Kinderheilkunde

Neurologie/Psychiatrie

Orthopädie

Urologie

Stomatologie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

und eine Sprechstunde zur Personalbetreuung konnten am 19. Oktober 1972 im neuen Gebäude ihre Tätigkeiten beginnen. Außer der zentralen Patientenanmeldung wurden im Gebäude das Polikliniklabor, das Poliklinik-Röntgen und die Poliklinikapotheke untergebracht. Die ärztlichen Leiter der Fachpolikliniken wurden den Leitern der Kliniken, Institute und Abteilungen direkt unterstellt.

Auch die Wartungen und Reparaturen an der Medizintechnik, die immer umfangreicher wurden und für deren Bewältigung 1967 18 verschiedene Betriebe vertraglich gebunden waren, oftmals verknüpft mit langen Transportwegen und zu langen Reparaturzeiten, mussten einer günstigeren Lösung zugeführt werden. Die Leitung des Lazarettes entschied sich 1967 dafür, eine Medizintechnische Mechanikerwerkstatt als feste Einrichtung im ZL zu schaffen. Dadurch konnte die Einsatzbereitschaft der Medizintechnik nahezu kontinuierlich erhalten werden.

Neben den ambulanten Untersuchungen in den Fachpolikliniken hatte das medizinische Personal des ZL eine große Zahl, 1981 waren es 18.946, teilweise aufwändiger Überwachungsuntersuchungen ambulant durchzuführen. Im Rahmen der medizinischen Prophylaxe und Metaphylaxe wurden Systeme der Dispensairebetreuung für Angehörige und Zivilbeschäftigte der NVA in besonderen Dienststellungen und Verwendungen, für Armeeangehörige  mit speziellen gesundheitlichen Störungen und durchgemachten Krankheiten sowie für Leistungssportler der Armeesportvereinigung „Vorwärts“ eingeführt: so die Jahresgrunduntersuchungen leitender Kader und die Dispensaires für ausgewählte Krankheiten, z.B. Tumordispensaire in der HNO-Klinik, Strumadispensaire in der Chirurgischen Klinik, Glaukomdispensaire in der Augenklinik oder Dispensaire für Leber- und Gallenkrankheiten und für Diabetiker in der Klinik Innere Medizin (LINDIG 1989).

Zunehmende Aufmerksamkeit richtete die Armeeführung auf den Ausbau des Kurwesens in der NVA mit dem Ziel der Erhaltung, Festigung oder Wiederherstellung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Armeeangehörigen und Zivilbeschäftigten. Dem Medizinischen Dienst der NVA standen dafür das Kur-und Genesungsheim Benneckenstein/Harz und das Kurheim „Haus am Kurpark“ in Bad Elster zur Verfügung. Die Organisation und Planung im Kurwesen lag seit 1961 in den Händen der Zentralen Kurkommission am ZL. 1972 hatte diese Kommission unter der Leitung von Oberstleutnant Dr. med. Ingelore Haase 935 Kuranträge zu bearbeiten, deren Zahl dann bis 1981 auf 1.508 anstieg (LINDIG 1989).

Mit dem Ziel, den Gesundheitsschutz und die medizinische Betreuung in der NVA auf wissenschaftlicher Grundlage zu vereinheitlichen und die Führung des Medizinischen Dienstes in der NVA zu unterstützen, zeitgemäße und sachlich-objektive Entscheidungen zu fällen, wurde im November 1967 das System der beratenden Spezialisten eingerichtet. Diese Spezialisten, erfahrene, jahrelang in ihrem Fachgebiet tätige Ärzte, berieten den Chef des Medizinischen Dienstes vor allem hinsichtlich

  • der Durchsetzung der Rechtsvorschriften und militärischen Bestimmungen über die medizinische Betreuung, hygienisch-antiepidemische und materiell-medizinische Sicherstellung sowie über die militärmedizinische Aus- und Weiterbildung und Forschung;
  • der Anwendung einheitlicher Prinzipien und moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse zur planmäßigen Vervollkommnung der medizinischen Sicherstellung;
  • der spezialfachlichen Anleitung und Kontrolle des Medizinischen Dienstes (Anordnung 11/67 des Ministers für Nationale Verteidigung  und Anordnung Nr. 29/81 des Chefs der Rückwärtigen Dienste).

Der Stellvertreter des Ministers und Chef der Rückwärtigen Dienste, Generalleutnant Walter Allenstein, berief damals vom ZL die Ärzte Generalmajor Prof. Gestewitz (Fachgebiet HNO), Dr. Koschel und Major Dr. Werner (Innere Medizin und Infektionskrankheiten), Oberst Dr. Wegner (Chirurgie), Oberst Dr. Wende (Hautkrankheiten), Oberstleutnant Dr. Diebach (Orthopädie), Oberstleutnant Dr. Grünewald (Augenkrankheiten), Fregattenkapitän Hahndorf (Stomatologie), Oberstleutnant Dr. Steffen (Gynäkologie), Major Dr. Fanter (Neurologie), und Major Dr. Schnitzlein (Anästhesiologie) erstmalig zu beratenden Spezialisten. Dieses System wurde in der Folgezeit immer wieder aktualisiert und auf weitere Fachgebiete ausgedehnt.

Aus den vielfältigen Anstrengungen im ZL zur Verbesserung der medizinischen Arbeit in der NVA sollen vor allem noch zwei Komplexe herausgestellt werden, weil sie übergreifende Bedeutung auf den gesamten Medizinischen Dienst der NVA hatten,

  • die Vervollkommnung der Richtlinien über die Tauglichkeit und Eignung im Wehrdienst und
  • die Erarbeitung einheitlicher Behandlungsrichtlinien für den Gebrauch im Medizinischen Dienst. 

Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Generalmajor Prof. Gestewitz, Oberst Dr. Stengel und Major Dipl. Wirtsch. Horst Hänsel stellte sich die umfangreiche Aufgabe, unter Zuarbeit seitens aller Fachgebiete am ZL, die Ergebnisse der Musterungsuntersuchungen, die medizinischen Anforderungen für besondere Verwendungen in der NVA, die Gefährdungen durch den Truppendienst und deren Folgen, die Eignungsuntersuchungen von Offiziersbewerbern und die Festlegungen der Gutachterärztekommissionen auszuwerten und Schlussfolgerungen zu ziehen. Mit dieser Arbeit wurde maßgeblich zur Übersichtlichkeit und durchgehenden Logik in den beiden Dokumenten, die in den Musterungskommissionen und in der Arbeit des Medizinischen Dienstes am häufigsten gebraucht wurden, gesorgt, nämlich der Ordnung 060/9/001 „über Festlegungen der Tauglichkeit für den Wehrdienst und der Eignung für einzelne Verwendungen bzw. Dienststellungen in der Nationalen Volksarmee“ und der Ordnung 060/9/002 „über die Arbeit der Gutachterärztekommissionen der Nationalen Volksarmee auf dem Gebiet der militärmedizinischen Begutachtungen“. 

In den 60er Jahren begannen in der Medizin in Ost und West sich die Bestrebungen durchzusetzen, Therapiestandards für geeignete Krankheiten zu entwickeln, also Behandlungsempfehlungen, die auf einer großen Zahl von Daten und Fakten, meist gewonnen in umfangreichen Behandlungsstudien, beruhten. Solche statistisch untermauerten Behandlungsrichtlinien garantieren ein aktuelles Höchstmaß an Richtigkeit der Therapie und tragen zu einer besseren Planbarkeit von Leistungen und zu einer ökonomisch rationellen Medikamentenverwendung bei. In der Notfallmedizin bei Behandlungsnotwendigkeit einer Vielzahl von Geschädigten wie beispielsweise bei Katastrophen und in der Militärmedizin bei einem Massenanfall von Geschädigten durch Waffeneinwirkung, kommt solchen Standards noch eine weitere Bedeutung zu: Die Behandlung von Geschädigten kann dann aus Zeit- und Kapazitätsgründen nicht umfassend am Schädigungsort durchgeführt werden. Das System der Etappenbehandlung – zunächst lebensrettende Erstbehandlung, danach qualifizierte medizinische Behandlung, schließlich spezialisierte medizinische Betreuung  –  muss aufgebaut und eingehalten werden. Dabei  spielt die Folgerichtigkeit der Diagnostik- und Therapiemaßnahmen, die absichert, dass sich Maßnahmen der nachfolgenden Etappe auf den Maßnahmen der vorangegangenen Etappe aufstützen können, eine entscheidende, für den Patienten oft lebensrettende Rolle. Für diese Situationen schaffen Behandlungsstandards Verlässlichkeit, Planbarkeit, Zeitgewinn, Handlungssicherheiten für den Arzt und Rechtssicherheit.

Deshalb ist es nicht zufällig, dass sich die Militärmedizin schon sehr zeitig der Erarbeitung solcher Standards widmete und seit 1964 in der „Zeitschrift für Militärmedizin“ Behandlungsrichtlinien für solche Krankheiten und Schädigungen veröffentlichte, die in der militärmedizinischen Praxis bedeutsam waren. Diese Behandlungsrichtlinien waren Anleitung zum Handeln, ohne die Therapiefreiheit, ausgerichtet an den individuellen Besonderheiten eines Patienten, einzuschränken und schlossen die in der DDR handelsüblichen Medikamente in die Arzneimitteltherapie ein.

Anknüpfend an diese Veröffentlichungen erarbeitete ein Kollektiv erfahrener Ärzte am ZL, meist die Leiter der Kliniken und Abteilungen, unter Berücksichtigung klinischer Standardwerke und aktueller internationaler Publikationen, das Buch „Therapieempfehlungen für den Truppenarzt“ , das in der Handbuchreihe „Militärmedizin“ 1973 verlegt und zum häufig genutzten Nachschlagewerk wurde.

Eine andere Standardisierungsmaßnahme ging von der „Arbeitsgruppe Lazarettwesen“ unter Leitung von Oberst Dr. Werner Bousseljot aus, die 1976 Normierungen für Behandlungsumfang und Behandlungsspektrum in den Lazaretten der NVA ausarbeitete. Damit wurde eine Grundlage für einheitliche Stellenpläne, für geforderte einheitliche Qualifikationen der dort tätigen Ärzte und für die Gewährung einer normierten materiell-technischen Ausrüstung in den Lazaretten der NVA geschaffen.

Offiziere

      Die leitenden Offiziere des Zentralen Lazaretts der NVA (1979)

3.2. Militärmedizinische Arbeit

Bereits in den letzten Jahren des II. Weltkrieges war das Militärwesen, besonders in den USA, zur treibenden Kraft der wissenschaftlich-technischen Revolution in der Industrie geworden. Die Rüstungsindustrie dominierte die Wirtschaft, und „Nebenprodukte“ der militärischen Forschung und Entwicklung schufen oft Voraussetzungen für die Spitzentechnologien bei der Produktion ziviler Güter. Die Hoffnungen der Menschheit, dass mit dem Ende des II. Weltkrieges die Produktion von Kriegsmaterial, mit dem die Menschen ihre Erde, ihren Wohnraum, vernichten können, eingestellt wird, erfüllten sich nicht. Im Gegenteil. Mit der Herausbildung zweier ideologisch und gesellschaftspolitisch ganz unterschiedlich organisierter Weltsysteme als eines der Ergebnisse des II. Weltkrieges, die sich auch bald zu militärischen Bündnissen zusammenschlossen, begann ein Wettrüsten unübersehbaren Ausmaßes. Die massenhafte Ausstattung der Streitkräfte mit Raketenkernwaffen in beiden Lagern, mit denen die Menschheit, ja das gesamte Leben auf der Erde, mehrere Male nacheinander auszurotten wäre, schuf das „Gleichgewicht des Schreckens“. Die Gewissheit- wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter - bewahrte den Menschen ein Fünkchen Hoffnung, dass vielleicht nicht die Vernunft aber die Angst der ganz Mächtigen den globalen Krieg verhindert. Aber regionale Konflikte, ausgetragen auch mit modernsten Waffen, waren durchaus zu erwarten, wie beispielsweise der Krieg der Amerikaner in Vietnam demonstrierte.

Aus dieser Situation heraus erließ die Armeeführung der DDR 1959 die Felddienstvorschrift DV 30/1 (Division/Regiment), welche die Besonderheiten der Gefechtshandlungen der Truppen unter den Bedingungen der gegnerischen Anwendung von Kernwaffen charakterisierte und Festlegungen für die Organisation und Führung des Gefechts enthielt. Selbstverständlich zog das weitreichende Konsequenzen für den Medizinischen Dienst nach sich. 

Für den Medizinischen Dienst ergab sich daraus die Notwendigkeit, auf wissenschaftlicher Grundlage und so umfassend wie möglich

  • den vorbeugenden Schutz  für die Truppen und für die Zivilbevölkerung zu erarbeiten (z.B. Schutzmasken, Schutzbekleidung, Antidote),
  • das System der Etappenbehandlung und des medizinischen Abtransportes sowie die Therapie von Gefechtsschädigungen den neuen Erfordernissen laufend anzupassen und zu üben,
  • eine Medizintechnik zu entwickeln und zu erproben, die unter den Bedingungen des modernen Gefechts sinnvoll und einsetzbar ist (Feldsanitätsausrüstung).

Um Wirksamkeit zu erreichen, mussten die gewonnenen Erkenntnisse den Offizieren und Soldaten, den Reservisten, den Zivilbeschäftigten der NVA und nach Möglichkeit auch in der aufgeschlossenen Zivilbevölkerung vermittelt werden. Neben die Forschung traten deshalb gleich notwendig und gleichberechtigt Lehre und  Ausbildung.

 Alle Armeen der Warschauer Vertragsstaaten standen vor diesen Herausforderungen. An der Militärmedizinischen  Akademie der Sowjetunion, „S. M. Kirow“ in Leningrad, wurden 1955 zur Bewältigung dieser Aufgaben die Lehrstühle „Feldchirurgie“ und „Innere Militärmedizin“ eingerichtet.

In der DDR wurden an der Militärmedizinischen Sektion (MMS) in Greifswald ab 1956 die Offiziershörer des 4. und 5. Studienjahres neben ihrer regulären medizinischen Universitätsausbildung auch zu Themen der Organisation und Taktik des Medizinischen Dienstes (OTMD-Ausbildung), der Militärhygiene, der Feldchirurgie und der Inneren Militärmedizin unterrichtet (ACHILLES, ENDERLEIN, STEINER 2015).

1958 wurden diese Initiativen an der MMS in einem Lehrstuhl „Militärmedizin“ gebündelt, den Major Pieper leitete und aus dem 1961 das Zentralinstitut für Militärmedizin unter Leitung von Oberstleutnant Dr. med. Kelch erwuchs.

Nach der Auflösung des Zentralinstituts für Militärmedizin an der MMS 1964 und der Bildung selbständiger Institute und Lehrstühle für die Fachgebiete, die bisher im Zentralinstitut vereinigt waren, gelangte man zur Einsicht, dass es zweckmäßiger ist, die auf klinischen Grundlagen aufbauenden Fachgebiete Feldchirurgie und Innere Militärmedizin, dort anzusiedeln, wo eine klinische Basis vorhanden ist. Dafür bot sich das ZL in Bad Saarow an (EWERT, HORNEI, MARONDE 2015).

Im April 1967 übergab die MMS die dort vorhandenen Unterlagen über die Feldchirurgie und die Innere Militärmedizin an das ZL, wo zunächst die „Arbeitsgemeinschaften“ Feldchirurgie unter der Leitung von Major Dr. med. Rogowitz und Innere Militärmedizin unter der Leitung von Major Dr. med. Werner aufgestellt wurden. 1968 bekamen die Leiter dieser Arbeitsgemeinschaften die Dienststellungen Stellvertreter des Leiters der (Chirurgischen) Klinik für Feldchirurgie, die seit 1970 Oberstleutnant Dr. med. Stöcker einnahm und Stellvertreter des Leiters der (Medizinischen) Klinik für Innere Militärmedizin, die ab 1968 Major Dr. med. Gille erhielt.

„Die Feldchirurgie (FCH) untersucht die Ätiologie, die Pathogenese und die Klinik der durch Einwirken verschiedenartiger Faktoren auftretenden mechanischen, thermischen und kombinierten Schädigungen sowie deren Folgezustände. Darüber hinaus analysiert sie die Geschädigtenstruktur hinsichtlich der Lokalisation, der Schwere und der Häufigkeit des Auftretens der verschiedenen Schädigungen und entwickelt darauf aufbauend die Mittel und Methoden der chirurgischen Hilfe. Die FCH umfasst im weiteren Sinne auch die kriegsbezogenen Verhaltensweisen und Aufgaben anderer Disziplinen der Medizin, wie der HNO-Heilkunde, der Neurochirurgie, der Orthopädie, der Ophthalmologie, der Kieferchirurgie und der Anästhesiologie. Ihr Gegenstand sind die Schädigungen chirurgischen Profils“ (Handbuch Feldchirurgie 1986, S. 42).

„Die Innere Militärmedizin (IMM) ist die Lehre von Ätiologie, Pathogenese, klinischem Verlauf, von Diagnose, Prophylaxe und Begutachtung der Schädigungen und Erkrankungen internistischen Profils im Kriege. Ihr Gegenstand ist der gesunde oder kranke/geschädigte Angehörige der Streitkräfte im modernen Krieg. Sie schließt die auf militärische Bedingungen, insbesondere auf den modernen Krieg zu beziehende Aspekte, speziell der Inneren Medizin, der Neurologie/Psychiatrie, der Dermatologie/Venerologie, aber auch der Toxikologie und Radiologie in sich ein“ (Handbuch Innere Militärmedizin 1985, S. 22).       

Die Auseinandersetzung mit dieser Problematik stieß bei vielen Ärzten auf kritische Zurückhaltung mit dem Argument  „Wir verhalten uns so, als ob Kernstrahlung und chemische Gifte um den Medizinischen Dienst im Gefecht einen Bogen machen würden“. Diese Skepsis war berechtigt. Aber: Wenn die medizinische Einheit im Gefecht vernichtet wird, kann sie selbstverständlich nicht mehr arbeiten. Wenn aber Angehörige dieser medizinischen Einheit arbeitsfähig überleben, müssen sie arbeiten und helfen können. In diesem pessimistischen Realismus liegt die Humanität der Militärmedizin.

Der vorbeugende Schutz von Truppe und Zivilbevölkerung ist das schwächste Glied in der Kette aller Sorgemaßnahmen, und das Wissen über die enormen Unzulänglichkeiten ist bedrückend und frustrierte diese Arbeit. Es gibt keinen Schutz gegen die Hitzewelle und die Kernstrahlung einer atomaren Explosion. Das Training für das rasche und richtige An- und Ablegen der Schutzbekleidung und für die Handhabung der Schutzmaske zum „Tag der Gefechtsbereitschaft“, einmal im Monat, war auf den Schutz vor radioaktiven Staub und dessen Dekontaminierung ausgerichtet und auf den Schutz vor inhalativ-toxischen chemischen Kampfstoffen und biologischen Aerosolen durch die Maskenfilter. Im Lazarett wurde in experimentellen Arbeiten die Schutzmaske verbessert, ein Rettungsgerät (Atemgerät) für Panzerunterwasserfahrt und eine Augenschutzbrille gegen Blendung auf der Grundlage der Fotochromasie entwickelt. Alle Armeen des Warschauer Vertrages übernahmen diese Technik.

Der Schwerpunkt der militärmedizinisch-wissenschaftlichen Arbeit lag im ZL bei Untersuchungen zur Organisation der Hilfeleistungen für Geschädigte, zur Aufklärung der Körperreaktionen und Symptome bei Einwirkung von Strahlen, von Hitze und von chemischen Kampfstoffen sowie bei den Bemühungen, geeignete Therapiemaßnahmen dagegen zu finden und auszuarbeiten.

Dem vorausgegangen waren intensive Diskussionen für eine einheitliche Auffassung zu den grundsätzlichen Prinzipien der Organisation und Durchführung der medizinischen Hilfe im Gefecht, die auch eine Kooperation mit den medizinischen Diensten der anderen Armeen der Warschauer Vertragsstaaten, insbesondere der Sowjetarmee, zuließen. Eine große Arbeitsgruppe, der Offiziere der Verwaltung des Medizinischen Dienstes, der MMS sowie alle Klinikleiter des ZL und die Leiter der Fachgebiete Feldchirurgie und Innere Militärmedizin angehörten, entwickelte Vorgaben, die Eingrenzungen der Arten der medizinischen Hilfeerweisung entsprechend ihrer Dringlichkeit für das Überleben und die Gewährleistung des medizinischen Abtransports (die sogenannte Etappenbehandlung mit der ersten ärztlichen Hilfe, der qualifizierten medizinischen Hilfe und der spezialisierten medizinischen Hilfe ) festlegte und Empfehlungen für die medizinische Einstufung der Geschädigten nach Behandlungsdringlichkeit gab. Diese „Therapierichtlinien für Gefechtsbedingungen“, die 1969 durch den Chef Medizinischer Dienst im MfNV in Kraft gesetzt wurden, bildeten von da an die Rahmenbedingungen, die mit immer wieder neuen, aktuellen Details ausgefüllt werden mussten.

Dazu gibt es eine große Zahl von Publikationen (zusammengestellt im Abschnitt Bibliographie 1954-1978  bei ZUCKER 1979).

In einer kleinen aber das Wesentliche charakterisierenden Auswahl sollen genannt werden:

  • „Die Aufgaben der Inneren Militärmedizin unter den Bedingungen des modernen Krieges“ (WERNER 1970);
  • „Das Prinzip der Folgerichtigkeit in den Maßnahmen der ersten ärztlichen Hilfe bei Schädigungen chirurgischen Profils“ (STÖCKER 1974);
  • „Anleitung zur Therapie von Gefechtsschädigungen“(SCHNITZLEIN, GILLE, STÖCKER, ZUCKER 1974);
  • „Grundlagen der Schocktherapie und der Reanimation auf den Etappen des medizinischen Abtransportes“ (PICKART 1973);
  • „Über die Entwicklung der Schusswundenbehandlung“ (ROGOWITZ 1976);
  • „Die Gefährdung der Augen beim Einsatz von Kernwaffen“ (GRÜNEWALD 1976);
  • „Die feldchirurgische Versorgung Geschädigter mit mechanischem Monotrauma des Gesichtsschädels und des Halses“ (MEHNER 1971,1972);
  • „Diagnostik und Therapie thermischer Schädigungen des Respirationstraktes unter Gefechtsbedingungen“ (FUCHS, STÖCKER, WERNER 1972);
  • „Pathogenese, Klinik und Therapie der Organophosphatschädigungen“ (GILLE 1971);
  • „Pathogenese, Klinik und Therapie lokaler Schädigungen durch hautschädigende Kampfstoffe unter besonderer Berücksichtigung der Yperit- Vergiftung“ (FISCHBECK 1969);
  • „Die Aufgaben des neurologisch-psychiatrischen Fachgebietes im Rahmen der Militärmedizin unter besonderer Berücksichtigung von Psychogiften und psychoreaktiven Störungen unter Gefechtsbedingungen“(BOUSSELJOT  1974).

Zusammengefasste Ergebnisse der mehrjährigen intensiven Beschäftigung mit Problemen dieser Art wurden auch niedergelegt in den Dissertationsschriften (Promotion B zum Erwerb des akademischen Grades Doktor der Wissenschaften, Dr. sc. med.) von

  • Oberst Dr. med. Werner 1972 zum Thema: „Die Innere Militärmedizin im modernen Krieg. Untersuchungen zu Handlungen und Verhaltensweisen des Medizinischen Dienstes bei Schädigungen internistischen Profils unter besonderer Berücksichtigung der Wirkung von Massenvernichtungswaffen“
  • Oberst Dr. med. Grünewald 1975 zum Thema: „Möglichkeiten des Schutzes vor Netzhautverbrennungen durch die Lichtstrahlung einer Kernwaffendetonation“
  • Oberst Dr. med. Lochmann und Oberstleutnant Dr. med. Pickart 1978 zum Thema „Untersuchungen zur Problematik der medizinischen Einstufung von Geschädigten chirurgischen Profils. Eine feldchirurgische Studie zur Gewährleistung und Durchsetzung einheitlicher Behandlungs- und Abtransportprinzipien beim Massenanfall sanitärer Verluste unter besonderer Berücksichtigung der Reanimation und feldanaesthesiologischer Handlungen“
  • Oberst Dr. med. Steffen 1976 zum Thema: „Möglichkeiten des Einsatzes von Frauen zur Verrichtung militärischer Tätigkeiten in einer modernen Armee aus gesundheitlicher Sicht“
  • Oberst Dr. med. Fischbeck 1978 zum Thema: „Experimentelle Untersuchungen zur Pathogenese der S-Yperit-Schädigung mit Schlussfolgerungen für die Prophylaxe, medizinische Einstufung und Therapie“
  • Oberstleutnant Dr. med. Gille 1978 zum Thema: „Untersuchungen zur Wirkung der Organophosphate auf das Herz-Kreislaufsystem unter besonderer Berücksichtigung neuer therapeutischer Möglichkeiten“
  • Oberst Dr. med. Fanter 1980 zum Thema: „Aspekte der neurologisch-psychiatrischen Hilfeerweisung sowie der Erkennung und Behandlung ausgewählter herkömmlicher neurologisch-psychiatrischer Erkrankungen unter den Bedingungen eines Krieges mit Massenvernichtungsmitteln“
  • Oberst Dr. med. Stöcker 1980 zum Thema: „Wirkungen moderner Vernichtungsmittel auf den Menschen. Konsequenzen für die Hilfeerweisung auf den Etappen des medizinischen Abtransportes“
  • Oberstleutnant Dr. med. Rogowitz zum Thema: Die Wundbehandlung in den Kriegen der Vergangenheit. Eine medizinhistorische Untersuchung über die Entstehung und Anwendung von Mitteln und Methoden in der wundärztlichen Praxis der Feldchirurgie“

Sehr viel Zeit und Kreativität wurden investiert, um gemeinsam mit der Industrie mobile Ausrüstungen herzustellen, die es erlauben, auch außerhalb von stationären Bedingungen, am Rande des Gefechtsfeldes, qualifizierte medizinische Hilfe zu erweisen. Daraus entstand die Feldsanitätsausrüstung des Medizinischen Dienstes der NVA.

Bis 1979 (nach 1981 kamen durch Arbeiten an der MMA und der MMS weitere mobile Einrichtungen hinzu) konnten in die Armee eingeführt werden:

  • 1972  die mobile Operationseinrichtung im Faltkoffer (OP-F)  -  Forschungskollektiv der Chirurgischen Klinik;
  • 1972 das Pharmazeutische Feldlabor, eine mobile Apotheke mit zahlreichen speziellen Selbstherstellungsmöglichkeiten -  Forschungskollektive  am Institut für Militärpharmazie an der MMS und in der Abteilung für materiell-medizinische Sicherstellung am ZL;
  • 1974 die Blutstation (BST-1) zur Gewinnung, Blutgruppenserologie, Aufbewahrung und Abgabe von Blutkonserven  -  Forschungskollektiv im Institut Klinische Chemie und Hämatologie am ZL;
  • 1977 die Stomatologische Feldausrüstung (SF-1) - Forschungskollektiv der Stomatologischen Abteilung am ZL;
  • 1978 das Medizinische Feldlabor (MFL-3) zur Laborschnelldiagnostik  - Forschungskollektiv im Institut Klinische Chemie und Hämatologie;
  • 1979 das Feldbeatmungsgerät (FBG-42307) - Ärzte der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivpflege und der Chirurgischen Klinik.

Die wichtigsten dieser Erkenntnisse und Erfahrungen konnten zusammengefasst und wirksam gemacht werden in der vom ZL erarbeiteten und im Medizinischen Dienst gültigen Anleitung A 060/1/004 „Medizinische Einstufung und Behandlung Geschädigter und Kranker im Gefecht“ . Der Öffentlichkeit wurden sie zugänglich gemacht in der immer wieder aktualisierten Handbuchreihe  „Militärmedizin“ mit den Bänden „Medizinische Sicherstellung im Kriege“ (1972), „Innere Militärmedizin“ (1974) und „Feldchirurgie“ (1975). 1978 wurde erstmalig das Hochschullehrbuch „Militärmedizin“ verlegt.

Vertrag

      Unterzeichnung des Vertrages über die Zusammenarbeit der Sektion Traumatologie der Gesellschaft für Chirurgie der DDR und der Sektion Feldchirurgie der Gesellschaft für Militärmedizin 1972

Der Verbreitung aktuellen militärmedizinischen Gedankengutes widmete sich auch die im Februar 1971 gegründete Gesellschaft für Militärmedizin der DDR, in der auch Mitglieder tätig waren, die nicht der NVA angehörten. Die Impulse der Gesellschaft reichten weit in die zivile Medizin hinein, in die Notfallmedizin, in die medizinische Arbeit unter Katastrophenbedingungen und bei Großbränden, in die Besonderheiten bei der medizinischen Hilfe in Ländern Afrikas und Ostasiens sowie in Bereiche, die sich mit der psychophysischen Leistungsfähigkeit der Menschen befassten.

3.3. Wissenschaftliche Arbeit und Forschung

Waren in den Anfangsjahren des ZL nur vereinzelte Publikationen zu Themen aus dem Erleben der täglichen klinischen Arbeit heraus durch wissenschaftlich interessierte Mitarbeiter erschienen, so kam bald auf das Lazarett die Aufgabe zu, durch komplexe wissenschaftliche Untersuchungen von Themen Vorlaufwissen für militärmedizinische Entscheidungen zu schaffen. Diese Aufgabe schloss auch einen Teil von Grundlagenforschung ein, sofern diese erforderlich aber im zivilen Bereich nicht angesiedelt war. Das verlangte in der Praxis den Übergang von der Ein-Personen-Forschungstätigkeit zur Forschungstätigkeit in interdisziplinären Kollektiven, die sich sowohl aus den Kliniken und Instituten des ZL selbst rekrutierten aber zunehmend auch in den Forschungsgruppen der zivilen akademischen Einrichtungen und der Industriekombinate gefunden wurden. Mit der Einbindung des ZL in die Zentralen Forschungsvorhaben für die DDR, Forschungsvorhaben 18. „Körpereigene Regulationsmechanismen bei der Strahlenkrankheit, bei Stresssituationen, Schockzuständen und bösartigen Geschwülsten“ und Forschungsvorhaben 19. „Begutachtung der Tauglichkeit und Eignung vor Beginn und während des aktiven Wehrdienstes anhand leistungsmedizinisch orientierter Untersuchungen und mittels Erfassung prämorbider Zustände“ war für die Schwerpunkte der Forschung der Rahmen gezogen.

Die Verantwortung für die Organisation und Kontrolle der wissenschaftlichen Arbeit und Forschung lag in den Händen des Stellvertreters des Lazarettleiters für Wissenschaft und Ausbildung. Diese Planstelle bestand von 1961 bis 1981 und wurde 1981 mit der Gründung der MMA in die beiden Stellvertreterbereiche Forschung sowie Ausbildung getrennt. Von 1961 bis 1965 arbeitete Oberst Dr. med. Liphardt in dieser Funktion; von 1965 bis 1967 wurde sie vorübergehend vom Stellvertreter für Medizinische Fragen, damals Oberst Dr. med. Beeking, mit ausgefüllt. 1967 übernahm Major Dr. med. Zucker diesen Stellvertreterbereich, dessen Arbeitsaufwand so  anstieg, dass zur Unterstützung am 01.12.1971 im Stellvertreterbereich die Arbeitsgruppe Wissenschaftsorganisation unter Leitung von Major Dipl. Wirtsch. Hänsel gebildet wurde.

Die erste komplexe Forschungsarbeit ging von der HNO-Klinik aus. Nachdem sich der Leiter des Lazarettes, Oberst Dr. med. Gestewitz, der damals in Doppelfunktion auch die HNO-Klinik leitete, mit einer Arbeit über Schalldruckmessungen im abgeschlossenen äußeren Gehörgang 1962 an der Humboldt-Universität Berlin habilitiert hatte, befasste er sich gemeinsam mit einer Gruppe jüngerer Ärzte in seiner Klinik (Major Dr. Bögel, Major Dr. Heldt, Major Dr. Stengel, Hauptmann Dr. Mehner) mit funktionellen Grundlagen des Gleichgewichtsapparates in seiner Verflechtung mit anderen Hirnfunktionen, insbesondere dem Sehen sowie mit den Rezeptoren in der Körperperipherie für die Gleichgewichtsregulierung. Anatomisch, vor allem aber als Regulationseinheit, muss man von einem opto-vestibulo-spinalen System sprechen. Auf der Grundlage, dass sich Störungen in diesem System als Störungen von Blickfolgebewegungen äußern, die den Ärzten seit langer Zeit als Nystagmus bekannt sind, wurde von Oberst Dr. sc. med. Gestewitz und Hauptmann Dipl. Ing. Schaffrath (1979 Promotion zum Dr. rer. nat.) ein Gerät entwickelt (und patentiert), mit dem sich diese Blickfolgebewegungen registrieren und objektivieren lassen, der Photoelektronystagmograph , das PENG-Gerät nach GESTEWITZ (GESTEWITZ und BÖGEL 1964).

Die Möglichkeit, Veränderungen im opto-vestibulo-spinalen System mit objektivierbaren Methoden zu erfassen, eröffnete Bedingungen für zahlreiche Untersuchungen bei den Gleichgewichtsstörungen der verschiedensten Ursachen aber auch bei anderen Hirnerkrankungen bis hin zu „PENG-Untersuchungen nach Schädel-Hirn-Traumen“(TRZOPEK 1965), die in vielen Publikationen und einigen Promotionsarbeiten (Dissertation A) aufgearbeitet wurden (Literatur bei ZUCKER 1979), vor allem aber ihren grundlegenden Niederschlag in den Habilitationsschriften von

  • Oberstleutnant Dr. med. Rolf Mehner: „Untersuchungen  zu Fragen der Physiologie und einiger pathophysiologischer Aspekte des opto vestibulo-spinalen Systems mit dem PENG-Gerät nach GESTEWITZ“ Greifswald, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, 1977 und
  • Oberst Dr. med. Werner Bousseljot: „Die diagnostische Wertigkeit von Störungen der Blickfolgebewegung“ Greifswald, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, 1977,

 fanden.

Auch die Raumfahrtmedizin meldete Interesse an diesen Gleichgewichtsuntersuchungen im Rahmen des Programms Interkosmos an. Die Arbeitsgruppe „Kosmische Biologie und Medizin“ der Akademie der Wissenschaften der DDR, in der Generalleutnant Prof. Gestewitz, Oberst Prof. Mehner und Oberstleutnant Dr. rer. nat. Schaffrath seit 1980 mitwirkten, erarbeitete gemeinsam mit Spezialisten des Moskauer Instituts für Medizinische und Biologische Probleme den Experimentiervorschlag „NYSTAGMUS“ für Gleichgewichtsprüfungen unter Raumflugbedingungen und die gerätetechnische Konzeption „SAAROW“ für diesen Gebrauch.

Für die Entwicklung und spätere Vervollkommnung dieser Technik wurde im Oktober 1982 der Nationalpreis für Wissenschaft und Technik an das Kollektiv Generalleutnant Prof. Dr. Gestewitz, Oberst Dipl. Wirtsch. Hänsel, Oberst Prof. Dr. Heber, Oberstleutnant Dr. rer. nat. Schaffrath und Oberst Prof. Dr. Zucker vergeben.

In der Kinderklinik  arbeitete der Leiter, Oberstleutnant Dr. med. Dietmar Mücke, mit dem Kollektiv seiner Ärzte an der Erforschung von Grundlagen des Energiestoffwechsels der Erythrozyten. In seiner Habilitationsschrift „Zur Regulation der Adeninnukleotidkonzentration des menschlichen Erythrozyten unter physiologischen und pathologischen Bedingungen“, Berlin, Humboldt-Universität 1973, wurden diese Ergebnisse zusammengestellt und ausgewertet.

Eine jahrelange intensive wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Oberstleutnant Dr. sc. med. Mücke und dem Leiter der kardiologischen Abteilung an der Kinderklinik der Charité, Prof. Dr. med. Joachim Bartel, fand ihre fruchtbaren Ergebnisse in den in 14 Mitteilungen veröffentlichten „Empfehlungen zur Auswertung und Beurteilung von  Elektrogrammen im Kindesalter“ sowie in der !979 erschienenen zweibändigen Monographie „Pädiatrische Elektrokardiographie“.                                                                                                                                                                            

Kontinuierliche Grundlagenforschung, vor allem aber angewandte Forschung wurde neben der klinischen Arbeit in der Klinik  Neurologie und Psychiatrie  betrieben (Major Dr. med. Trzopek, Oberstleutnant Dr. med. Fanter), indem die EEG-Diagnostik verfeinert und auf Hirn- und Nervenerkrankungen ausgeweitet wurde, bei denen solche Diagnostik bisher noch nicht erprobt worden war. Ergebnisse dieser Forschungen konnte Oberstleutnant Dr. med. Trzopek in seiner Habilitation „Bedeutung und Einsatz der Elektroenzephalographie im Rahmen der militärmedizinischen Begutachtung“ im Februar 1982 als erster B-Promovent an der gerade eben gegründeten Militärmedizinischen Akademie vorstellen.

Die größte Kapazität an Forschungsaufwand wurde gebunden durch das anspruchsvolle Thema „Möglichkeiten der Stimulierung körpereigener Abwehrprozesse und ihre Bedeutung bei der Behandlung Krebskranker“, eine Thematik aus dem Zentralen Forschungsvorhaben 18, der der philosophische Gedanke zugrunde lag, dass Krebs als Erkrankung mit biologischen Gesetzmäßigkeiten auch am vorteilhaftesten mit biologischen Maßnahmen zu bekämpfen ist, eine Ansicht, die heute aktueller denn je ist.

In diese Arbeiten unter Leitung von Generalmajor Prof. Gestewitz  waren hauptsächlich Oberst Doz. Dr. sc. med. Heber und Oberstleutnant Dr. med. Kretschmar aus dem Institut Pathologie, Major Dr. med. Schmechta, der Leiter der Abteilung  Gerichtliche Medizin, Major Dr. rer. nat. Wulf aus der Abteilung Immunologie sowie Oberstleutnant Dr. med. Zucker und Hauptmann Dipl. Wirtsch. Hänsel eingebunden.

Die Beschäftigung mit der Krebstherapie, die bis in die 50er Jahre zurück reichte, wurde ab 1970 unter Einbeziehung von immunologischen, biochemischen, histologischen und tierexperimentellen Methoden intensiviert (Übersicht bei GESTEWITZ 1974). Das Wissen um unterschiedliche Krankheitsverläufe bis hin zu Spontanheilungen führte zu dem gedanklichen Ansatz, körpereigene Abwehr- und Regulationsprozesse bei Erkrankten mit malignen Tumoren zu erfassen, diese zu beeinflussen, mögliche Wirkungen einer „Zusatztherapie“ auf Überlebenszeiten zu untersuchen  und morphologische Veränderungen am Retikuloendothelialen System (RES) sowie am Tumor zu belegen. Im Mittelpunkt dieser Untersuchungen standen die immunologische (humorale und zelluläre) Kapazität des Organismus, die Plasmaproteine und das Verhalten der Erythrozyten im Rahmen der Tumoranämie als Folge einer vermehrten in vivo-Hämolyse. Generalmajor Prof. Gestewitz korrelierte die Befunde miteinander und dokumentierte sie in einem Koordinatensystem mit jeweils unterschiedlichen Wertigkeiten. Daraus konnten Rückschlüsse auf den Krankheitsverlauf gezogen werden. Neben der konventionellen Therapie wurde abhängig von der durch das Koordinatensystem bestimmbaren aktuellen Reaktionslage des Organismus eine „Zusatztherapie“ mit sog. RES-affinen Substanzen (Lithiumkarmin, sog. „Hämolysat“, Resactin  „Dessau“) durchgeführt. Bei den so behandelten 100 Patienten war im Beobachtungszeitraum von 5 Jahren eine deutliche Tendenz zu verlängerten Überlebenszeiten erkennbar. Eine statistische Auswertung war auf Grund der geringen Patientenzahl nicht möglich. Histologisch konnten regressive Veränderungen an den Tumoren gefunden werden. Schlussfolgernd wurde festgestellt, dass körpereigene Abwehr- und Regulationsprozesse zwar unspezifisch sind, aber mit RES-affinen Substanzen beeinflusst werden können. Das hat nicht nur für die Krebskrankheit Bedeutung sondern auch für weitere Erkrankungen, bei denen die körpereigene Abwehr für die Krankheitsüberwindung im Vordergrund steht.

Aus diesen Forschungen resultierten auch die Habilitationen von

  • Oberst Dr. med. Johannes Heber  „Systeme und Prozesse der körpereigenen Abwehr gegen maligne Tumoren und ihre Beeinflussbarkeit durch RES-affine Substanzen. Tierexperimentelle morphologischer Untersuchungen an Trägern unspezifischer maligner Transplantationstumoren“ Greifswald, Ernst- Moritz- Arndt-Universität, 1972,
  • Oberstleutnant Dr. med. Karl-Heinz Kretschmar  „Tierexperimentelle morphologische Untersuchungen zum Nachweis und zur Beeinflussung von Regulationsprozessen des Organismus am Modell von malignen Transplantationstumoren“ Greifswald, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, 1977,
  • Oberstleutnant Dr. med. Helmut Schmechta „Das Verhalten der Laktatdehydrogenase und ihrer Isoenzyme im Gewebe maligner Tumoren in verschiedenen Organen und im Serum von Versuchstieren mit einem malignen Transplantationstumor und von Krebskranken unter dem Einfluss einer unspezifischen Zusatzbehandlung und anderer therapeutischer Maßnahmen“ Greifswald, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, 1977,
  • Oberstleutnant Dr. rer. nat. Eberhard Wulf „Untersuchungen über strukturelle und funktionelle Zusammenhänge bei Abwehrreaktionen im menschlichem Organismus. Eine proteinchemische Studie hinsichtlich der Wechselwirkung von verschiedenartigen Farbstoffen mit Plasmaproteinen und Erythrozyten“ Greifswald, Ernst-Moritz-Arndt-Universität, 1977,

sowie die Beiträge aus der Abteilung Immunologie zur Entwicklung und Überprüfung von immunologischen Methoden zur Bestimmung der Reaktionslage des Organismus bei der Krebskrankheit (Lymphozytenstimulation, Nachweis zirkulierender Antikörper) von Oberstleutnant Dr. med. Zucker und Dr. med. D. Stiller (Literatur bei ZUCKER 1979).

Zum zentralen Forschungsvorhaben 19, Begutachtung der Tauglichkeit und Eignung vor Beginn und während des aktiven Wehrdienstes, kamen die wesentlichsten und zusammenfassenden Arbeiten von Oberst Dr. med. Stengel. Er erweiterte mit seinen Untersuchungen die Kenntnisse über den Gesundheitszustand der wehrpflichtigen Bevölkerung der DDR, über deren häufigste Körperunzulänglichkeiten mit einer Trendberechnung darüber von 1975 bis 1995 und erarbeitete eine interessante anthropometrische Charakteristik der Entwicklung des menschlichen Körpers unter den Bedingungen des Grundwehrdienstes in den Landstreitkräften. 1979 legte er seine Untersuchungsergebnisse in seiner Habilitationsschrift „Über die militärische Tauglichkeit und Eignung der Männer in der Deutschen Demokratischen Republik“ an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald vor.

Gut organisierte Tagungen mit internationaler Beteiligung sollten sowohl die militärmedizinischen Forschungsergebnisse verbreiten als auch Bad Saarow als „Wissenschaftsstandort“ bekannt machen. Markante Veranstaltungen waren diesbezüglich (nach LINDIG 1989)

  • die Tagung der Anästhesisten der Warschauer Vertragsstaaten am 09. und 10. Juni 1972,
  • die XI. Tagung leitender Kader der medizinischen Dienste der Armeen der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages vom 18. bis 23. März 1974, auf der Oberst Dr. med. Werner und Oberstleutnant Dr. med. Stöcker die Ergebnisse der Forschung zur Inneren Militärmedizin und zur Feldchirurgie darlegten,
  • der I. Kongress der Gesellschaft für Militärmedizin der DDR zum Thema „Gesundheitszustand und Leistungsfähigkeit der Bevölkerung im wehrpflichtigem Alter“ vom 24. bis 26. April 1974,
  • die Gemeinschaftstagung der Gesellschaft für Militärmedizin und der Gesellschaft für Oto-Rhino-Laryngologie und zerviko-faziale Chirurgie mit internationaler Beteiligung zu Problemen der Vestibularisforschung vom 05. bis 08. März 1975,
  • die gemeinsame wissenschaftliche Konferenz der Gesellschaft für Militärmedizin - Sektion Innere Militärmedizin - und der Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie der DDR zum Thema „Pharmaka und psychophysische Leistungsfähigkeit“ am 21. und 22. November 1977,
  • der 2. Kongress der Gesellschaft für Militärmedizin zum Thema „Schock und Massenanfall Geschädigter“ vom 14. bis 16. Dezember 1978,
  • die gemeinsame wissenschaftliche Tagung der Gesellschaft für Militärmedizin - Sektion Militärpharmazie -  und der Pharmazeutischen Gesellschaft der DDR zu Problemen der Chemotherapie am 09. und 10. Oktober 1981.

Eine lexikalische Arbeit wurde in Angriff genommen, indem das Wissen der Militärmedizin in komprimierter, immer wieder überarbeiteter Form in der Handbuchreihe „Militärmedizin“ erfasst wurde, an der die Leiter der Kliniken, Institute und Abteilungen des ZL sowie Offiziere und Ärzte der MMS als Autoren beteiligt gewesen sind. Der erste Band „Militärpharmazie und Militärmedizintechnik“ erschien im Oktober 1971. 1975 wurde die 9-bändige Reihe mit den Handbüchern:

  • Feldchirurgie
  • Innere Militärmedizin
  • Medizinische Behandlung und Begutachtung
  • Militärhygiene und Feldepidemiologie
  • Militärtoxikologie und Militärradiologie
  • Militärpharmazie und Militärmedizintechnik
  • Organisation und Taktik des Medizinischen Dienstes
  • Therapieempfehlungen für den Truppenarzt
  • Vorbeugender Gesundheitsschutz

in der Erstfassung abgeschlossen.

Für die akademische Etablierung der Militärmedizin in der DDR war die Gründung der Fakultät Militärmedizin am 26. Februar 1970 an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald ein Meilenstein mit weitreichenden Konsequenzen und   Möglichkeiten für die wissenschaftliche Arbeit.

Gründung

        Gründung der Fakultät Militärmedizin am 26.2.1970 im Konzilsaal der Universität Greifswald

In der Fakultät Militärmedizin als 4.Fakultät im Wissenschaftlichen Rat der Universität Greifswald waren in der ersten Legislaturperiode vertreten:

Prof. Dr. med. habil. Correns   (Universität Greifswald)

Fregattenkapitän Doz. Dr. sc. med. Ewert  (MMS)

Generalmajor Prof. Dr. sc. med. Gestewitz  (ZL)

Major d. R. Doz. Dr. sc. med. Hüller  (Universität Greifswald)

Oberstleutnant  Dr. med. Kalthoff  (Verwaltung Med. Dienst im MfNV)

Fregattenkapitän Dr. med. Lazusch  (MMS)

Oberstleutnant Doz. Dr. med. Letzel  (MMS)

Oberst Doz. Dr. med. Liphardt  (MMS)

Offiziersschüler Oehmer  (MMS)

Prof. Dr. sc. med. Schmidt  (Universität Greifswald)

Oberstleutnant  Doz. Dr. sc. med. Steiner  (MMS)

Oberst  Doz. Dr. med. Steude  (Institut für Luftfahrtmedizin Königsbrück)

Major Dr. med. Stöcker  (ZL)

Oberstleutnant  Doz. Dr. med. Werner  (ZL)

Oberst  Dipl. Gesellschaftswiss. Zippel  (MMS)

 

Zum Dekan der Fakultät und zum Mitglied des Senats der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wurde Generalmajor Prof. Dr. Gestewitz berufen. Die Funktion des wissenschaftlichen Sekretärs der Fakultät wurde Oberstleutnant Dr. med. Schwarzer übertragen (nach Chronik der Fakultät für Militärmedizin, Teil I, 1970-1979). In den nachfolgenden drei Berufungsperioden bis 1981 waren aus dem ZL auch Oberst Dr. sc. med. Lochmann, Oberst Dr. sc. med. Fanter, Oberst Dr. sc. med. Grünewald, Oberst Prof. Dr. sc. med. Heber, Oberstleutnant Dr. sc. med. Mehner und Oberst Prof. Dr. sc. med. Zucker als Mitglieder der Fakultät tätig.

Seit 1973 fanden viele Beratungen der Fakultät für Medizin und der Fakultät für Militärmedizin gemeinsam statt, um das Vorgehen bei der Verbesserung der akademischen Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses miteinander abzustimmen und für die Lehre die vielfältigen Berührungsfelder zwischen der zivilen Medizin und der Militärmedizin aufzudecken. Gemeinsam wurde der „Ratgeber für Doktoranten“, eine verbindliche Anleitung für die wissenschaftlichen Arbeiten und für den Aufbau und die Abfassung von Dissertationen herausgegeben, die später auch prinzipiell an weiteren Universitäten Berücksichtigung fand.

Vorrangig wurden zunächst die Voraussetzungen dafür ausgearbeitet, dass  die Offiziersschüler an der MMS mit Abschluss des Medizinstudiums das Diplom und die Militärärzte im Verlauf der Facharztausbildung den akademischen  Grad Doktor eines Wissenschaftszweiges (Dr. med.) erwerben.

Seit 1972 verließen alle Absolventen die Militärmedizinische Sektion als Diplommediziner  bzw. Diplompharmazeut  (ZÖLLNER 1981). Das war beispielgebend für alle Hochschuleinrichtungen der DDR, an denen Studenten zu Ärzten ausgebildet wurden.

Nachholebedarf gab es bei den Militärärzten in den Lazaretten und vor allem bei den Ärzten im Truppendienst. 1976 übten in der NVA 258 Militärärzte und Militärzahnärzte ihren Dienst aus, die noch nicht promoviert waren. 128 von ihnen waren noch nicht im Besitz des Diploms (Chronik der Fakultät, Teil I, S.76). Diese Ärzte mit gezielten Dissertationsthemen für die wissenschaftliche Arbeit zu gewinnen,  erhöhte nicht nur ihre Repräsentation in der Armee sondern brachte auch ein bisher ungenutztes Potential  in die Forschung ein. Erfahrene, engagierte, selbst wissbegierige Betreuer am Zentralen Lazarett Bad Saarow und an der Militärmedizinischen Sektion in Greifswald mussten die Promovenden auf ihren zunächst ungewohnten Weg begleiten und oft geduldig lenken, um die Forderungen der Fakultät zum Gelingen zu bringen. Und tatsächlich gelang das einem großen Teil davon. 1978 wurden über die Fakultät für Militärmedizin 103 A-Promovenden (davon 53 durch Ärzte des ZL)  wissenschaftlich betreut. Im Verlauf ihres 11jährigen Bestehens von 1970 bis 1981 kamen an der Fakultät für Militärmedizin 104 Promotionsverfahren A und 50 Promotionsverfahren B zur erfolgreichen Verteidigung. 54 Militärärzte erwarben die facultas docendi, die Lehrberechtigung an Hochschulen.

3.4. Ausbildung

Die studentische Ausbildung der Offiziersschüler, die nach bestandenem Physikum zu Offizieren (Unterleutnant) ernannt wurden, fand seit 1955 über die Militärmedizinische Sektion an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald gemeinsam mit den zivilen Kommilitonen statt. Nach erfolgreichen Prüfungen für das Staatsexamen verließen die Militärärzte in der Regel mit dem Dienstgrad Leutnant die MMS und die Universität, absolvierten in Einrichtungen des staatlichen Gesundheitswesens  die Pflichtassistenz und begannen danach als Oberleutnant in den Stäben, Truppen, Lehreinrichtungen und Lazaretten der NVA ihren Dienst als Militärarzt.

Die fachliche Perspektive für den Militärarzt sah bis 1965 vor, dass er nach der Pflichtassistenz für mindestens 5 Jahre in der Truppe als Leiter eines Regiments-Med.-Punktes, als Arzt eines selbständigen medizinischen Bataillons, als Regimentsarzt, Schularzt oder als Arzt im Divisions-Med.-Punkt tätig ist. Während dieser Zeit bestand die Möglichkeit, eine Anerkennung als Facharzt Praktischer Arzt, als Facharzt für Sozialhygiene sowie als Facharzt für Arbeitshygiene nach bestandenem Facharztkolloquium zu erwerben. Nach dieser 5jährigen Truppendienstzeit schied ein großer Teil der Militärärzte aus dem aktiven Wehrdienst aus und übernahm nach entsprechenden Facharztausbildungen an Universitäten oder Krankenhäusern Funktionen im staatlichen Gesundheitswesen. Damit gingen dem Medizinischen Dienst der NVA viele Ärzte mit praktischen militärmedizinischen Kenntnissen und Erfahrungen verloren.

Infolge dessen erließ der Minister für Nationale Verteidigung 1965 die „Ordnung über die Organisation des Gesundheitsschutzes und die Arbeit des Medizinischen Dienstes der Nationalen Volksarmee“. Diese Ordnung erlaubte den Militärärzten, Facharztausbildung in den Disziplinen Arbeitshygiene, Augenheilkunde, Bakteriologie und Serologie, Chirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Hautkrankheiten, Hygiene und Epidemiologie, Innere Medizin, Neurologie, Orthopädie, Pharmakologie, Physiologie und zum Facharzt  Praktischer Arzt (Allgemeinmedizin) zu absolvieren und sicherte damit langfristig einen militärmedizinisch erfahrenen und zugleich gut ausgebildeten Stamm von Ärzten in der NVA, zumal diese Militärärzte nach Beendigung ihrer Facharztausbildung eine 10jährige Mindestdienstzeit in der NVA abzuleisten hatten.

Diese Facharztausbildungen wurden zunächst an den Universitäten und an medizinischen Einrichtungen des staatlichen Gesundheitswesens durchgeführt. Solange die Kliniken und Institute des ZL nur die Berechtigung für einen Teil der Facharztausbildung gehabt hatten, waren feste Ausbildungsvereinbarungen mit der Charité, dem Klinikum Berlin-Buch, dem Bezirkskrankenhaus Frankfurt/Oder, dem Volkspolizeikrankenhaus Berlin und dem Kreiskrankenhaus Eisenhüttenstadt abgeschlossen worden. Mit zunehmender Profilierung und Spezialisierung der Kliniken, Institute und Abteilungen entwickelte sich das ZL zum Zentrum der militärmedizinischen Aus- und Weiterbildung. Ab 1978 konnten am ZL die vollständigen Facharztausbildungen gemäß der Facharzt-, Fachzahnarztordnung der DDR vom 11.08.1978 in den 20 Fachrichtungen absolviert werden:

  • Augenheilkunde
  • Blutspende- und Transfusionswesen
  • Chirurgie
  • Gerichtliche Medizin
  • Anästhesiologie
  • Gynäkologie und Geburtshilfe
  • Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
  • Haut- und Geschlechtskrankheiten
  • Innere Medizin
  • Kinderheilkunde
  • Mikrobiologie
  • Neurochirurgie
  • Neurologie und Psychiatrie
  • Orthopädie
  • Pathobiochemie und Labordiagnostik
  • Pathologisch Anatomie
  • Physiotherapie
  • Radiologie
  • Urologie
  • Allgemeine Stomatologie

Zur Organisation der Aus- und Weiterbildung am ZL wurden im Stellvertreterbereich Wissenschaft und Ausbildung 1972 die „Arbeitsgruppe Ausbildung“ unter Leitung von Oberstleutnant Dr. med. Wolff und 1976 die „Abteilung Ausbildung“ unter Leitung von Oberstleutnant Dr. med. Rogowitz  eingerichtet.

Die Prüfungen, seit 1979 Kolloquien, am Ende der Facharztausbildung fanden vor den Zentralen Fachkommissionen der Akademie für Ärztliche Fortbildung statt. In diesen Kommissionen waren auch 21 Ärzte des ZL, in der Regel die Leiter der zur Ausbildung berechtigten Kliniken, Institute und Abteilungen, tätig.

Von 1961 bis 1977 schlossen 120 Militärärzte des ZL und von 1978 bis 1981 39 Militärärzte und 10 Ärzte als Zivilbeschäftigte am ZL ihre Facharztausbildungen ab (Chronik des ZL, Teil I und II).

Die Weiterentwicklung der hochspezialisierten Diagnostik und Therapie am ZL verlangte auch eine zunehmende Spezialisierung der in diesen Arbeitsbereichen tätigen Ärzte, die Subspezialisierung über die postgraduale Ausbildung. Durch Hospitationen in der Charité und im Klinikum Berlin-Buch erwarben 1977/1978 als erste Ärzte Oberst Dr. med. Koenig (Nephrologie), Oberst Dr. sc. med. Mücke  (Nephrologie), Oberst Dr. med. Stöcker (Traumatologie), Oberstleutnant Dr. med. Edith Jaworski (Gastroenterologie) und Oberstleutnant Dr. med. Erika Kühn (Phoniatrie) diese Subspezialisierungen. Bis zur Gründung der Militärmedizinischen Akademie 1981 kamen weitere Subspezialisierungen für Hämatologie, Infektions- und Tropenkrankheiten, Kardiologie/Angiologie, Pulmologie sowie Herz- und Gefäßchirurgie hinzu.

Die Ausbildung des mittleren medizinischen Personals begann am ZL 1964, indem Schwesternschülerinnen ihre praktische Ausbildung in Kliniken des ZL verrichteten. Nachdem  in der DDR die medizinischen Fachschulen gegründet worden waren, an denen die Fachschulstudenten ihre Ausbildung zu Krankenschwestern, Kinderkrankenschwestern und medizinisch-technischen Assistentinnen mit Facharbeiterabschluss erhielten, wurden vertragliche Ausbildungsvereinbarungen mit den medizinischen Fachschulen in Berlin, Cottbus, Potsdam, Eberswalde und Eisenhüttenstadt geschlossen, in denen der eigenverantwortliche Anteil der Ausbildung am ZL festgelegt war. Besonders eng und intensiv gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der medizinischen Fachschule in  Eisenhüttenstadt, indem die Fachschulstudentinnen in den ersten beiden Studienjahren im 4wöchigen Wechsel ihre Ausbildung an der medizinischen Fachschule  und im ZL durchführten. Im 3. Studienjahr arbeiteten die Fachschulstudentinnen bis zur Prüfung ausschließlich im ZL. Über die Lehrausbilder (ab 1974 Medizinpädagogen) Renate Barth, Vera Matthes, Liselotte Michaelis, Gisela Neubauer, Christa Noack und die Abteilungsschwestern Oberleutnant Irmgard Jürschick, Oberleutnant Monika Schützenmeister und Elisabeth Schaumann wurden die etwa 100 Fachschüler der drei Studienjahre geführt, angeleitet und auf die Examina vorbereitet.

Im Mai 1978 begann im ZL der erste Lehrgang – später folgten weitere – zur Ausbildung von Fachkrankenschwestern, die als leitende Schwestern in den Kliniken eingesetzt werden konnten. 33 erfahrene Schwestern aus Kliniken des ZL und Kliniken des staatlichen Gesundheitswesens  erhielten die Möglichkeit, über einen Lehrgang innerhalb von 18 Monaten eine höhere Qualität in ihrer Berufsentwicklung zu erreichen. Der erste Lehrgang konnte von den ZL-Schwestern Feldwebel Gisela Berlin, Feldwebel Sabine Gramatzki, Feldwebel Christa Neetz, Feldwebel Christa Russe und den zivilbeschäftigten Schwestern  Karin Müller und Elke Pfeiffer erfolgreich abgeschlossen werden.

Mit der Einführung des sog. berufspraktischen Vorstudienjahres,  in dem künftige Medizinstudenten in der DDR durch praktische einjährige Arbeit unter Anleitung mit der Krankenpflege in stationären klinischen Einrichtungen vertraut gemacht werden sollten, begannen auch im September 1976 erstmalig 33 Offiziersschüler die berufspraktische Ausbildung im ZL. Von 1976 bis 1981 schlossen insgesamt 212 Offiziersschüler diese Ausbildung zum Facharbeiter Krankenpflege ab und nahmen daraufhin ihr Studium über die MMS an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald auf.

Nach erfolgreichem Staatsexamen oblag den Ärzten die sog. Pflichtassistenz, eine einjährige praktische Tätigkeit unter Verantwortung der Ausbilder, um die Approbation zu erhalten, die die Voraussetzung zur selbständigen, eigenverantwortlichen ärztlichen Tätigkeit ist. Neben den Absolventen der MMS, die ihre Pflichtassistenz im ZL ableisteten (aber auch an Universitätskliniken oder Einrichtungen des staatlichen Gesundheitswesens diesbezüglich arbeiten durften) wurden seit 1977 regelmäßig zivile Ärzte in ihrer Pflichtassistenz im ZL betreut, die die Absicht hatten, als „Offiziere auf Zeit“ im Truppendienst , in der Regel als Leiter eines Regiments-Med.-Punktes,  zu arbeiten.

Die Militärmedizinische Akademie

1. Gründung der Militärmedizinischen Akademie; Wissenschaftlicher Rat und Einrichtung der Lehrstühle an der Militärmedizinischen Akademie

Auf Beschluss des Ministerrates der DDR vom 12. August 1981 wurde mit Wirkung vom 01. Dezember 1981 die Militärmedizinische Akademie als eine Hochschule der DDR mit Sitz in Bad Saarow gebildet.

Damit war die DDR innerhalb der Staaten der Warschauer Vertragsorganisation keineswegs vorgeprellt. Nach dem Vorbild der Militärmedizinischen Akademie „S. M. Kirow“ in Leningrad hatten bereits 1958 die polnischen Streitkräfte ihre Militärmedizinische Akademie „Boleslaw Szarecki“ in Lodz gegründet. Ihnen folgten die Ungarn, und die tschechoslowakischen Militärmediziner hatten ihr akademisches Zentrum in der Hochschule „E. J. Purkyne“ in Hradec Kralove eingerichtet.

Neben einer gewissen Repräsentation und der vollendeten akademisch-rechtlichen Einbindung der Militärmedizin in die Hochschullandschaft der DDR hatte die Errichtung der MMA einen realen pragmatischen Sinn. Das medizinisch-wissenschaftliche Potential des personell relativ schmalen und über die gesamte DDR ausgebreiteten Medizinischen Dienstes musste gebündelt werden. Insbesondere in der Forschung waren Spitzenleistungen mehr und mehr an die interdisziplinäre Zusammenarbeit gebunden, so dass es zweckmäßig wurde, viele verschiedene Fachrichtungen an einem Ort zu konzentrieren mit den Möglichkeiten gegenseitiger Anregungen, Durchdringung und Vernetzung von Arbeiten. Den wissenschaftlich interessierten Militärärzten in der Peripherie, die ihre Forschungen abends nach Dienst und in der Freizeit zu verwirklichen versuchten, musste die Chance eingeräumt werden, diese Arbeiten als geplante, in den Dienstplänen auch zeitlich ausgestattete Tätigkeiten, im Rahmen festgelegter Forschungsvorhaben  erfüllen zu können. In der Lehre profitierten vor allem die Lernenden von der Situation, an einem Ort unter relativ guten materiellen und räumlichen Bedingungen die Lehrer der verschiedenen Fachrichtungen zur Verfügung zu haben. In der medizinisch-klinischen Arbeit am Patienten und in der Forschung  konnten seit den 70er Jahren nur noch solche Einrichtungen erfolgreich sein, die über die teuren medizinischen Großgeräte verfügten. Deshalb war es auch für die Militärmedizin ein Gebot der Wirtschaftlichkeit, medizinische Hochleistungstechnik an einem Ort zu konzentrieren, diese interdisziplinär und wegen des schnellen Werteverfalls  ausschöpfend zu nutzen. Diesem Ansatz folgend entfaltete sich das ZL zur MMA, zum Zentrum der Militärmedizin in der DDR.

Am 07. Dezember 1981 fand der offizielle Akt der Bildung der Militärmedizinischen Akademie mit der Gründungsveranstaltung und einem Empfang des Ministers für Nationale Verteidigung, Armeegeneral Heinz Hoffmann, statt, an dem 287 geladene Gäste, unter ihnen die Minister für Hoch- und Fachschulwesen, Prof. Dr. h.c. Hans Joachim Böhme und für das Gesundheitswesen, Prof. Dr. sc. med. Ludwig Mecklinger, Repräsentanten der Universitäten und Hochschulen der DDR und des öffentlichen Lebens, teilnahmen. Die Chefs der sowjetischen Militärakademie, Generaloberst Prof. Dr. N. G. Ivanow, der tschechoslowakischen Militärakademie, Generalmajor Prof. Dr. Vanjasek und der polnischen Militärakademie, Oberst Prof. Dr. Tkaczewski, gehörten neben hohen Militärs der NVA zu den geladenen Gästen.

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        Festveranstaltung zur Gründung der Militärmedizinischen Akademie am 07.12.1981

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            Festansprache des Ministers für Nationale Verteidigung, Armeegeneral Hoffmann

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      Blick in das Auditorium Minister für Gesundheitswesen, Prof. Mecklinger, Generaloberst Prof. Ivanow, Generalmajor Prof. Vanjasek,  Oberst Prof. Tkaczewsli

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      Der Minister für Hoch- und Fachschulwesen der DDR, Prof. Böhme, überreicht die Gründungsurkunde der Militärmedizinischen Akademie an Generalleutnant Prof. Gestewitz

Urkunde

              Urkunde über die Gründung der Militärmedizinischen Akademie

Die Festansprache hielt der Minister für Nationale Verteidigung. Als Aufgaben der MMA formulierte er zusammengefasst die

  • hochspezialisierte medizinische Betreuung der Armeeangehörigen und Zivilbeschäftigten der NVA,
  • militärmedizinische sowie militärtechnische Forschung und Entwicklung für die medizinische Sicherstellung der Landesverteidigung,
  • Aus- und Weiterbildung von Militärärzten, -zahnärzten, -apothekern im aktiven und im Reservewehrdienst,
  • Aus- und Weiterbildung von Fachschulkadern des Medizinischen Dienstes der NVA.

Mit Befehl Nr. 128/81 des Ministers für Nationale Verteidigung  wurde der bisherige Chef des ZL, Generalleutnant Prof. Dr. Hans-Rudolf Gestewitz, zum Chef der MMA ernannt.

In der Vorbereitungsphase der MMA-Gründung wurde am 11. November 1981 die Fakultät für Militärmedizin an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald aufgelöst. Die Zusammenarbeit für den regulären Abschluss aller an der Fakultät für Militärmedizin begonnenen Arbeiten und insbesondere der noch nicht abgeschlossenen Promotionsverfahren protokollierten der damalige Rektor der Universität, Prof. Dr. sc. nat. Birnbaum und der Dekan der Fakultät Militärmedizin, Generalleutnant Prof. Dr. Gestewitz. 196 bestätigte Dissertationsthemen und 44 Anträge auf Eröffnung eines Promotionsverfahrens wurden übernommen und kontinuierlich weitergeführt.

Der Minister für Hoch-und Fachschulwesen veranlasste die Umberufung der 18 Hochschullehrer des ZL, die als Honorarprofessoren (11) bzw. als Honorardozenten (7) an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität tätig waren, zu ordentlichen Professoren und Hochschuldozenten an die Militärmedizinische Akademie. Dieser feierliche Akt wurde am 03.12.1981 mit der Überreichung der Berufungsurkunden durch den damaligen Stellvertreter des Ministers und Chef der Rückwärtigen Dienste, Generalleutnant Joachim Goldbach, vollzogen.

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    Umberufung der Hochschullehrer des ZL, die als Honorarprofessoren/Honorardozenten an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität tätig waren, zu ordentlichen Professoren/Hochschuldozenten der Militärmedizinischen Akademie durch Generalleutnant Goldbach

Urkunde1

Urkunde2

Eine konzeptionelle Voraussetzung, um die wissenschaftlichen Kapazitäten im Medizinischen Dienst der NVA zu konzentrieren, ihre Aktivitäten auszurichten und in gemeinsame größere Vorhaben einfließen zu lassen, war die Bildung des Wissenschaftlichen Rates der MMA. Auf einer festlichen Sitzung am 18.12.1981 wurden durch den Chef der MMA 43 Generale und Offiziere, Vertreter aller Zweige der Militärmedizin und der Praxis der medizinischen Sicherstellung, davon 28 aus der MMA, in den Wissenschaftlichen Rat der MMA berufen  (Anlage 2:  Zusammensetzung des am 18. Dezember 1981 konstituierten Wissenschaftlichen Rates der MMA).

In den ersten Jahren seiner Tätigkeit beschäftigte sich der Wissenschaftliche Rat schwerpunktmäßig mit

  • der Koordinierung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der MMA, der MMS, dem Institut für Luftfahrtmedizin und dem Marinemedizinischen Zentrum;
  • der Erarbeitung von Grundsätzen und Zielrichtungen der militärmedizinischen Forschungen bis 1990;
  • der Organisation und Durchführung der Aus- und Weiterbildung militärmedizinischer Hoch- und Fachschulkader;
  • der Bildung und Ausgestaltung der Lehrstühle und dem Aufbau und der Formierung des Lehrkörpers.

Mit der Einführung des neuen Stellenplanes 1986 an der MMA konnten die vorgesehenen 25 Lehrstühle an der MMA eingerichtet und personell besetzt werden (Übersicht über die an der MMA mit Wirkung vom 01. Dezember 1986 gebildeten Lehrstühle):

Lehrst

 

2. Lageplan; Gebäude der MMA

Der Lageplan zeigt die Liegenschaft der MMA im Jahr 1990.

Die Gebäude der MMA hatten die Bauten des Zentralen Lazarettes der NVA zur Grundlage. Im September 1981 konnte das Mehrzweckgebäude (Nr. 32) fertiggestellt werden, in das mit der Gründung der MMA  im Dezember 1981 die Bibliothek (Allgemeine Bibliothek und Fachbibliothek), die Informations- und Dokumentationsstelle und die Abteilung militärmedizinische Ausbildung Einzug halten konnten.

Im Mai 1982 wurde das neu erbaute viergeschossige Institutsgebäude (Nr.26 und 27) dem Institut Nuklearmedizin mit den beiden unteren Etagen und dem Institut Klinische Chemie und Hämatologie mit den beiden oberen Etagen übergeben.

Im März 1984 wurde der Anbau an das Hauptgebäude (Nr. 28) zum Abschluss gebracht, der die Abteilung  Neurochirurgie und die rekonstruierte und erweiterte Abteilung  Physiotherapie aufnahm.

!990 wurde die MMA Standort für den Rettungshubschrauber „Christoph 37“, einen speziell umgebauten NVA- Hubschrauber vom Typ Mi 8-S, der vom NVA-Transportfliegergeschwader Marxwalde (jetzt wieder Neuhardenberg genannt) betreut und geflogen wurde, der mit seiner Ausstattung nahezu alle lebensbedrohenden Notfälle diagnostizieren und erstbehandeln ließ, gleichzeitig bis zu 3 Patienten transportieren konnte und innerhalb von maximal 15 Minuten nach Alarmierung alle Orte im Umkreis von 50 km um Bad Saarow erreichen konnte.

Lagepl

 

3. Struktur der MMA

Das Schema zur Struktur der Militärmedizinischen Akademie basiert auf dem letzten STAN (Stellenplan und Ausrüstungsnachweis) von 1986.

struktur

 

3.1. Die Leitung der MMA

Chef der MMA

Als Chef der MMA war von Beginn ihrer Gründung an bis 1988 Generalleutnant OMR Prof. Dr. sc. med. Dr. h.c. Hans-Rudolf Gestewitz im Amt. Nach seinem Ausscheiden aus Altersgründen in den Ruhestand übernahm Generalmajor OMR Prof. Dr. sc. med. Günter Werner die Leitung der MMA. Infolge des gesellschaftspolitischen Umbruchs in der DDR wurde 1990 Oberst MR Prof. Dr. sc. med. Helmut Reichelt vom Minister für Abrüstung und Verteidigung, Rainer  Eppelmann, als Chef der MMA ernannt.

Generalleutnant Prof. Dr. sc. med. Hans-Rudolf Gestewitz  (1981 – 1988)

gestewitz

Hans-Rudolf Gestewitz  wurde am 12. Dezember 1921 als Sohn eines Arztes in Satow, Kreis Rostock, geboren. Seine Schulzeit beendete er 1939 an der Großen Stadtschule in Rostock mit der Hochschulreife. Nach einjähriger Arbeitsdienst-Verpflichtung wurde er Soldat im 9. Infanterieregiment Potsdam und musste im II. Weltkrieg an den Kämpfen gegen Frankreich, am Balkanfeldzug und am Krieg gegen die Sowjetunion teilnehmen. Während des Militärdienstes, wegen drei schwerer Verwundungen beurlaubt, konnte Hans-Rudolf Gestewitz zunächst 1943 ein Medizinstudium an der Universität Rostock aufnehmen, das er gegen Kriegsende unterbrechen musste, um als Feldunterarzt nochmals in der Wehrmacht Dienst zu leisten.

Nach Rückkehr aus britischer Gefangenschaft setzte er das Medizinstudium in Erlangen und in Hamburg fort, legte 1948 in Hamburg das medizinische Staatsexamen ab und wurde 1949 mit der Arbeit „Untersuchungen über den Einfluss von Wetterveränderungen auf den Malaria-Erstanfall und das Rezidiv“ am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und Schiffskrankheiten Hamburg zum Dr. med. promoviert. Im Stadtkrankenhaus Bad Wildungen, in Auerbach/Vogtland und in Magdeburg absolvierte er die Facharztausbildung, die er 1952 als Facharzt für HNO-Krankheiten abschloss. Danach konnte er als Abteilungsarzt an der Charité tätig sein. Im Oktober 1952 wurde er vom Zentralkomitee der SED  ersucht, nach Errichtung des Zentralkrankenhauses der KVP die Leitung der HNO-Klinik zu übernehmen, die er dann auch bis 1968 ununterbrochen führte neben seiner Tätigkeit als Chef des Zentralen Lazarettes der NVA, in die er 1960 berufen worden war. !962 verteidigte er seine Habilitationsschrift über Schalldruckmessungen im Gehörgang an der Humboldt-Universität Berlin und wurde 1969 Honorarprofessor. Nach der Gründung der Fakultät für Militärmedizin im Februar 1970 wurde General Prof. Gestewitz zum Dekan der Fakultät berufen.  Mit der Bildung der Militärmedizinischen Akademie am 01.12.1981 wurde er ihr erster Chef und blieb in diesem Amt bis 1988, da er im Alter von 67 Jahren aus der Funktion ausscheiden musste. General Prof. Gestewitz war u.a. Mitglied im Rat für Medizinische Wissenschaften beim Minister für Gesundheitswesen und im Koordinierungsrat der medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften der DDR. Hans-Rudolf Gestewitz starb 1998. 

Generalmajor  Prof. Dr. sc. med. Günter Werner (1988 – 1990)

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Generalmajor Prof. Dr. Günter Werner wurde am 20. 06.1931 in Weischlitz bei Plauen/Vogtland als Sohn eines Arbeiters geboren. Nach  der Grundschule 1945 und einer Lehre als Landwirtschaftsgehilfe von 1945 – 1949 konnte er als Student der Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) das Abitur 1951 ablegen und begann ein Medizinstudium in der Sowjetunion. Nach der Gründung der Kasernierten Volkspolizei in der DDR trat Günter Werner 1955 in diese ein und setzte, jetzt als Student und Offiziershörer  an der Militärmedizinischen Sektion der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, das Medizinstudium bis zum Staatsexamen 1957 fort. Nach der Pflichtassistenz begann er die Facharztausbildung im Fachgebiet Innere Medizin 1958 an der Medizinischen Klinik der Universität Greifswald,

wechselte 1959 an das Zentrale Armeelazarett Bad Saarow, wo er 1963 seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin abschloss. 1968/69 absolvierte er einen Fortbildungskurs  an der Militärmedizinischen Akademie „S. M. Kirow“ in Leningrad und wurde danach von 1969 bis 1972 als Stellvertreter für Klinische Arbeit des Leiters der Medizinischen Klinik im Zentralen Lazarett der NVA Bad Saarow eingesetzt. Von 1972 an bis 1988 leitete er die Medizinische Klinik.

1972 habilitierte sich Günter Werner an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald im Fachgebiet Innere Medizin und wurde 1975 zum Professor berufen. 1986 erhielt er den Lehrstuhl für Innere Medizin an der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow

Von 1967 bis 1968 leitete Günter Werner die „Arbeitsgemeinschaft Innere Militärmedizin“, aus der später der Lehrstuhl für Innere Militärmedizin wurde. Nach der Gründung der Gesellschaft für Militärmedizin der DDR wurde er 1971 zum Vorsitzenden der Sektion Innere Militärmedizin in dieser Gesellschaft gewählt. Diese Funktion hatte er bis zur Auflösung der Gesellschaft 1990 inne.

!978 wurde Prof. Werner zum Generalmajor ernannt. Nach dem Ausscheiden von Generalleutnant Prof. Gestewitz aus dem Amt des Chefs der MMA wurde Generalmajor Prof. Werner am 01. 12. 1988 in diese Stellung eingesetzt (WIKIPEDIA vom 15.12. 2016).

Der Amtsantritt von General Prof. Werner fiel zeitlich in den Beginn der „digitalen Welt“, zumindest in die Zeit, in der Computer umfassend an Arbeitsplätzen eigesetzt wurden. Ganz folgerichtig hatte er sich für seine Amtszeit daher zunächst das Ziel gestellt, alle Prozesse, die nicht unmittelbar am Patienten geschehen, zu  rationalisieren, um Zeit zu gewinnen, Geld zu sparen, vor allem aber um Arbeitskräfte, an deren Aufstockung in dieser Zeit nicht mehr zu denken war, für kreative Arbeit und Betreuungsleistungen freizusetzen. Er begann, nicht zweckgebundene Mittel für die Anschaffung von Computern einzusetzen. Er ließ ein Computer-Lehrkabinett einrichten und drängte auf die Ausbildung geeigneter Mitarbeiter in Computerkursen. Es war ihm jedoch nicht vergönnt, der Fortentwicklung der MMA seinen Stempel aufzuprägen. Nach nur reichlich eineinhalb Jahren Amtszeit wurde er infolge des gesellschaftspolitischen Umbruchs in der DDR im September 1990 mit der Weisung des Ministers für Abrüstung und Verteidigung, Eppelmann, alle Offiziere, die das 55. Lebensjahr überschritten hatten in den Ruhestand zu versetzen, aus der NVA und seinem Amt entlassen.

Günter Werner starb am 01. August 1998.

Oberst Prof. Dr. med. habil. Helmut Reichelt

Reichelt

Prof. Dr. Helmut Reichelt wurde am 27. März 1938 als Sohn eines Eisenbahners in Niederwiesa, nahe Chemnitz, geboren. Von 1944 bis 1952 besuchte er die Grundschule in Niederwiesa und von 1952 bis 1956 die Erweiterte Oberschule in Flöha. Nach dem Abitur 1956 studierte er als Offiziersschüler bzw. nach dem Physikum als Offizier an der Militärmedizinischen Sektion der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald Medizin, legte dort 1962 das Staatsexamen ab und wurde im selben Jahr zum Dr. med. promoviert. Nach Pflichtassistenz, Truppendienst in der 7. PD in Dresden und Tätigkeit im Armeelazarett Leipzig arbeitete er von 1965 bis 1971 in der Medizinischen Klinik der Universität Leipzig und schloss 1969 dort seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin ab.

Von 1972 bis 1981 war er im Lazarett der NVA Dresden als Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin und als Leiter des medizinischen Labors  sowie an der Medizinischen Akademie Dresden tätig und erwarb die Anerkennung als Facharzt für Pathobiochemie und Laboratoriumsdiagnostik. 1978 habilitierte er sich im Fachgebiet Innere Medizin an der Universität Greifswald.

Nach der Gründung der Militärmedizinischen Akademie in Bad Saarow 1981 wurde er zum Leiter des Instituts für Klinische Chemie und Hämatologie berufen, wurde 1985 Oberst im Medizinischen Dienst der NVA und 1986 Professor mit Lehrstuhl  für Pathobiochemie und Laboratoriumsdiagnostik. Ausgefüllt war diese Zeit vor allem mit Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Laborschnelldiagnostik und der Entwicklung von Blutersatzmitteln. Für die Herstellung eines synthetischen „bioaktiven einheilenden Knochen- und Zahnersatzes“ erhielt er 1989 den Nationalpreis der DDR.

Im September 1990 wurde Oberst MR Prof. Dr. sc. med. Helmut Reichelt durch den Minister Rainer Eppelmann zum Chef der MMA berufen. Unmittelbar nach der Vereinigung Deutschlands, nach dem Übergang der Befehlsgewalt über die bisherige NVA auf das Bundesministerium für Verteidigung, erging an Oberst Prof. Reichelt die Weisung, die MMA bis Jahresende 1990 vollständig aufzulösen und alle Beschäftigten zu entlassen. Mit dem unbedingten Willen, diese Zerstörung zu verhindern, war die Amtszeit von Oberst Prof. Reichelt charakterisiert durch ständige zähe Verhandlungen, durch Taktieren und Lavieren, um Befehle zu umgehen und mit dem Bemühen, eine geeignete Perspektive für die Einrichtung zu finden. Als Oberstarzt Prof. Reichelt am 31.12.1990 aus der Bundeswehr entlassen wurde, hatte er erreicht, dass die MMA als medizinische Einrichtung, als Klinikum unter ziviler Trägerschaft, fortbestehen konnte.

Stellvertreter für Medizinische Fragen

Als Stellvertreter des Chefs für Medizinische Fragen und gleichzeitig erster Stellvertreter des Chefs war seit 1976 Generalmajor OMR Prof. Dr. sc. med. Werner Bousseljot im Amt. General Prof. Bousseljot war zuvor Oberarzt an der Neurologischen Klinik gewesen und verfügte über vieljährige klinische Erfahrungen. Im September 1990 musste auch er als Offizier, der das 55. Lebensjahr überschritten hatte, die NVA und die MMA verlassen. Sein Nachfolger wurde von Oktober bis zum Jahresende 1990 Oberst Dr. med. Klaus Frenzel.

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       Stellvertreter des Chefs der MMA: Generalmajor Prof. Dr. Bousseljot, Oberst Prof. Dr. Zucker, Oberst Prof.Dr. Kalthoff  (v.l.n.r.)

 

Stellvertreter für Forschung  

Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Gerd Zucker leitete seit 1967 als Stellvertreter des Chefs  die Bereiche  Wissenschaft und Ausbildung. Mit dem Stellenplan von 1981 wurde diese Planstelle als Stellvertreter des Chefs für Forschung ausgewiesen.

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                        Oberst Prof. Dr. Gerd Zucker

Auch Oberst Prof. Zucker wurde im September 1990 aus der NVA entlassen. Oberst Prof. Reichelt, damals gerade Chef der MMA geworden, sorgte durch Verhandlungen im Ministerium für Abrüstung und Verteidigung dafür, dass Prof. Zucker als Zivilbeschäftigter in seiner Funktion weiterarbeiten konnte, um die anhängenden Promotionsverfahren zum Abschluss zu führen und  auch dem Chef der MMA mit Rat zur Seite stehen zu können.

 Stellvertreter für Ausbildung

Der mit der Bildung der MMA neu geschaffene Stellvertreterbereich Ausbildung wurde von Anfang an durch Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Roland Kalthoff  besetzt. Oberst Prof. Kalthoff war mehrere Jahre lang als Stellvertreter des Chefs Medizinischer Dienst im MfNV  tätig gewesen, kannte die Strukturen des Medizinischen Dienstes in allen Einzelheiten und war auch mit den meisten der dort Tätigen persönlich bekannt, was ihm in der dienstlichen Kommunikation sehr zugute kam. Oberst Prof. Kalthoff wurde im September 1990 aus der NVA entlassen und schied damit aus der MMA aus.

Stellvertreter für Politische Arbeit

Oberst Dipl. Phil. Karl Brinkmann, 1926 geboren, übernahm bereits 1958 die Leitung der politischen Arbeit am damaligen Lazarett der NVA, die er bis Ende 1982 ausübte. Neben seiner dienstlichen Tätigkeit absolvierte er ein Fernstudium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, das er 1970 mit dem Grad eines Diplom- Philosophen abschloss. Während seiner vieljährigen Tätigkeit in Bad Saarow  veröffentlichte er zahlreiche Publikationen zu Problemen der Führung der politischen Arbeit, der Entwicklung von Masseninitiative und sozialistischer Gemeinschaftsarbeit sowie zu ideologischen Aspekten der Rationalisierung im medizinischen Dienst.

Nach dem Ausscheiden von Oberst Brinkmann aus dem aktiven Wehrdienst übernahm am 01.12.1982 Oberst Dipl. rer. mil. Peter Lindig die Funktion des Stellvertreters des Chefs für Politische Arbeit an der MMA.

Stellvertreter für Allgemeine Fragen

Den Stellvertreterbereich Allgemeine Fragen leitete von 1974 an bis September 1990 Oberst Dipl.-Oec. Friedrich Hrdina. Oberst Hrdina war in diesem Bereich auch verantwortlich für die Gefechtsbereitschaft der MMA und organisierte das Training einzelner Elemente der Gefechtsbereitschaft an den sogenannten Tagen der Gefechtsbereitschaft, die einmal monatlich geplant wurden.

Stellvertreter Rückwärtige Dienste

Bis 1974 gehörte die Führung der Rückwärtigen Dienste zu den funktionellen Pflichten des Stellvertreters für  Allgemeine Fragen. Von 1975 an wurden die Rückwärtigen Dienste in einem eigenen Stellvertreterbereich      zusammengefasst, der von 1975 bis 1983 durch Oberst Lothar Eilenberg, von 1983 bis 1987 durch Oberstleutnant Detlef Neumann und von 1987 bis 1990 durch Oberst Dipl.-Krankenpfleger Gerhard Strübing  geleitet wurde.

stellvertr

      Die Stellvertreter des Chefs der MMA, Oberst Lindig (untere Reihe,3. v.l.), Oberst Hrdina (untere Reihe ,r.außen) sowie die Leiter der Kliniken, Institute und Abteilungen bei einem Besuch im Gaskombinat „Schwarze Pumpe“ am 15.09.1988

 

3.2. Die Kliniken, Institute und Abteilungen der MMA 

Struktur   

Die wiedergegebene Struktur der Kliniken, Institute und Abteilungen beruht auf dem STAN von 1986. Das medizinische Leistungsspektrum wurde im Oktober 1990 als Dokumentation von den Leitern der Kliniken, Institute und Abteilungen angefertigt. Diese Dokumentation war für Oberst Prof. Reichelt als Grundlage für die Verhandlungen zur Übernahme der MMA in eine zivile Trägerschaft vorgesehen.

SMMA

Strukturschema der Militärmedizinischen Akademie

SMMA2

Strukturschema der Militärmedizinischen Akademie Teil 2

SMMA3

Strukturschema der Militärmedizinischen Akademie Teil 3

SMMA4

Strukturschema der Militärmedizinischen Akademie Teil 4

 

Personelle Besetzung, Arbeitsgebiete und medizinisches Leistungsspektrum

Augenklinik

Leiter: Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Herbert Grünewald (seit 01. 01.1962)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberstleutnant Dr. Herbert Scholz

Leiter der Fachpoliklinik: Oberst Dr. sc. med. Wilfried Eichhorn

Personal: 6 Ärzte, 2 Ärzte in Ausbildung, 13 Schwestern, davon eine Op.-Schwester, 1 Med.-Fachschulabsolvent

Bettenzahl: 20

Leistungsspektrum

Operative Leistungen:

Kataraktchirurgie mit Implantation von Intraokularlinsen; Kontaktlinsenzentrum;

Glaukom- Chirurgie;

Augenunfall- Chirurgie;

Chirurgie der Netzhautablösungen;

Strabismus- Chirurgie;

Kryo-Laser-Therapie bei Tumoren und Veränderungen durch Diabetes mellitus;

Tumor-und plastische Chirurgie des Orbitaeinganges;

Diagnostische Leistungen:

Elektrophysiologische Untersuchungen des Auges;

Objektive Visusprüfung und objektive Adaptometrie;

Nyktometrie;

Ultraschalldiagnostik von Auge und Orbita;

CT-Diagnostik an Auge und Orbita;

Fluoreszenzangiographie der vorderen und hinteren Augenabschnitte.

 

Chirurgische Klinik

Leiter: Oberst  Doz. Dr. sc. med. Bernd Brückner (seit  01.12.1988)

Generalmajor OMR Prof. Dr. sc. med. Gerhard Lochmann (1970 - 30.11.1988)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberst Doz. Dr. sc. med. Bernd Brückner (bis 30.11.88)

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Oberst Dr. sc. med. Gerd Tauscher

Leiter/Lehrstuhlleiter Feldchirurgie: Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Lothar Stöcker

Leiter des Feldchirurgischen Kabinetts: Oberstleutnant Dr. sc. med. Siegmar Kühn

Leiter/Oberarzt des Fachbereiches Herz-und Gefäßchirurgie: Oberstleutnant Dr. med. Herbert Volkmar

Leiter/Oberarzt des Fachbereiches Traumatologie: Dr. med. Siegfried Swaczina

Leiter der Fachpoliklinik: Oberst Dr. med. Benno Tschentschel

Personal: 11 Ärzte, 6 Ärzte in Weiterbildung, 49 Krankenschwestern, davon 13 Op.-Schwestern, 5 Sekretärinnen

Bettenzahl: 100

Leistungsspektrum

Fachbereich Allgemeinchirurgie:

Chirurgie des Magen-Darm-Traktes, der Gallenblase und der Gallenwege einschließlich Lithotripsie (ESWL) von Gallensteinen; Chirurgie des Pankreas;

Teilresektionen der Leber bei benignen Tumoren, Metastasen sowie Verletzungen;

Chirurgie der Schilddrüse;

Chirurgie ano-rektaler Erkrankungen;

Chirurgie maligner Hauttumoren, insbesondere des malignen Melanoms;

Fachbereich Thorax-und Gefäßchirurgie:

Chirurgie der Lunge und des Mediastinums (außer Trachea und Ösophagus) vor allem bei Tumorerkrankungen;   Operative Therapie bei Gefäßerkrankungen;

Pacemaker-Chirurgie;

Hämodialyse- Shunts;

Fachbereich Traumatologie:

Spezialisierte Versorgung Schwer- und Mehrfachverletzter, vor allem im Schultergürtel-,Becken- und Gliedmaßenbereich einschließlich aller Weichteilverletzungen; hochspezialisierte Handchirurgie;

Therapie von Verbrennungen der Körperoberflächen;

Therapie der Spätfolgen von Unfällen; Korrekturosteotomien.   

 

Frauenklinik und Geburtshilfe

Leiter: Oberst MR Dr. sc. med. Hans Schlosser (seit 01.01.1984)

Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Fritz-Wilhelm Steffen (1965 – 1983)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberst Dr. med. Sonja Werner

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit / OA im Kreißsaal: Dr. med. Ullrich Horn

Leiter der Fachpoliklinik: Dr. med. Ingo Teichmann

Bettenzahl: 25 Betten Gynäkologie, 30 Betten Geburtshilfe

Leistungsspektrum

Abdominale und vaginale Operationen:

Uterusexstirpation mit/ohne Adnexe ;

Harninkontinenzoperationen, Sphinkterplastiken;

Sterilitätsoperationen ( Stomatoplastik, Operation nach STRASSMANN, Adhäsiolysen );

Karzinomchirurgie:

Chirurgie des Ovarialkarzinoms;

Chirurgie des Uteruskarzinoms nach WERTHEIM –MAIGS;

Mammaradikaloperationen;

Polychemotherapie;

Plastische Chirurgie:

Mammareduktion, Mammaaugmentation, Mammarekonstruktion nach Radikaloperationen;

Bauchdeckenplastik;

Geburtshilfe:

Therapie der drohenden Frühgeburt/Retardierung;

Präpartales Monitoring (Sonographie, Kardiotokographie);

Entbindung mit direkter kontinuierlicher Fetalüberwachung einschließlich telemetrischer Kardiotokographie und pH-Wert-Überwachung.

 

Hautklinik

Leiter: Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Richard Fischbeck (seit 05.09.1967)

Stellvertreter für Klinisch Arbeit: Oberst Dr. med. Klaus Hoffmann

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: OSL Dipl. Med. Gerd-Jochen Dittrich

Leiter der Funktionsdiagnostik: Dr. med. Volker Neumann

Leiter der Fachpoliklinik: OSL Dr. med. Dietmar Steudtemann

Personal: 8 Ärzte, 2 Ärzte in Ausbildung, 19 Krankenschwestern, davon 3 Op.- Schwestern, 2 Medizinisch -technische Laborassistentinnen, 2 Sekretärinnen

Bettenzahl: 48

Leistungsspektrum

Klinische Dermatologie:

Hautphysiologische Diagnostik (Speziallabor für Dermatophysiologie);

Allergologische Diagnostik (Immunologisches Speziallabor);

Photodiagnostik;

Allgemeine dermatologische externe und intern-medikamentöse Therapieverfahren;

Phototherapie, Balneophototherapie, Photokonditionierung;

Dermatochirurgie:

Chirurgische Therapie der Hauttumoren einschließlich Kryochirurgie und korrektiv kosmetische Dermatochirurgie;

Andrologie:

Erweiterte Diagnostik der Zeugungsfähigkeit (Andrologisches Speziallabor ) und Beratung der Patienten in der Spezialsprechstunde;

Auf- und Ausbau des Konsultationszentrums in der NVA für AIDS- Infektionen durch Oberst Prof. Fischbeck und Oberstleutnant Dipl. Med. Dittrich.

 

Hals- Nasen-Ohren- Klinik

Leiter: Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Rolf Mehner (seit 01.12.1969 )

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberst Dr. med. Dieter Liebe

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: OSL MR Doz. Dr. sc. med. Hans Eube

Leiter der Funktionsdiagnostik: OSL Dr. rer. nat. Dipl. Ing. Horst Schaffrath

Leiter der Fachpoliklinik: OSL Dr. med. Erika Kühn 

Personal: 5 Ärzte, 3 Ärzte in Ausbildung, 2 nichtmedizinische Hochschulabsolventen, 22 Krankenschwestern, davon 3 Op.-Schwestern, 3 medizinische Fachschulabsolventen, 2 Sekretärinnen

Bettenzahl: 43

Leistungsspektrum

Operative Leistungen:

Endoskopische Operationen der Nase und der Nasennebenhöhlen, Chirurgie der

Speicheldrüsen, Mikrochirurgie der Ohren und des Kehlkopfes, Tumorchirurgie  im Nasen-,

Rachen- und Kehlkopfbereich, plastische Chirurgie im Nasen-, Rachen- und Ohrenbereich,

stimmverbessernde Operationen;

Phoniatrie:

Diagnostik und Behandlung von Störungen der Stimme, des Sprechens und der Sprache:

Audiologie:

Gehöruntersuchungen mit rechnergestützter Impedanzaudiometrie und Hörgeräteanpassung,

objektive Tubenfunktionsdiagnostik;

Neurootologie:

Rechnergestützte, objektivierbare Funktionsdiagnostik des Gleichgewichtsapparates sowie

des Geruchs- und des Geschmackssinnes;

Spezialuntersuchungen für Taucher.

 

Kinderklinik

Leiter: Oberst OMR Dr. med. Ursula Schenderlein (seit 01.08.1988)

Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Dietmar Mücke (1972 - 31.07.1988)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Dr. sc. med. Klaus-Dieter Sparr

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Dr. sc. med. Hans-Jürgen Pfeifer

Leiter der Funktionsdiagnostik: Dr. sc. med. Rainer Mager

Leiter der Fachpoliklinik: Dr. med. Peter Eschke

Personal: 10 Ärzte, 2 Ärzte in Ausbildung, 33 Krankenschwestern, 2 Medizinisch-technische Assistentinnen, 2 Sekretärinnen

Bettenzahl: 40,davon 18 Betten für die Säuglingsstation.

Leistungsspektrum:

Diagnostik und Therapie von nichtinfektiösen Erkrankungen beim Neugeborenen

einschließlich neonataler Intensivtherapie und Aufzucht von Frühgeborenen (1700 g) bis zur Ausreife;

Diagnostik und Therapie von infektiösen Erkrankungen im Neugeborenenalter bis zum Jugendlichen;

Prä- und postoperative Betreuung der durch die Kliniken der MMA operativ versorgten Kinder und Jugendlichen;

Schwerpunkte der Betreuung mit hochspezialisierter Diagnostik und Therapie liegen auf den Gebieten der Kardiologie, Bronchopulmologie, Gestoseenterologie, Nephrologie und Endokrinologie.

Die Betreuung von Anfallskrankheiten und Verhaltensstörungen war im Aufbau. Einrichtung eines Schlaflabors für SIDS (plötzlicher Kindstod)-gefährdete Kinder.

 

Klinik Anästhesiologie und Intensivtherapie

Leiter: Oberst MR Prof. Dr. sc. med. Karl-Heinz Pickart (seit 01.12.1977)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberst MR Prof. Dr. sc. med. Günter Huhle

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: OSL Doz. Dr. sc. med. Siegfried Lederer

Leiter des Operationsbereiches: Oberstleutnant Dr. med. Oswald Rehmann

Leiter des Fachbereiches Dialyse: Oberstleutnant Dr. med. Gert Bigus

Personal: 8 Ärzte, 2 Ärzte in Ausbildung, 28 Krankenschwestern, 1 Sekretärin

Bettenzahl: 12

Leistungsspektrum

Anästhesiologische Patientenbetreuung:

Komplexe anästhesiologische Sicherstellung neurochirurgischer Eingriffe;

Schmerzausschaltung bei großen gefäßchirurgischen Operationen,

Anästhesie in der Karotis-Chirurgie mit blutiger Druckmessung und zerebraler Funktionskontrolle mittels intraoperativer EEG-Ableitung;

Anästhesie bei thoraxchirurgischen Eingriffen;.

Indikationsgerechter Einsatz der rückenmarknahen Leitungsanästhesien ( Spinal- und Periduralanästhesie ) einschließlich der Anlage von Periduralkathetern zur postoperativen Analgesie;.

Schmerzausschaltung in der Extremitätenchirurgie durch Anwendung verschiedener Formen der Regionalanästhesie (Venenanästhesie nach BIER, Plexusblockaden);.

Multidisziplinäre Intensivtherapie

Kontinuierliche Bereitschaft für fachanästhesiologische Soforthilfe bei medizinischen Notfällen in der MMA (Reanimationsteam);

Ständige Aufnahmebereitschaft und Erstbehandlung von Patienten mit drohenden oder manifesten Störungen der vitalen Funktionen aus allen Kliniken der MMA sowie aus den notfallmedizinischen Strukturen des Territoriums;

Intensivtherapeutische Betreuung von Patienten nach großen chirurgischen Eingriffen sowie nach anästhesiologischen Komplikationen einschließlich der postoperativen Nachbeatmung;

Komplexe Intensivtherapie bei Schwerkranken mit Beeinträchtigung der vitalen Funktionen und Gewährleistung der Langzeitbeatmung sowie der parenteralen Ernährung;

Behandlung und Überwachung von Patienten mit Herzinfarkt und ernsten Herzrhythmusstörungen, einschließlich der Durchführung von Kardioversionen;

Extrakorporale Blutreinigungsverfahren (kontinuierliche arteriovenöse Hämofiltration, Hämodialyse) bei akutem Nierenversagen und bei Intoxikationen;

Notfallmedizin

Ununterbrochener Betrieb der Rettungsstelle der MMA; Sofortiger Einsatz des Notarztwagens und des Rettungshubschraubers bei medizinischen Notfällen aller Art im Territorium mit der Erstversorgung der Hilfebedürftigen und der Organisation der qualifizierten Hilfeerweisung.

 

Medizinische Klinik  (Klinik Innere Medizin)

Leiter: Oberst Prof. Dr.sc. med. Horst Koch (seit 01.12.1988)

Generalmajor OMR Prof. Dr. med. Günter Werner (1972 - 30.11.1988)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberst Prof. Dr. sc. med. Wolfgang Pries

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Oberst Doz. Dr. sc. med. Heinz Jaworski

Leiter/Lehrstuhlleiter Innere Militärmedizin: Oberst Prof. Dr. sc. med. Ralf Gille

Chefarzt Dispensaire und Leiter d. Fachber. Nephrologie: Oberst Dr. med. Michael König

Leiter/Oberarzt des Fachb. Kardiologie/Angiologie: Oberst Prof. Dr. sc. med. Wolfgang Pries

Leiter/Oberarzt des Fachbereiches Gastroenterologie: Dr. med. Edith Jaworski

Leiter/Oberarzt der Fachbereiche Pulmologie und Hämatologie: Dr. med. Feodora Volkmar

Leiter der Fachb. Infektionskrank. und Tropenmedizin: Oberst Prof. Dr. sc. med. Horst Koch

Leiter der Funktionsdiagnostik: Oberstleutnant Dr. med. Roland Mecklinger

Leiter der Fachpoliklinik: Oberst Dr. med. Volker Rink

Personal: 17 Ärzte, 9 Ärzte in Ausbildung, 3 nichtmedizinische Hochschulabsolventen, 47 Krankenschwestern,  2  Medizinisch-technische Assistentinnen, 4 Sekretärinnen

Bettenzahl: 145

Leistungsspektrum

Fachbereich Kardiologie/Angiologie:

Diagnostik der chronisch-ischämischen Herzkrankheit und Kardiomyopathien mittels konventioneller Elektrokardiographie, Vektorkardiographie, Ergometrie, Farbdoppler- Echokardiographie und  Myokardszintigraphie; Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen mittels 24-Stunden-Speicher-EKG, intrakardialer Rhythmusanalyse, oberflächenverstärkter Elektrokardiographie (Ableitung von Mikropotentialen); Herzschrittmacherimplantationen;

Fachbereich Hämatologie/Onkologie:

  • Diagnostik und Therapie akuter und chronischer Hämoblastosen, maligner Lymphome und ausgewählter maligner Tumoren;
  • Komplette supportive Hämotherapie und Infektionsprophylaxe mittels selektiver Dekontamination; Vorbereitung zur Knochenmarktransplantation;
  • Chemotherapie reversibler solider Tumoren;
  • Chemoembolisation großer Metastasen;

Fachbereich Pulmologie:

Diagnostik von Lungenkrankheiten mittels inhalativer Provokationstests, Rechtsherzkatheter, Pulmonalisdruckmessung, oszillatorischer Resistenz, Bronchoskopie sowie nuklearmedizinischer und radiologischer Verfahren;  Diagnostik und Therapie der Lungentuberkulose;

Fachbereich Gastroenterologie:

Diagnostik und Therapie akuter und chronischer Erkrankungen der Leber und Gallenblase, des Pankreas sowie des Magen-Darm-Traktes mittels vollständiger endoskopischer Diagnostik (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, endoskopische retrograde Cholangiopankreatograpie -ERCP- und Koloskopie), Leberblindpunktion sowie nuklearmedizinischer und radiologischer Verfahren der Leberdiagnostik;

Allgemeine innere Erkrankungen und Endokrinologie:

  • Diabetologie;
  • Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen mit Radiojod- und Yttriumtherapie;
  • Hormonelle Diagnostik der Nebennierenerkrankungen;

 

Fachbereich  Infektionskrankheiten und Tropenmedizin:

  • Vollständige Diagnostik und Therapie von Infektions- und Tropenkrankheiten (bestätigtes tropenmedizinisches Zentrum);
  • Untersuchungs- und Impfstelle (Gelbfieberberechtigung) für Auslandsreisende.

 

Nervenklinik  ( Klinik Neurologie und Psychiatrie )

Leiter: Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Heinz Fanter (seit 01.01.1962)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberst MR Prof. Dr. sc. med. Hans-Georg Trzopek

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Oberstleutnant Dr. med. Roland Marwitz

Leiter der Funktionsdiagnostik: Oberstleutnant Dr. sc. med. Bernd Gestewitz

Leiter des Fachbereiches Klinische Psychologie: Dipl. Psych. Dr. phil. Marlies Stoll

Leiter der Fachpoliklinik: Fregattenkapitän Dr. med. Wolfgang Buhe

Personal: 9 Ärzte, 1 nichtmedizinischer Hochschulabsolvent, 26 Krankenschwestern, 2 Medizinisch-technische Assistentinnen, 3 Sekretärinnen

Bettenzahl: 65

Leistungsspektrum

Neurologische Diagnostik und Therapie:

Akute und chronische Durchblutungsstörungen mit neurologischen Ausfällen;

Erkrankungen des peripheren Nervensystems (Radikulärsyndrom, Myelopathien;

Polyneuropathien  und periphere Paresen);

Hirntumoren, prä- und postoperativ;

Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems;

Traumatische Erkrankungen ( Schädel-Hirn-Traumen);

Psychiatrische Diagnostik und Therapie:

Psychoorganische Syndrome bei zerebralen Durchblutungsstörungen und zerebralen degenerativen Prozessen; Zerebrale Anfallsleiden, endogene Psychosen, Alkoholkrankheit;

Psychodiagnostik und Psychotherapie:

Psychoreaktive Zustände, funktionelle Störungen, Verhaltensauffälligkeiten und Konfliktreaktionen, Psychotherapeutische Behandlungen;

Forensisch-psychiatrische Begutachtung nichtinhaftierter Straftäter.

 

Orthopädische Klinik

Leiter: Oberst MR Dr. sc. med. Gerhard Firl (seit 01.05.1978)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberst MR Dr. med. Peter Schmoll

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Fregattenkapitän Dr. med. Sieghard Schossee

Leiter der Fachpoliklinik: Oberst Dr. med. Rolf Neumann bis (31.12.1982)

Korvettenkapitän Dr. med. Jörg Falk ( seit 01.01.1983)

Personal: 7 Ärzte, 5 Ärzte im Ausbildung, 25 Krankenschwestern, davon 4 Op.-Schwestern, 2 Sekretärinnen

Bettenzahl: 76

Leistungsspektrum:

Konservative und postoperative  Behandlung vertebragener Schmerzsyndrome;

Behandlung traumatischer Wirbelsäulenschädigungen, Wirbelfrakturen;

Endoskopische Diagnostik und Chirurgie des Schultergelenkes, insbesondere bei Rotatorenmanschettenläsionen, bei Engpasssyndromen und bei instabilem Schultergelenk;

Diagnostik der Säuglingshüfte;

Hüftgelenkoperationen einschließlich des Einsatzes von Hüftgelenkendoprothesen;

Rekonstruktive bandplastische Operationen am Knie- und am Sprunggelenk;

Konservative Behandlung und Dispensairebetreuung chronisch-entzündlicher;Wirbelsäulenerkrankungen.

 

Urologische Klinik

Leiter: Oberst OMR Dr. sc. med. Helgo Schulze (seit 01.08.1973)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberst Dr. sc. med. Bernhard Hallmann

Personal: 3 Ärzte, 1 Arzt in Ausbildung, 12 Krankenschwestern, 1 Sekretärin

Bettenzahl: 35

Leistungsspektrum:

Chirurgie der Harnblase und Prostata;

Nierentumorchirurgie, komplexe Behandlung von Patienten mit Hodentumoren;

Chirurgie des Harnsteinleidens, auch mit perkutaner Nierensteinentfernung und Koagulumpyelolithotomie;   Plastische Chirurgie mit Harnröhrenplastik und Nierenbeckenplastik;

Extrakorporale Nierensteinzertrümmerung (ESWL) – nach der Charite die zweite Klinik in der DDR mit diesem Leistungsangebot.

 

Abteilung Neurochirurgie

Leiter: Oberstleutnant Dr. sc. med. Helge Steffen (seit 01.09.1989)

Oberst Werner Stark (bis  31.08.1989 )

Personal: 3 Ärzte, 2 Ärzte in Ausbildung, 10 Schwestern, 1 Sekretärin

Bettenzahl: 40

Leistungsspektrum:

Zervikale und lumbale Bandscheibenoperationen;

Operationen bei traumatischen Schädel-Hirn-Verletzungen;

Chirurgie von Hirntumoren;

Hydrozephalusoperationen;

Operationen von Hirngefäßaneurysmen und von Angiomen;

Extra-intrakranielle Bypass-Operationen;

Chirurgie spinaler Tumoren.

 

Abteilung Physiotherapie

Leiter: Oberst MR Dr. med. Karl- Heinz Schröder (seit 01.04.1981)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Hauptmann Dipl. Med. Norbert Kühn

Leiter des Fachbereiches Manuelle Medizin: Oberst Dr. med. Rolf Neumann

Bettenzahl: 16 für Rehabilitationskuren bei Herz-Kreislauferkrankungen, bei Zustand nach Herzinfarkt und bei chronischen Schmerzsyndromen

Leistungsspektrum:

Krankengymnastik als Einzel- und Gruppentherapie sowie im Bewegungsbad ;

Konditionierungstraining, Ergometertraining, Schwimmtherapie, Terraintraining;

Hydrotherapeutische Anwendungen, Sauna;

Massagetherapie, Traktionsbehandlungen;

Elektrotherapie im Nieder-, Mittel- und Hochfrequenzbereich einschließlich hydroelektrischer

Bäder; Schwellstromtherapie, Exponentialstromtherapie, Kurzwellentherapie,

Ultraschalltherapie, Phototherapie, Kryotherapie;  TENS (transkutane elektrische

Nervenstimulation);Labyrinthgymnastik;

Inhalationstherapie, CO2-Insufflationstherapie;

Manuelle Therapie;

Akupunktur, Akupressur, Elektropunktur.

 

Abteilung Stomatologie

Leiter: Oberst Dr. med. dent. Wilfried Lieske (seit 01.12.1984)

Kapitän zur See MR Dipl. Med. Süßmann (1969 bis 30.11.1984)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberstleutnant Dr.med. dent. Bernd Leuthold

Leiter des Zahntechnischen Labors: Oberstleutnant Hellmuth Dittmann

Personal: 5 Zahnärzte, 3 Zahntechniker, 6 Stomatologische Schwestern/Zahnarzthelferinnen, 1 Sekretärin

Bettenzahl: 4 Belegbetten in der HNO- und in der Medizinischen Klinik

Leistungsspektrum:

Neben dem Spektrum allgemein üblicher zahnärztlicher Leistungen wurden in der Abteilung Stomatologie zusätzlich kleinere oralchirurgische Eingriffe, die Behandlung von Unterkieferfrakturen sowie die chirurgische  Versorgung im Mund- und Zahnbereich bei Patienten, die mit Antikoagulantien behandelt werden, durchgeführt.

 

Institut Gerichtliche Medizin

Leiter: Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Helmut Schmechta (seit 01.12.1971)

Stellvertreter des Leiters und Leiter der Prosektur: Oberstleutnant Dr. med. Bernd Kopetz

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Major Dr. med. Jürgen Becker

Leiter des Fachbereiches Toxikologische Chemie: Dr. rer. nat. Siegfried Nagel

Leistungsspektrum

Leistungen der Gerichtsmedizinischen Prosektur:

Gerichtsmedizinische Versorgung der NVA und der Kreise Fürstenwalde, Strausberg, Beeskow, Lübben,  Luckau  und Calau;

Ereignisortuntersuchungen;

Geschädigtenuntersuchungen;

Fachärztl.Bereitschaftsdienst im Ostteil Brandenburgs, anteilig aufgeteilt mit dem Institut Gerichtliche Medizin des Bezirkes Frankfurt (Oder);

Leistungen des Serologischen Labors:

Spezialisierte enzymimmunologische Proteinbestimmungen;

Serologisch-spurenkundliche Spezialuntersuchungen;

Leistungen des Fachbereiches Toxikologische Chemie:

Forensische Blutalkoholbestimmungen;

Analytik bei Intoxikationen aus klinischer oder gerichtsmedizinischer Anforderung;

Drogennachweis (Suchtgifte) mittels EMIT (enzyme multiplied immunotechnique)-System;

Therapiebegleitende Arzneimittelbestimmungen („drug monitoring“ ) für Antikonvulsiva, Theophyllin und verschiedene Chemotherapeutika.

 

Institut Immunologie

Leiter: Oberst MR Dr. med. Klaus Frenzel (seit 01.08.1981)

Stellvertreter des Leiters: Oberstleutnant Prof. Dr. sc. nat. Eberhard Wulf

Leiter des Fachbereiches Klinische Immunologie: Dr. sc. med. Dieter Stiller

Leiter des Fachbereiches Biochemie: Oberstleutnant Dr. rer. nat. Peter Rausch

Leiter der Fachpoliklinik: Dr. med. Barbara Bormann

Bettenzahl: bis zu 10 Belegbetten in der Medizinischen Klinik, der Hautklinik und der HNO-Klinik

Leistungsspektrum

Stationäre und ambulante klinische Leistungen:

Diagnostik und Therapie

  • allergischer Erkrankungen der Atemwege,
  • allergischer Erkrankungen der Haut (Arzneimittelallergien, allerg. Kontaktekzem, Utikaria),
  • der Nahrungsmittelallergien,
  • der Bienen- und  Wespengiftallergien,
  • der pseudoallergischen Reaktionen.
  • Diagnostik von Immundefekten;
  • Beurteilung berufsbedingter Allergien;

Leistungen des immunologischen Labors:

Allergologische in-vitro-Diagnostik;

Proteinanalytik im Serum, Liquor und im Urin;

Komplementanalytik;

Granulozyten- und Lymphozytenfunktionsprüfungen;

Autoantikörperdiagnostik;

Lymphozytendifferenzierung;

Paraproteindiagnostik;

Hepatitisdiagnostik.

 

Institut Klinische Chemie und Hämatologie

Institut Pathobiochemie und Laboratoriumsdiagnostik (nach Umbenennung 1986)

Leiter: Oberst MR Prof. Dr. sc. med. Helmut Reichelt (seit 01.10.1982)

Oberst MR Dr. med. Gerd Machalett (1973 bis 30.09.1982)

Stellvertreter für Klinische Arbeit und Leiter des Polikliniklabors: Oberstleutnant Dr. med. Frank Höhme

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Dr. sc. nat. Dipl. Chem. Jochen Draffehn

Stellvertreter für Blutspende- und Transfusionswesen: Fregattenkapitän Dr. med. Rainer Bormann

Leistungsspektrum

Leistungen des Fachbereiches Klinische Chemie:

Eiweißanalytik (Elektrophorese-und Immunelektrophorese-Verfahren);

Kohlenhydrat-und Lipidstoffwechsel, Fettsäuren (Photometrie, Lipidelektrophorese,

Gaschromatographie);    Bestimmung von Intermediärstoffwechselprodukten, Metaboliten,

Porphyrinen; Enzymanalytik, Isoenzyme;

Hormonbestimmungen (Ligandenassays);

Medikamentenbestimmung (Barbiturate, Digitoxin mittels Ligandenassays);

Bestimmung von Spurenelementen (Atomabsorptionsspektrographie);

Säure-Basen-Haushalt, Osmolalität;

Bestimmung des onkotischen Drucks und der Viskosität im Blut;

Biochemische Funktionsdiagnostik.

 

Leistungen des Fachbereiches Hämatologie:

Automatisierte hämatologische Basisdiagnostik;

Zytologie: Beurteilung von Knochenmarkpräparaten mit Phänotypisierung der Markzellen, Zytochemie und Immunzytologie;

Gerinnungsdiagnostik einschließlich der Thrombelastographie;

Hämatologische Funktionsdiagnostik.

 

Leistungen des Fachbereiches Transfusionsmedizin:

Blutgruppenserologie und Antikörperdifferenzierung;

Verträglichkeitsprüfungen;

Autologe Blutspende innerhalb der Kliniken an der MMA;

Intraoperative Hämodilution;

Herstellung von autologem Fibrinkleber (in Zusammenarbeit mit der Zentralapotheke) für ausgewählte Patienten, die in Kliniken der MMA operativ versorgt werden.

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Leitung und Belegschaft des Instituts Klinische Chemie und Hämatologie

 

Institut Klinische Mikrobiologie

Leiter: Oberst MR Prof. Dr. sc. med. Gisbert Menzel (seit 01.01.1974)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberstleutnant Dr. sc. med. Bodo Wogawa

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Dr. rer. nat. Rüdiger Pohl

Leiter des Fachbereiches Mikrobiologische Diagnostik: Dr. med. Martina Kühn

Leiter des Fachbereiches Mikrobiologische Kontrolle: Dr. med. vet. Susanne Mecklinger

Leistungsspektrum:

Erregernachweis und Resistenzbestimmungen pathogener und fakultativ pathogener Keime aus allen Untersuchungsmaterialien;

Chemotherapie- Beratung und Chemotherapie-Steuerung (minimale Hemmkonzentration, Antibiotikaspiegelbestimmung aus Körperflüssigkeiten und Geweben),

Gezielter Erregernachweis bei Verdacht auf Anaerobierinfektionen, Gonorrhoe, Diphtherie, Meningitis, Sepsis, Darminfektionen;

Serologische Untersuchungen bei Verdacht auf Syphilis, rheumatische Erkrankungen, Toxoplasmose, Mononukleose, Darminfektionen, Endomykosen, Lyme-Borreliose;

Mykologische Untersuchungen bei Verdacht auf Dermatomykosen, Schleimhautmykosen, Endomykosen und auf Pilzsepsis;

Parasitologische Untersuchungen bei Verdacht auf Wurmeier, Darmprotozoen, Blutprotozoen, Ektoparasiten;    Sterilitätsprüfungen von Arzneizubereitungen;

Mikrobiologische Untersuchungen krankenhaushygienischer Schwerpunkte;

Spezielle Untersuchungen:

  • Überwachung der selektiven Kontamination;
  • Sektionsmikrobiologie;
  • Nachweis antimikrobieller Substanzen in Untersuchungsmaterialien;
  • Autovakzineherstellung;
  • Keimzahlbestimmungen.

 

Institut Nuklearmedizin

Leiter: Oberst OMR Prof .Dr. sc. med. Hubert Vogler (seit 01.09.1988)

Oberst  MR Prof. Dr. sc. med. Volker Pink (1976 bis 31.08.1988)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberstleutnant Dr. med. Bernd Storbeck

Leiter des Fachbereiches Radiochemie: Dr. rer. nat. Reinhard Greiff

Leiter des Fachbereiches Ultraschalldiagnostik: Dr. sc. med. Petra Mager

Leiter des Fachbereiches Technik/Elektronik/EDV: Dr. techn. Dipl. Ing. Werner Ullrich

Leistungsspektrum

Leistungen der nuklearmedizinischen Diagnostik:

Schilddrüsenszintigraphie und Suppressionsszintigraphie der Schilddrüse;

Isotopennephrographie, Funktionsszintigraphie der Nieren mit Clearance, statistische Nierenfunktionsszintigraphie  (HBFS), Doppelnuklidclearance;

Milzszintigraphie;

Skelettszintigraphie;

Parotisfunktionsszintigraphie;

Inhalationsszintigraphie der Lunge;

Perfusionsszintigraphie der Lunge;

RNA (Carotis- und Hirnperfusion );

Radionuklidkardiographie ( u.a. Shunt );

Radionuklidventrikulographie;

Myokardszintigraphie;

Schilling-Test (Vitamin-B12-Resorption) mit Erweiterung zur Bestimmung der Intrinsic-Faktor-Abhängigkeit;

Bestimmung der Erythrozytenüberlebenszeit;

Leistungen der Sonographie:

Weichteilsonographie: Hals, Brust, Abdomen;

Duplexsonographie, Dopplersonographie der Carotis und der weiteren hirnversorgenden Gefäße, der peripheren Gefäße sowie der placento-fetalen Perfusion;

Transkranielle Dopplersonographie;

Leistungen der Radionuklidtherapie:

Yttriumtherapie bei schmerzenden Skelettmetastasen;

Radiojodtherapie bei Hyperthyreose, autonomen Adenomen, disseminierender Autonomie der Schilddrüse und großen Strumen bei Operationsunfähigkeit.

 

Institut Pathologie

Leiter: Oberst OMR Prof. Dr. sc. med. Johannes Heber (seit 01.02.1972)

Stellvertreter für Klinische Arbeit und Leiter der Prosektur: Oberst MR Prof. Dr. sc. med. Karl-Heinz Kretschmar

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit und Leiter des Fachbereiches Experimentelle Pathologie: Dr. sc. med. Rainer Glöckner

Leiter des Fachbereiches Versuchstierpathologie: Detlef-Jörg Rolle

Leistungsspektrum

Leistungen des Fachbereiches Klinische Pathologie/Prosektur:

Autopsie- und Biopsiediagnostik einschließlich Schnellschnittbeurteilung und Beurteilung

von Materialien aus Feinnadelbiopsien;

Histochemie;

Immunhistochemie;

Elektronenmikroskopie;

Immunfluoreszenzmikroskopie;

Intravitalmikroskopie;

Morphometrie;

 

Leistungen des Fachbereiches Versuchstierpathologie:

Vorbereitung und Einsatz standardisierter Versuchstiere (und Versuchstierdiäten)

entsprechend den Anforderungen der Gesellschaft für Versuchstierkunde.

 

Institut Radiologie

Leiter: Oberstleutnant Dr. sc. med. Christian Zur (seit 01.03.1990)

Oberst  MR Prof. Dr. sc. med. Christian Scheibler (1972 bis Febr. 1990)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberstleutnant Dr. sc. med. Christian Zur bis 28.02.1990

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Oberstleutnant Doz. Dr. sc. nat. Jürgen Beuthan

Leiter des Fachbereiches Computertomographie/invasive Röntgendiagnostik: Oberstleutnant Dr. med. Leberecht Lüttschwager

Leiter des Fachbereiches Poliklinik-Röntgen: Oberstleutnant Dr. med. Hans-Joachim Schulze

Leistungsspektrum

Leistungen des Fachbereiches Konventionelle Röntgendiagnostik:

Diagnostik an Skelett, Thorax, Magen-Darm- Trakt, Urogenitaltrakt;

Neuroradiologie;

Phlebographie;

Lymphographie;

Mammographie;

Leistungen des Fachbereiches Computertomographie:

Diagnostik an allen Organsystemen;

Neuroradiologie;

Onkologische Diagnostik mittels CT-geführter Biopsien;

Interventionelle CT für die Sympathektomie, die Schmerztherapie, die Tumortherapie, für Drainagen

und Laserbehandlungen;

Leistungen des Fachbereiches Angiographie und Interventionsradiologie:

Diagnostische Interventionsradiologie an den Gefäßen, den Gallenwegen und den Harnwegen;

Neuroradiologie;  Therapeutische Interventionsradiologie: Angioplastik, Drainagen, erforderliche

Maßnahmen nach ESWL (Nierensteinzerstörung), perkutane Nierensteinoperation;

Embolisationstherapie; Chemoembolisation; lokale Fibrinolyse; gezielte lokale Tumortherapie;

gezielte lokale Lasertherapie;

Leistungen des Fachbereiches Klinische Strahlenphysik/Technik:

Konstanzprüfungen von Röntgenanlagen ( Amtlich zugelassene Prüfstelle);

Sofortservice für Röntgenanlagen, Bildentwicklungsmaschinen und Computertomographie.

 

Zentralapotheke

Leiter: Oberst PhR Dr. rer. nat. Dr. sc. med. Reiner Adam (seit 01.02.1977)

Stellvertreter für Klinische Arbeit: Oberstleutnant Fritz Klinkel

Stellvertreter für Wissenschaftliche Arbeit: Siegfried Jentsch

Leiter des Fachbereichs materiell- medizinische Sicherstellung: Sieglinde Varchmin 

Leiter der Werkstatt für Biomedizin: Ewald Schmied

Die Zentralapotheke umfasste die Funktionsbereiche:

  • (Krankenhaus-) Apotheke
  • Poliklinikapotheke
  • Abteilung Medizintechnik mit den Arbeitsgruppen
  • Biomedizinische Technik
  • Ökonomie
  • Lagerwesen

Leistungsspektrum:

  • Allgemeinpharmazie;
  • Arzneimitteltechnologie;
  • Analytik und pharmazeutische Qualitätssicherung;
  • Versorgung der Einrichtung mit Grund- und Verbrauchsmitteln;
  • Sicherstellung mit Medizintechnik und medizintechnischer Service;
  • Wissenschaftlicher Gerätebau;

An hochspezialisierten Leistungen werden im Bedarfsfall erbracht:

  • Herstellung von sterilen Arzneien;
  • Herstellung von Labordiagnostika in Zusammenarbeit mit dem Institut  Klinische Chemie und Hämatologie;
  • Herstellung verschiedener Zubereitungen für die Verwendung in Forschungsarbeiten;
  • Herstellung von Allergenzubereitungen.

 

3.3. Die Poliklinik der MMA

Mit der zunehmenden Spezialisierung der Kliniken und Abteilungen reifte das System der ambulanten Behandlungen und kontinuierlichen medizinischen Betreuung von chronisch Kranken sowie von Patienten mit selten auftretenden Erkrankungen. Neben den täglich durchgeführten fachärztlichen Sprechstunden in der Verantwortung der Stellvertreter der Leiter für die poliklinische Arbeit wurde eine Vielzahl von Spezialsprechstunden eingerichtet, die von den jeweiligen Spezialisten aus den Kliniken und Abteilungen durchgeführt wurden. Mit Überweisungen von Ärzten aus dem umliegenden Territorium oder aus anderen Krankenhäusern waren diese Sprechstunden allen Patienten zugänglich. Die räumlichen und organisatorischen Gegebenheiten mit allen Fachrichtungen in einem Haus ersparte den Patienten Wege und Wartezeiten, zumal es meist problemlos war, den Patienten bei Notwendigkeit aus einer Sprechstunde unmittelbar in eine andere Sprechstunde zu lotsen. Die dort tätigen Ärzte profitierten von der Möglichkeit einer breit gefächerten gegenseitigen Konsultation und wechselseitiger Beratung direkt am Arbeitsort. Im Gebäude der Poliklinik waren außer der Patientenaufnahme und - registratur  das klinisch-chemische Polikliniklabor für Sofortuntersuchungen, das Poliklinikröntgen und die Poliklinikapotheke untergebracht.

Fachärztliche Sprechstunden im gesamten Profil des Fachgebietes wurden unterhalten in der

  • Augenärztlichen Ambulanz
  • Chirurgischen Ambulanz
  • Gynäkologischen Ambulanz
  • Hautärztlichen Ambulanz
  • HNO-Ambulanz
  • Internistischen Ambulanz
  • Kinderärztlichen Ambulanz
  • Nervenärztlichen Ambulanz
  • Orthopädischen Ambulanz
  • Urologischen Ambulanz
  • Stomatologischen Ambulanz

Spezialsprechstunden in den Fachgebieten wurden ausgerichtet durch die spezialisierten Ärzte der Augenklinik

  • Sprechstunde für LASER-Behandlung
  • Sprechstunde für Kontaktlinsenträger
  • Sprechstunde für Pleoptik und Orthoptik

Chirurgischen Klinik

  • Traumatologische Sprechstunde
  • Handchirurgische Sprechstunde
  • Gefäßchirurgische Sprechstunde
  • Sprechstunde für Schilddrüsenerkrankungen
  • Sprechstunde für proktologische Erkrankungen

Frauenklinik

  • Sprechstunde onkologische Nachsorge
  • Sprechstunde zur Schwangerenbetreuung
  • Sprechstunde zur Fertilitätsgynäkologie
  • Hals-Nasen-Ohren-Klinik
  • Sprechstunde für Stimm-und Sprachstörungen
  • Sprechstunde für Audiologie/Anpassung von Hörgeräten
  • Sprechstunde onkologische Nachsorge

Klinik Haut-und Geschlechtskrankheiten

  • Andrologische Sprechstunde (Fertilitätsandrologie)
  • Dermatochirurgische Sprechstunde
  • Photodermatologische Sprechstunde

Klinik Innere Medizin (Medizinische Klinik)

  • Angiologische Sprechstunde
  • Gastroenterologische Sprechstunde
  • Hämatologische Sprechstunde
  • Kardiologische Sprechstunde
  • Nephrologische Sprechstunde
  • Pulmologische Sprechstunde
  • Sprechstunde für  Herzschrittmacherträge
  • Untersuchungs- und Impfstelle für Auslandsreisende

Kinderklinik

  • Sprechstunde für Entwicklungsstörungen, Hoch- und Minderwuchs
  • Sprechstunde für Stoffwechselstörungen
  • Sprechstunde für verhaltensgestörte Kinder
  • Broncho-pneumologische Sprechstunde
  • Kardiologische Sprechstunde
  • Nephro-urologische Sprechstunde
  • Neurochirurgische  Abteilung
  • Sprechstunde für primäre Nachsorge nach operativen Eingriffen

Klinik Neurologie und Psychiatrie

  • Sprechstunde für Patienten mit Anfallsleiden
  • Sprechstunde für Alkoholiker und Suchtkranke
  • Sprechstunde onkologische Nachsorge
  • Sprechstunde Autogenes Training 

Orthopädischen Klinik und der Abteilung für Physiotherapie

  • Sprechstunde für Manuelle Therapie und Neuraltherapie
  • Sprechstunde für angeborene Hüft- und Fußdeformationen (Neugeborene und Kinder)
  • Sprechstunde für die Vor- und Nachsorge in der endoprothetischen Versorgung
  • Sprechstunde für Akupunktur, Schröpfbehandlung, CO2-Insufflationstherapie

Urologischen Klinik

  • Sprechstunde für Patienten mit Potenzstörungen
  • Sprechstunde für nichtoperative Lithotripsie bei Steinleiden  (ESWL)
  • Sprechstunde onkologische Nachsorge

Stomatologischen Abteilung

  • Stomatologische Sprechstunde für Patienten mit Gerinnungsstörungen /Antikoagulanzientherapie
  • Sprechstunde für Zahnimplantationen
  • Sprechstunde für funktionelle Störungen der Kiefergelenke.

 

4. Medizinische Arbeit

Zur Unterstützung von Anleitung, Koordinierung und Kontrolle der medizinischen Arbeit waren dem Stellvertreter des Chefs der MMA für Medizinische Arbeit direkt unterstellt die

Patientenverwaltung  (Leiter: Kapitän zur See OMR Dr. med. Heinz Stange)

  • Abteilung für Klinische Sozialhygiene (Leiter: Kapitän zur See OMR Dr. med. Heinz Stange  seit 01.08.1980)  (Leiter: Oberstleutnant Dr. med. Werner Scholtyssek    1971 bis 1980)
  • Leitung des Pflegedienstes (Leiter: Leutnant Friedhelm Magino)
  • Personalärztinnen (Oberstleutnant MR Dr. med. Gudrun Anaker und in der Nachfolge Ursula Zur).

In der Patientenverwaltung waren die Aufgabenbereiche:

  • Patientenaufnahme und Patientenentlassung (Registrierung der für den Krankenhausbetrieb erforderlichen  Stammdaten und Weiterleitung an die Kliniken und Versorgungsbereiche) sowie
  • Medizinalstatistik (Erfassung und Verarbeitung der Patientendaten) zusammengefasst.

1983 konnte der Aufbau des zentralen Archivs für alle Krankenunterlagen der stationären und ambulanten Patienten abgeschlossen werden, das nicht nur eine sichere und übersichtliche Archivierung schuf und den Zugriff auf die Unterlagen verkürzte, sondern auch mit den Voraussetzungen ausgestattet wurde, rechnergestützt arbeiten zu können. 1984 wurde  der erste Bürocomputer gekauft und in der Patientenaufnahme eingesetzt.  Die damit mitgelieferte Etikettierung der Patientenpersonalien verminderte in den Stationen die lästige Schreibarbeit und wurde dankbar aufgenommen.

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Behandlungsfälle des Zentralen Lazaretts und der MMA von 1954-1984

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Behandlungsfälle der MMA 1988/89

 

Nachfolgend werden kurz die wichtigsten medizinisch-wissenschaftlichen Arbeiten aus den Kliniken, Instituten und Abteilungen und Ergebnisse der angewandten Forschung dargelegt. Arbeiten, die stärker die Grundlagenforschung betreffen oder im Rahmen der Zentralen Forschungsvorhaben durchgeführt wurden, werden im Kapitel „Forschung“ berücksichtigt.

Augenklinik: In der Augenklinik wurde die Ultraschalldiagnostik an Auge und Augenhöhle eingeführt und mit der Implantation von Intraokularlinsen begonnen. Aus dem Dispensaire für Kontaktlinsenträger ging das Kontaktlinsenzentrum für die NVA und die Zivilbevölkerung im damaligen Bezirk Frankfurt/Oder hervor. Oberstleutnant Dr. Eichhorn entwickelte und publizierte 1982 eine Methode, mit der nichtmagnetische Fremdkörper unter dreidimensionaler Röntgen-Fernsehkontrolle schonend aus dem Auge entfernt werden können. Mit der objektiven Adaptometrie bearbeitete Major Kunze eine Methode, die zur Beurteilung der Dunkelanpassungsfähigkeit der Augen geeignet ist. Er wurde damit 1984 zum Dr. med. promoviert.

Chirurgische Klinik: In der Chirurgischen Klinik konnte der Fachbereich Herz- und Gefäßchirurgie etabliert werden, nachdem Oberstleutnant Dr. Herbert Volkmar nach seiner Weiterbildung am Berliner Krankenhaus am Friedrichshain die Subspezialisierung für Herz- und Gefäßchirurgie 1983 erworben hatte. Insbesondere die gefäßchirurgischen Eingriffe, Rekonstruktionsoperationen nach Gefäßverschlüssen und Operationen von Aneurysmen wurden systematisch erweitert. Daneben stiegen von Jahr zu Jahr die Implantationen von Schrittmachern und die Herstellung von Shunts für die Dialyse.

Die Bauchchirurgie in der Klinik wurde vorrangig von Oberstleutnant Dr. Bernd Brückner vorangetrieben. Ergebnisse eingehender Untersuchungen zur Differentialdiagnose zwischen morphologisch und funktionell bedingten Galleabflussstörungen, die mittels hepatobiliärer Funktionsszintigraphie unter Einsatz von Pharmaka in Zusammenarbeit mit Oberst Prof. Volker Pink vom Institut Nuklearmedizin gewonnen worden waren, stellte Oberstleutnant Dr. Brückner 1986 in seiner  Habilitationsschrift „Der Einsatz der hepatobiliären Funktionsszintigraphie und Ultraschalltomographie bei der Erkennung und Bewertung von Gallenwegserkrankungen nach Cholezystektomie“ vor. Diese Arbeit wurde 1986 mit dem „Hochschulpreis der MMA“ ausgezeichnet.

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Oberstleutnant Dr. sc. med. Bernd Brückner erhält den Hochschulpreis der MMA

 

Mit der Subspezialisierung von Oberstleutnant Dr. Siegfried Swaczyna 1983 zum Traumatologen erweiterten sich die Behandlungsmöglichkeiten im Fachbereich Traumatologie der Chirurgischen Klinik, insbesondere bezüglich der Frakturen in Gelenken und an den Extremitäten. Oberstleutnant Dr. Swaczyna konstruierte einen Fixateur extern zur Behandlung von Frakturen an den Beinen, der als Patent angenommen wurde. Auf dem Gebiet der Hand- und Fingerchirurgie spezialisierte sich Oberstleutnant Dr. Reinhard Schmidt.

Der Leiter der chirurgischen Fachpoliklinik, Oberst Dr. Benno Tschentschel, konnte die damals modernste Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen mittels Szintigraphie und Hormonbestimmungen aus dem Institut Nuklearmedizin für seine wissenschaftlichen Untersuchungen an der Schilddrüse nach Operationen und Hormonsubstitution für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit solcher Patienten und deren Begutachtung für den Einsatz im Wehrdienst nutzen.

Mit biologischen Vorgängen bei der Wundheilung nach mechanischen Verletzungen, Verbrennungen und Einwirkung von Strahlen sowie deren Beeinflussung durch Therapeutika befasste sich Oberstleutnant Dr. Sigmar Kühn. Seine klinischen Erfahrungen und tierexperimentelle Forschungen dazu legte er 1990 in seiner Habilitationsschrift „Tierexperimentelle Untersuchungen zur therapeutischen Beeinflussung der Wundheilung unter ausgewählten Bedingungen mit Berücksichtigung von angioplastisch wirkenden Substanzen“ nieder.

Klinik Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Die hochspezialisierte Arbeit in der Klinik Frauenheilkunde und Geburtshilfe wurde vor allem durch die Arbeiten von Oberst Dr. Hans Schlosser auf dem Gebiet der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie an der Brust und am Bauch bestimmt. 1980 führte er die erste Mamma-Aufbauplastik mit Silikonimplantat und 1984 die erste komplette Brustrekonstruktion einschließlich des Mamillenbereiches nach einer Krebsradikaloperation durch (SCHLOSSER, 2014). Bauchhautplastik und Bauchdeckenplastik gehörten zu den kosmetischen Bauchoperationen an der Klinik. Oberst Dr. Schlosser habilitierte sich 1988 mit der Arbeit „Leistungsfähigkeit von Frauen und ihre Eignung für militärische Verwendungen.“

Im Bereich der Geburtshilfe stand die Aufgabe, durch moderne prä-, peri- und postnatale technische Überwachung die Säuglingssterblichkeit immer stärker zu senken. Mit Bezug darauf wurden von Dr. Ulrich Horn aus der Frauenklinik und Dr. Klaus-Dieter Sparr sowie Oberst Prof. Mücke aus der Kinderklinik grundlegende Aspekte der fetalen Elektrokardiographie untersucht und in einer Beitragsfolge 1984 publiziert (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

Die Zahl der Geburten im Jahr lag zwischen 510 und 764 im Zeitraum von 1981 bis 1990 und hatte mit 970 Geburten im Jahr 1967 ihren Gipfelpunkt.

Hals-Nasen-Ohren-Klinik: Die Ärzte und technischen Wissenschaftler der Hals-Nasen-Ohren-Klinik beschäftigten sich innovativ in drei Richtungen: Die von General Prof. Gestewitz inaugurierte Photoelektronystagmographie, die ihren technischen Niederschlag in dem PENG-Gerät nach GESTEWITZ gefunden hatte, wurde vor allem durch Oberstleutnant Dr. rer. nat. Dipl. Ing. Horst Schaffrath neben General Prof. Gestewitz und Oberst Prof. Mehner in eine rechnergestützte Version gebracht, die der raschen Entwicklung von Computern angepasst werden konnte und immer feinere Auswertungen erlaubte.

Oberstleutnant Dr. sc. med. Eube, der sich mit Hörprüfungen im Rahmen der Impedanzaudiometrie, einer Methode, bei der die Abschwächung von Schallwellen beim Durchtritt durch das Trommelfell und die Gehörknöchelchen gemessen wird, habilitiert hatte, vervollkommnete diese Methodik zur objektiven, nicht manipulierbaren Funktionsprüfung der Hörleistungsfähigkeit. Gemeinsam mit Oberstleutnant Dr. Schaffrath entwickelte er dafür das Impedanzaudiometer  ICMG-80, eine Verbesserung  der bisher vorhandenen Geräte.

Bei Schwankungen des Luftdrucks, insbesondere bei Aufstieg in Höhen, wird der Luftdruck im äußeren Gehörgang vor dem Trommelfell ausgeglichen mit dem Luftdruck im Mittelohr hinter dem Trommelfell über die Belüftung durch die Tube oder Ohrtompete, die vom Rachen in das Mittelohr zieht. Diese Tubenfunktion hat große Bedeutung in der Luft- und Raumfahrt und wird in der Barokammer geprüft. Zur Verbesserung und Objektivierung der Prüfergebnisse  konstruierten Oberstleutnant Dr. Schaffrath, Oberst Prof. Mehner und Dr. W. Schmidt ein Tubenfunktionsmessgerät (Forschungsbericht, Bad Saarow 1986).

Hautklinik: Der Leiter der Hautklinik, Oberst Prof. Fischbeck, hatte sich das Ziel gestellt, eine „epidemiologische Dermatologie in der Militärmedizin“, also das Problem Umwelt – Haut in Bezug zum Militärdienst, umfassend zu bearbeiten. Wegen der überregionalen Bedeutung dieses Forschungsvorhabens  wird darauf im Kapitel „ Militär-  medizinische Arbeit“ ausführlicher eingegangen.   

Oberst Prof. Fischbeck leitete an der MMA die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Melanom“, in der Oberstleutnant Dr. Steudtemann (Hautklinik), Oberstleutnant Dr. Kühn (Chirurgische Klinik), Oberst Prof. Pink (Institut Nuklearmedizin) und Oberst Prof. Kretschmar (Institut Pathologie) mitwirkten. Als eine der ersten Hautkliniken der DDR konnte durch die Leistung dieser Arbeitsgruppe die Hautklinik der MMA die szintigraphische Darstellung der Lymphabflussbahnen nach perifokaler Radionuklid-Infiltration bei Melanomen mit Verdacht auf lymphogene Metastasierung einführen, ein diagnostisches Verfahren  zur Optimierung der elektiven Lymphknotenentfernung (FISCHBECK, 2004).

Aus der militärischen Aufgabe, die Strategie der AIDS-Bekämpfung in der NVA zu konzipieren und an der Hautklinik der   MMA das AIDS-Konsultationszentrum der NVA einzurichten, ergaben sich umfassende vorausschauende Überlegungen und unmittelbare organisatorische Maßnahmen, die von Oberst Prof. Fischbeck und Oberstleutnant Dittrich getragen  wurden.

Kinderklinik: In der Kinderklinik setzte der Leiter der Klinik, Oberst Prof. Mücke, seine jahrelangen elektrophysiologischen  Untersuchungen an den Herzen von Säuglingen und Kindern kontinuierlich fort, jetzt unter stärkerer Einbeziehung seiner eigenen Mitarbeiter wie Dr. sc. med. Sparr, Dr. sc. med. Pfeifer , Dr. med. Eschke und Dr. med. Mager und publizierte regelmäßig (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1978-1983 und 1984-1988). Dabei rückten seit etwa 1985 die Untersuchungen zu den Ursachen und Mechanismen für die Entstehung von Herzrhythmusstörungen bei Neugeborenen und Säuglingen sowie die Möglichkeiten und Tendenzen einer Pharmakotherapie der Herzrhythmusstörungen bei Kindern und Jugendlichen in den Vordergrund. Um die kinderkardiologischen Erkenntnisse übergreifend in der täglichen Praxis der Kinderheilkunde einfacher nutzen zu können, hatte Oberst Prof. Mücke 1979 das Pädiatrische Ekameter IIIb, eine Art Schablone zur Auswertung kindlicher EKG, konstruiert. 1982 wurde es in Zusammenarbeit mit dem Kardiologen der Medizinischen Klinik der MMA, Oberstleutnant Dr. Pries, zu einem Universal-Ekameter zur Beurteilung von Elektrokardiogrammen von Kindern und Erwachsenen erweitert. 1988 erarbeiteten Oberst Prof. Mücke und Dr. Rainer Mager die „Kardiocomputer I und II“. Das waren diagnostische Computerprogramme zur Standardisierung der praktischen kardiologischen Diagnostik für das Kindesalter.

Angeregt von diesen Erweiterungen der Diagnostik und unter dem Eindruck eines plötzlichen, unerwarteten Säuglingstodes (Sudden Infant Death Syndrom – SIDS) hatte sich in der Kinderklinik ein Jugendforscherkollektiv  unter Leitung von Dr. med. Peter Berlin zusammen gefunden, das sich das Ziel gestellt hatte, ein Modell für ein Testsystem zu schaffen und zu erproben, mit dem potentielle Gefährdungen vitaler Grundfunktionen, die den plötzlichen Säuglingstod herbeiführen können, frühzeitig erkannt werden. Die Ergebnisse wurden 1988 in dem Abschlussbericht des Jugendforscherkollektivs veröffentlicht (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

Mit einer Gemeinschaftsarbeit auf einem damals noch wenig erforschten Gebiet, der Untersuchung uteriner und fetaler Arterien mittels Dopplersonographie, erwarben der Leiter der Funktionsdiagnostik, Dr. Rainer Mager und seine im Institut Nuklearmedizin tätige Ehefrau, Dr. Petra Mager, 1990 ihre Habilitationen.

 

Klinik  Anästhesiologie und Intensivmedizin: Kein anderes Fachgebiet weist so starke Wechselbeziehungen zwischen der stationären klinischen Medizin und der Militärmedizin unter Gefechtsbedingungen auf wie die Anästhesiologie und Intensivmedizin. Zahlreiche Erfahrungen aus den Notfalleinsätzen bei lebensbedrohenden Schädigungen einzelner Patienten wurden durch die Ärzte der Klinik Anästhesiologie und Intensivmedizin für Erweiterungen und Präzisierungen des Systems der Behandlung auf den Etappen des medizinischen Abtransports eingebracht und werden, ebenso wie die wissenschaftlichen Arbeiten zu Problemen des Schocks, im Kapitel über die militärmedizinische Arbeit berücksichtigt.

Die Ausweitung des neurochirurgischen Behandlungsspektrums durch den späteren Leiter der Abteilung Neurochirurgie, Oberstleutnant Dr. Steffen, der Aufbau der Thoraxchirurgie und die Einführung der Herz- und Gefäßchirurgie durch Oberstleutnant Dr. Volkmar bestimmte das Tätigkeitsfeld der Anästhesiologen in ihrer eigenen Klinik in Bezug auf Organisation, auf die Beschäftigung mit Anästhesieverfahren, die solchen Eingriffen am besten gerecht werden und bezüglich der wachsenden Anforderungen an die postoperative Intensivtherapie. Oberst Prof. Pickart arbeitete gemeinsam mit Oberstleutnant Dr. Rehmann (Dissertation A 1986: „Untersuchungen zur Beeinflussung der Makro- und Mikrozirkulation am tierexperimentellen Modell des traumatisch-hämorrhagischen Schocks durch die dissoziative Anästhesie mit Ketamin“) an Narkosen mit den modernen, eben auf den Markt gekommenen Substanzen Ketamin (Velonarkon), Bubivakain und Radenarkon (Edomidate). Oberst Prof. Huhle vervollständigte die Programme der  rückenmarksnahen Leitungsanästhesien für die Gefäßchirurgie. Oberstleutnant Dr. Rehmann, Oberst Prof. Huhle und Oberstleutnant Dr. Lederer erprobten erfolgreich den Einsatz von gängigen, tragbaren Insulinpumpen auch zur kontinuierlichen periduralen Morphininfusion.

Seine Erfahrungen und Erkenntnisse in der postoperativen Intensivtherapie bei Patienten mit großen gefäßchirurgischen Eingriffen veröffentlichte Oberstleutnant Dr. Nötel 1985 (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

Medizinische Klinik (Klinik Innere Medizin): Die Medizinische Klinik war das organisatorische Zentrum der breit angelegten Dispensairebetreuungen an der MMA  unter der unmittelbaren Verantwortung von Oberst Dr. Michael König. Im Spektrum der internen Erkrankungen nahmen die Herz-Kreislaufkrankheiten einschließlich der Hypertonie den vorderen Platz vor den Erkrankungen des Verdauungstraktes ein. Mit zunehmendem Alter der Berufssoldaten wuchs auch der Anteil der organischen Herzkrankheiten, insbesondere der ischämischen Herzkrankheit, kontinuierlich gegenüber den früher zahlenmäßig vorherrschenden funktionellen Herzkrankheiten. Bereits in dieser Zeit verfestigten sich die Erkenntnisse, dass Veränderungen im Lebensstil bezüglich Bewegung, Ernährung und Rauchen stärkere Positivfaktoren zur Vorbeugung und Frühbehandlung der ischämischen Herzkrankheit sind als die bislang bekannten daraufhin untersuchten Medikamente. Folgerichtig hatte der Leiter der Klinik, Generalmajor Prof. Werner, das Programm zur Gesundheitsbetreuung der Armeeangehörigen und Zivilbeschäftigten der NVA  für die Herz-Kreislauferkrankungen/Hypertonie festgelegt:

  • Breite Erfassung von individuellen Risikofaktoren bei den Jahresgrunduntersuchungen,.
  • Standardisierte Diagnostik in allen Einrichtungen des Medizinischen Dienstes, in denen Dispensaireuntersuchungen  durchgeführt werden einschließlich der Schulung der durchführenden Ärzte  und
  • Auswertung der individuellen medizinischen Befunde mit starkem Bezug auf Prophylaxe individueller oder kollektiver (vorbeugende Kuren ) Natur.

Bei diesen Bemühungen standen dem Leiter der Klinik vor allem Oberstleutnant Dr. Pries, der 1980 die Subspezialisierung Kardiologie erworben und sich 1982 mit einer Arbeit über die Wertigkeit von invasiven und nichtinvasiven Methoden in der Funktionsdiagnostik der chronisch-ischämischen Herzkrankheit habilitiert hatte sowie Oberst Dr. Heinz Jaworski , der 1984 Subspezialist für Kardiologie geworden war, zur Seite. Da derartige Programme nur unter Einbeziehung aller klinisch tätigen Ärzte im Medizinischen Dienst der NVA verwirklicht werden konnten, waren auch die wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationen von General Prof. Werner, Oberstleutnant Dr. Pries und Oberst Dr. Jaworski auf gleichlautende Informationen und Standardisierungen ausgerichtet, wie.

  • Frühdiagnostik der KHK (koronare Herzkrankheit) im Rahmen der Jahresgrunduntersuchungen,
  • Diagnostisches Stufenprogramm bei der ischämischen Herzkrankheit,
  • Leistungsorientierte Eignungsbeurteilung von Berufssoldaten mit KHK,
  • Prävalenz der Hypertonie im Grundwehrdienst,  Stufenprogramm der Erkennung und Behandlung der Hypertonie,
  • Nichtmedikamentöse Prophylaxe der juvenilen Hypertonie    (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1978-1983 und 1984 -1988).

Oberst Dr. Jaworski  habilitierte 1986 mit der Arbeit  „Effektivität der Jahresgrunduntersuchungen einer definierten Personengruppe über einen Zeitraum von 10 Jahren“.

Bis in die siebziger Jahre des 20. Jhd. waren Stethoskop, EKG und Ergometrie überall die einzigen Geräte für die nichtinvasive kardiologische Diagnostik. Ähnlich wie Oberst Prof. Mücke in der Kinderklinik alle Möglichkeiten der jetzt apparativ verbesserten EKG-Diagnostik ausreizte und in umfangreichen Beiträgen publizierte, trug auch General Prof. Werner in einer Arbeitsgruppe mit Oberstleutnant Dr. Pries, Oberst Prof. Mücke, Prof. Bartel (Humboldt-Universität Berlin), Prof. Fiehring (Medizinische Akademie Erfurt) und Prof. Ingeborg Aßmann (Medizinische Akademie Erfurt) alle aktuellen Möglichkeiten der EKG-Diagnostik zusammen. In 7 Mitteilungen wurden die „Empfehlungen zur Auswertung und Beurteilung von Elektrokardiogrammen von Jugendlichen und Erwachsenen“ 1981/1982 und 1985 in der „Zeitschrift für ärztliche Fortbildung“ veröffentlicht.

1986 übernahm Oberstleutnant Dr. Mecklinger als Leiter die kardiologische Funktionsdiagnostik an der Medizinischen Klinik und spezialisierte sich auf die Arbeit mit der gerade eben eingeführten Doppler-Sono-Echokardiographie. In Gemeinschaftsarbeit mit Oberst Prof. Pink, Leiter des Instituts Nuklearmedizin, wurde die Kombination von sonographischen und herzszintigraphischen Verfahren zur Vitiumdiagnostik (Diagnostik von Herzklappenfehlern) ausgearbeitet. Das hatte insofern große praktische Bedeutung, da sich an den herzchirurgischen Zentren der DDR,  wie auch in der internationalen Entwicklung, die Möglichkeiten zur operativen Korrektur lebensbedrohender Herzklappenfehler sprunghaft erweiterten.

Der gastroenterologische Fachbereich wurde durch Dr. Edith Jaworski geführt, die bereits vor der Bildung der MMA die entsprechende Subspezialisierung erworben und jahrelange Erfahrungen in diesem Arbeitsgebiet hatte. Parallel zur Verfeinerung der endoskopischen Techniken hielt auch die endoskopische Diagnostik in diesem Fachbereich Schritt, so dass der gesamte Verdauungstrakt von der Speiseröhre bis zum Dickdarm mit Ausnahme der auch bis heute endoskopisch noch nicht zugänglichen Abschnitte des mittleren und unteren Dünndarms, mit dem Auge unmittelbar untersucht und kleinere operative Eingriffe vorgenommen werden konnten. Mit Hilfe der etwas aufwändigen und Geschicklichkeit erfordernden ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatographie), bei der mit einem Spezialendoskop vom Dünndarm aus Röntgenkontrastmittel in Gallengang, Bauchspeicheldrüsengang und Gallenblase eingebracht wird, wurde eine verfeinerte Diagnostik von Gallenblasen-,Gallengang- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen erreicht.

Die Anzahl notwendiger Endoskopien stieg im Laufe der 80er Jahre stark an, so dass zu deren Bewältigung auch Oberstleutnant Dr. Pölzing in die Subspezialisierung Gastroenterologie einbezogen wurde und diese 1983 erwarb. Oberstleutnant Dr. Pölzing hatte sich vorrangig der Langzeitbetreuung chronisch Magenkranker, eine recht große Krankengruppe in der NVA, verschrieben und dazu auch, gemeinsam mit Oberst Prof. Kretschmar vom Institut Pathologie, wissenschaftliche Untersuchungen an der Magenschleimhaut der Patienten mit chronischer Gastritis vorgenommen (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

1986 wurde auf Betreiben von General Prof. Werner und General Prof. Gestewitz der Fachbereich Tuberkulose und Lungenkrankheiten, der von Beginn an seine Heimstatt im Zentralen Lazarett für Tuberkulose und Lungenkrankheiten in Dresden-Oberloschwitz , - seit 1972 wegen der Erweiterung durch zusätzliche Fachbereiche unter der Bezeichnung „Lazarett der NVA“ geführt,- gehabt hatte, in die Medizinische Klinik der MMA überführt. Da keiner der spezialisierten Dresdener Lungenfachärzte diese Übersiedelung begleiten wollte und sollte, war neue geistige Investition erforderlich, der sich Oberstleutnant Dr. Reiner Andree unterzog (ANDREE und WERNER 1986). Oberstleutnant Dr. Andree, zunächst beschäftigt mit der Bekämpfung von Herz-Kreislaufkrankheiten bei Berufssoldaten mit Diabetes mellitus (diesbezüglich Dissertation A 1982), wechselte in die Pulmologie und erwarb 1986 die Subspezialisierung für Pulmologie.

Die Subspezialisierung für Hämatologie von Dr. med. Feodora Volkmar 1984 kam vor allem der unmittelbaren klinischen Patientenbetreuung zugute. Die hämatologische Diagnostik, morphologische, zytochemische und immunzytologische Auswertung von Knochenmarkpunktaten (Oberst Prof. Reichelt) und die Blutgerinnungsanalysen (Oberstleutnant Dr. Höhme) waren im Institut Klinische Chemie und Hämatologie angesiedelt.

Der Fachbereich Nephrologie stand unter der Leitung von Oberstleutnant Dr. Peter Barnick, seit 1983 subspezialisierter Nephrologe, der sich besonders mit der Früherkennung der primär-chronischen Glomerulonephritis beschäftigte. Arbeiten über Diagnose und Differentialdiagnose dazu anhand subtiler Eiweißanalysen, gemeinsam mit den Immunologen Oberstleutnant Dr. Eberhard Wulf und Dr. Dieter Stiller angefertigt, wurden 1985 publiziert (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

1984 hatten Oberst Dr. Gernot Schubert und Oberstleutnant Dr. Horst Koch die Fortbildungen auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten/Tropenmedizin beendet und die Subspezialisierung erreicht. Oberst Dr. Schubert erhielt 1984 die akademische Qualifikation Dr. sc. med. mit der Arbeit „Militärmedizin und Tropenmedizin. Eine militärmedizinische Studie zur aktuellen Bedeutung von Krankheitserregern tropischer Endemiegebiete sowie zur Problematik importierter Krankheiten und zur gesundheitlichen Gefährdung von Reisenden“(BLEEK u. MERTENS 1994). Nach dem frühen Tod von Oberst Dr. Schubert leitete Oberstleutnant Dr. Koch das Tropenmedizinische Zentrum der NVA und die Untersuchungs- und Impfstelle für Auslandsreisende  an der Medizinischen Klinik. Die späteren Arbeiten von Oberstleutnant Dr. Koch zur selektiven Dekontamination, der weitgehenden Beseitigung der körpereigenen mikrobiellen Flora vor bestimmten operativen Eingriffen und unter immunsuppressiver Behandlung, reichen in das Gebiet der Grundlagenforschung und werden deshalb im Kapitel „ Forschung“ behandelt.

Klinik Neurologie und Psychiatrie: Die innovativen Arbeiten des langjährigen Stellvertreters des Leiters der Klinik  Neurologie und Psychiatrie, Oberst Prof. Hans-Georg Trzopek, für die Standardisierung der EEG-Diagnostik und deren Dokumentation in Form der elektronischen Datenverarbeitung für die Neurologie in der DDR wurden mit der Verleihung des Hans-Berger-Preises der Gesellschaft für Neuro-Elektrodiagnostik der DDR an Oberstleutnant Dr. Trzopek 1983 geehrt. In den Jahren 1972 bis 1985 war Oberst Prof. Trzopek zum Leiter der Arbeitsgemeinschaft Information und Dokumentation der Gesellschaft für Neuro-Elektrodiagnostik der DDR gewählt worden.

Für die eigene Klinik erarbeitete Oberst Prof. Trzopek gemeinsam mit Oberstleutnant Dr. Welters, der sich auf dem Gebiet der Datenverarbeitung besonders qualifiziert hatte, eine Version der automatisierten EEG-Frequenzanalyse für den Rechner K 1520 und eine computergestützte EEG-Befunddokumentation. Des Weiteren unterzog Oberst Prof. Trzopek die vielen bekannten Provokationsverfahren für bestimmte Fragestellungen in der EEG-Diagnostik einer wissenschaftlich unterlegten Standardisierung.

Auch für die objektivierbare Diagnostik von peripheren Nervenerkrankungen war die Zusammenarbeit von Oberst Prof. Trzopek und Oberstleutnant Dr. Welters ergiebig. Sie arbeiteten ein Verfahrens zur Registrierung und automatisierten Analyse der Befunde des Oberflächenelektromyogramms beispielhaft bei Fazialisparesen (Gesichtsmuskellähmungen) aus (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

Der Leiter der Funktionsdiagnostik in der Klinik Neurologie und Psychiatrie, Oberstleutnant Dr. Bernd Gestewitz, habilitierte 1990 mit der Arbeit „Darstellung und Analyse kleiner und kleinster optomotorischer  Spontanaktivitäten des Menschen“.

Orthopädische Klinik: Anfangs der 70er Jahre kamen in einigen hochentwickelten kapitalistischen Ländern Gelenkprothesen, zunächst die Hüftgelenktotalendoprothese, zur Produktion. Nachdem diese Endoprothesen in die DDR importiert werden konnten, absolvierte Oberst Dr. Peter Schmoll, Stellvertreter des Leiters der Orthopädischen Klinik, gemeinsam mit einer Op.-Schwester eine spezielle Fortbildung an der Orthopädischen Klinik der Charité, um diese Implantationsoperationen zu beherrschen. Im März 1984 wurde an der Orthopädischen Klinik der MMA die erste Hüftgelenktotalendoprothese eingesetzt. 105 gleichartige Operationen folgten bis 1990.

Die zunehmende Entwicklung und Vervollkommnung endoskopischer Gelenkoperationen fand in der Orthopädischen Klinik ihren Niederschlag, indem seit 1984 für die im Wehrdienst häufigen Kniegelenkerkrankungen der Weg von der Schnittoperation am Knie zur arthroskopischen Gelenkoperation beschritten wurde.  644 derartige Operationen wurden von 1984 bis Ende 1990 ausgeführt.

Für die operative Behandlung der im Wehrdienst ebenfalls häufigen posttraumatisch rezidivierenden sowie für die habituellen Schulterluxationen wurden insbesondere durch Fregattenkapitän Dr. Schossee die vorhandenen Operationsmethoden verfeinert, was eine deutliche Senkung der Rezidivhäufigkeit mit sich brachte (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

Mit der breiten Diagnostik und konservativen Therapie der Wirbelsäulenerkrankungen war der Leiter der Klinik, Oberst Dr. Gerhard Firl, jahrelang verhaftet. Er gründete an seiner Klinik die spezifische Dispensairebetreuung für Bechterew-Erkrankungen. 1987 habilitierte Oberst Dr. Firl mit der Arbeit „Die Beurteilung der Wirbelsäule in der leistungsorientierten militärmedizinischen Begutachtung unter besonderer Berücksichtigung der Tauglichkeit und Eignung für die Ableistung des Grundwehrdienstes“.    Prophylaktisch vorausschauend hatte Oberst Dr. Firl das Neugeborenendispensaire eingerichtet, in dem jedes in der MMA geborene Kind auf orthopädische Erkrankungen oder Fehlbildungen, seit 1988 auch mit Sonographie der Hüftgelenke, untersucht wurde, was von den Eltern der Neugeborenen immer wieder mit besonderer Anerkennung gewürdigt wurde.

Urologische Klinik: Medizinisch-wissenschaftliche Arbeiten der Urologischen Klinik mit klinikübergreifender Ausstrahlung  bezogen sich auf die Hodentumore und auf die nichtoperative Nierensteinbeseitigung mittels der extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWL).                 Hodentumore sind statistisch eine der häufigsten Krebserkrankungen junger Männer und haben bei früher Erkennung und umfassender Behandlung eine gute Prognose. Oberst Dr. Helgo Schulze, seit 1973 Leiter der Urologischen Klinik, hatte sich besonders der Früherkennung und Therapie der Hodentumoren  verschrieben und  Arbeiten zur Häufigkeit, zur Symptomatik und zu Untersuchungsmethoden veröffentlicht. In Zusammenarbeit mit Oberst Prof. Schmechta, dem Leiter des Instituts Gerichtliche Medizin, wurden sogenannte Tumormarker für Früherkennung und Verlaufskontrolle gesucht und erprobt, wie die Enzymimmunassays SP 1 (Beta 1-Glykoprotein), HCG (Humanchoriogonadotropin) und AFP (Alpha-Fetoprotein) (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988). Infolge der Früherkennung und durch Kombination der operativen Therapie mit der damals noch wenig bekannten Cisplatin-Chemotherapie wurden herausragende Heilungsraten von 85% aller erfassten Hodentumoren erreicht. In seiner Habilitationsschrift „Untersuchungen zur Epidemiologie, Diagnostik, Prognostik und militärmedizinischen Begutachtung von Hodentumoren“ hat Oberst Dr. Schulze seine diesbezüglichen Erkenntnisse und Erfahrungen publiziert.

Nieren- und Harnleitersteine, bei Männern ohnehin eine häufigere Erkrankung als bei Frauen, nahmen auch in der Urologischen Klinik der MMA einen vorrangigen Platz im Spektrum der therapiepflichtigen Erkrankungen ein und mussten operativ entfernt werden, sofern die konservativen Versuche der „Steinabtreibung“ nicht erfolgreich  oder infolge der Steingröße oder -lage nicht sinnvoll waren. Eine radikale, für die Patienten ungemein segensreiche Verbesserung bekam diese Situation mit der Einführung des Lithotripters in die Medizin, eines Gerätes, mit dem durch Ultraschall- oder elektrohydrauliche  Stoßwellen Nieren- und Harnleitersteine von außen, ohne in Niere oder Harnleiter eindringen zu müssen, zertrümmert werden können (ESWL; extrakorporale Stoßwellenlithotripsie). Die Urologische Klinik der MMA bekam 1987 als zweite Einrichtung in der DDR nach der Charité einen Lithotripter, mit dessen Arbeitsmöglichkeiten und Arbeitsweise sich besonders Oberstleutnant Dr. Ruttloff vertraut machte. Das hatte zur Folge,  dass 90% aller früher notwendigen operativen Steinentfernungen umgangen werden konnten. Im Einführungsjahr 1987 wurden mit der ESWL 170 Patienten erfolgreich behandelt, 1988 schon 759 Patienten, 1989 1035 Patienten und 1990 1388 Patienten (Zuarbeit von Chefarzt Dr. Ruttloff, 2014).

Die Ärzte der Urologischen Klinik, Oberst Dr. Schulze, Oberst Dr. Hallmann und Oberstleutnant Dr. Ruttloff beherrschten die Techniken der operativen Rekonstruktion, so dass neben den gängigen urologischen Operationen an Nieren (Krebs- und Steinchirurgie), Prostata und Harnblase auch Nierenbeckenplastiken und Harnröhrenplastiken durchgeführt wurden. Der Stellvertreter des Klinikleiters, Oberst Dr. Hallmann, habilitierte 1985 mit der Dissertationsschrift „Mechanische  urogenitale Schädigungen bei Mehrfachverletzungen im Frieden und im Krieg“.

Eine interessante medizintechnische Eigenleistung der Urologen war die Konstruktion eines modernen „Uroflowmeters“ auf der Basis alter Vorlagen, mit dem die Kraft des Blasenmuskels in ihrer Wirkung auf den Urinstrahl und dessen möglicher Abschwächung durch Verengungen in der Harnröhre selbst oder bei deren Durchtritt durch die Prostata gemessen wird. Auch heute noch, 2015, leistet dieses Gerät seine guten Dienste in der präoperativen Diagnostik.

Abteilung Neurochirurgie: In der Abteilung Neurochirurgie konnte das Leistungsspektrum maßgeblich erweitert und die Anzahl der Operationen um mehr als das Doppelte gesteigert werden, nachdem Oberstleutnant Dr. Steffen von seiner Facharztausbildung an der Neurochirurgischen Klinik der Charité an die MMA zurückkam und neben einer Ausbildung auf höchsten in der DDR möglichen neurochirurgischem Niveau auch Spezialtechniken wie die Hirnbiopsie oder die CO2-Laserbehandlung von Hirntumoren in die Abteilung mitbrachte. Waren zunächst Operationen bei zervikalen  und lumbalen Bandscheibenerkrankungen sowie bei traumatischen Schädel-Hirn-Verletzungen dominierend, rückten nunmehr Operationen bei Hirntumoren, bei Hirnarterienaneurysmen, bei Hydrozephalus und bei spinalen Tumoren in das Zentrum des Leistungsspektrums der Abteilung. Die Anzahl komplizierter Operationen bei peripheren Nervenverletzungen stieg an, und die schwierigen extra-intrakraniellen Bypass-Operationen wurden in das Operationsspektrum aufgenommen (Dokumentation „Militärmedizinische Akademie Bad Saarow“, 1990).

Oberstleutnant Dr. Helge Steffen habilitierte 1988 mit der Arbeit „Zur Bedeutung und zum Wert okulomotorischer Phänomene für die Diagnostik intrakranieller Prozesse unter Berücksichtigung klinischer und elektroenzephalographischer  Befunde“ und rückte am 01.09.1989 zum Leiter der Abteilung auf, nachdem Oberst Werner Starck in den Ruhestand gegangen war.

Abteilung Physiotherapie: Die Abteilung Physiotherapie gewährleistete damals ein sehr breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten im Vergleich zu den Einrichtungen des staatlichen Gesundheitswesens  und vor allem im Vergleich mit den derartigen Möglichkeiten an den Krankenhäusern der Gegenwart. Es gab damals weder im staatlichen Gesundheitswesen noch in der NVA Rehabilitationseinrichtungen der heutigen Art. Die Ausheilung von Krankheiten und Operationsfolgen geschah in der Regel durch verlängerte Liegezeiten auf den Fachstationen mit Einbeziehung der physiotherapeutischen Behandlung, die dann zunehmend in den Vordergrund rückte. In der NVA war man bereits zu einer moderneren Variante der Anschlussheilbehandlung übergegangen.  Für bestimmte Erkrankungen waren Heil- und Übungsprogramme in der Obhut der Abteilung für Physiotherapie vorgesehen, der dafür 16 Betten zur Verfügung standen. Die durchschnittliche Behandlungszeit dafür betrug 3 Wochen. Obligatorisch für derartige Anschlussheilbehandlungen waren die Zustände nach Herzinfarkt und nach Bypass-Operationen. Fakultativ behandelt wurden das chronische Schmerzsyndrom, rheumatische Erkrankungen und Zustände nach schweren oder komplikationsbehafteten Operationen.

Abteilung Stomatologie: Die Zahnärzte der Abteilung Stomatologie arbeiteten mit dem Vorteil, eine spezialisierte Fachzahnärztin für Kinderstomatologie unter sich zu wissen aber mit dem Nachteil, keinen Facharzt für Mund- und Kieferchirurgie zu haben. Das ständige Drängen der 5 Zahnärzte, einem von ihnen die Facharztausbildung Kiefer-Gesichtschirurgie zu ermöglichen, scheiterte am hartnäckigem Widerstand des Chefs der MMA, der die irrige Ansicht vertrat, solche Operationen durch die HNO-Klinik tätigen zu lassen, was sich in der Praxis aber tatsächlich nicht realisieren ließ. Damit blieb die Arbeit in der Abteilung Stomatologie auf die ambulante, konservative, sanierende und prothetische Versorgung der Patienten beschränkt. Für diese Zwecke war in der Abteilung ein eigenes zahntechnisches Labor mit gut ausgebildeten Zahntechnikern eingerichtet worden.

Eine starke bürokratische Belastung trug der Leiter der Abteilung Stomatologie, indem er für die Leitung und Organisation der Edelmetallbewirtschaftung (Zahngold, Zahnsilber) für die gesamte NVA und die Grenztruppen der DDR von der Medizinischen Verwaltung im MfNV verantwortlich gemacht worden war. Originäre medizinisch-wissenschaftliche Arbeiten kamen von Oberstleutnant Dr. Bernd Leuthold, der sich in die Arbeit der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Autologer Fibrinkleber“ des Instituts  Klinische Chemie und Hämatologie einklinkte und nicht nur Erprobungen dieses Fibrinklebers bei Patienten mit Antikoagulantienbehandlung vornahm sondern vor allem ein Applikationssystem entwarf, mit dem dieser „Zweikomponenten-Kleber“ gezielt, genau dosiert und gut handhabbar an die gewünschte Stelle aufgebracht werden konnte. Dieser „Mehrkomponentenapplikator für nicht im System mischbare Flüssigkeiten“ wurde patentiert und in der Praxis erfolgreich eingesetzt. Oberstleutnant Leuthold wurde 1988 mit der Dissertation (A) „Untersuchungen zum Einsatz eines autologen Fibrinklebers im Fachgebiet Stomatologie unter besonderer Berücksichtigung von Patienten die unter Antikoagulantientherapie stehen“ zum Dr. med. promoviert.

 Institut Gerichtliche Medizin: Das Institut Gerichtliche Medizin verfügte über eine relativ moderne Geräteausstattung und konnte damit eine breite Palette von Untersuchungen bewerkstelligen. Mittels Gaschromatographie und Hochdruckflüssigkeitschromatographie erweiterten Dr. Siegfried Nagel und Dr. Hans-Günter Eigendorf kontinuierlich die toxikologische Notfalldiagnostik und die Bestimmung von Medikamenten und Giften in Körperflüssigkeiten.

Dr. Eigendorf arbeitete an einem Verfahren, über die Konzentrationsbestimmung der Schwermetalle Blei, Antimon und Kupfer in der Schmauchzone von Einschüssen mittels Atomabsorptionsspektrophotometrie Schussentfernungsmessungen vorzunehmen.

1980 hatten Dr. Nagel und Oberst Prof. Schmechta eine Methode zur Verbesserung des Nachweises der Kohlenmonoxidvergiftung über spektrophotometrische Hämoglobinbestimmung vorgestellt und einen Schnelltest zur orientierenden Blutalkoholbestimmung angeboten.

Originäre und schöpferische Arbeiten mit weitreichender Wirkung entstanden in der Arbeitsgruppe um Oberst Prof. Schmechta, dem Leiter des Instituts Gerichtliche Medizin an der MMA sowie Prof. Thomas Porstmann, Dr. Bärbel Porstmann und weitere Mitarbeiter aus dem Institut für Immunologie an der Charité Berlin mit der Entwicklung mehrerer Enzymimmunassays. Diese, damals gerade „erfunden“ und als neuartige Untersuchungsmittel von großem Interesse, sind empfindliche und spezifische Methoden zur Bestimmung antigener Substanzen wie Proteine, Hormone, Antikörper, Viren oder Pharmaka mit enzymmarkierten spezifischen Antikörpern oder Antigenen gleichen Typs wie das zu bestimmende Antigen. Über den Verbrauch des angekoppelten Enzyms in einer Reaktion mit seinem Substrat lässt sich die Konzentration der gesuchten Substanz bestimmen.

Geradezu besessen von der schaffenden Tätigkeit arbeitete Oberst Prof. Schmechta  am Tag und oftmals auch nachts in seinem Institut an der Entwicklung derartiger Enzymimmunassays und konnte in der Zeit von 1980 bis 1990 gemeinsam mit seinen Kollegen aus der Charité sieben neue Enzymimmunassays (EIA) ausarbeiten:

  • Der Myoglobin-EIA weist den roten Muskelfarbstoff im Blut nach, der bei Schädigungen der Muskeln vor allem aber auch bei Schädigung des Herzmuskels infolge von Durchblutungsstörungen freigesetzt wird. Der Myoglobin-EIA wurde der erste biochemische Test zur Früherkennung eines Herzinfarktes oder zum Nachweis eines „stummen“ Herzinfarktes, der sich im EKG nicht erkennen lässt.
  • Der HBsAg-EIA weist das Hepatitis B-Oberflächen-Antigen, die Hülle der Hepatitis B-Viren, im Blut nach und gilt nicht nur als Beweis einer Hepatitis B-Infektion sondern auch dafür, dass der Patient noch Hepatitis B-Viren trägt, also infektiös ist, solange das HBsAg im Blut nachweisbar ist.
  • Der IgD-EIA erlaubt die Konzentrationsbestimmung des Immunglobulin D im Blut, das eine Bedeutung bei der Differenzierung von Lymphozyten, einer Fraktion der sog. weißen Blutkörperchen, hat.
  • Der AFP-EIA bestimmt die Konzentration des Alpha-1-Fetoproteins, das bei Tumoren, insbesondere bei Hodentumoren, erhöht ist und deshalb als Tumormarker genutzt wird.
  • Der CrP-EIA zeigt die Konzentration des c-reaktiven Proteins im Blut an. Dieses CrP wird vermehrt in der Anfangsphase einer Entzündung im Körper gebildet und beweist das Vorliegen einer akuten Entzündung oder den akuten Beginn einer  chronischen Entzündung. Der Rückgang der Entzündung ist mit dem Rückgang des CrP-Konzentrationswertes im Blut eng verbunden und erlaubt dem Arzt damit, das Entzündungsgeschehen zu verfolgen.
  • Der SP-1-EIA bestimmt das Beta-1-Glykoprotein, das sog. Schwangerschaftsprotein, welches das Vorliegen einer Schwangerschaft anzeigt. Bei positivem Nachweis außerhalb einer Schwangerschaft gilt es aber als ein Tumormarker für Hodentumoren, Mammakarzinom, Blasenmole und malignes Chorionepitheliom.
  • Der Lysozym-EIA erfasst das körpereigene Abwehrenzym Lysozym, das im Nasensekret, in der Tränenflüssigkeit, im Darmschleim und im Blut regulär vorkommt und für Infektionsschutz und Resistenz verantwortlich ist, indem es Bestandteile der Bakterienzellwand zerstört.    

Oberst Prof. Schmechta wurde für diese Arbeiten 1985 gemeinsam mit dem Forscherteam aus der Charité mit dem Rudolf-Virchow-Preis ausgezeichnet.

Schmechta

Oberst Prof. Helmut Schmechta erhält den Rudolf-Virchow-Preis

 

Institut Klinische Immunologie: Drei Hauptrichtungen bestimmten die Tätigkeiten im Institut Klinische Immunologie: die patientenbezogene Allergiediagnostik, die Proteinanalytik, also Arbeiten über die Zusammensetzung und Veränderung der Körpereiweiße und die  Untersuchungen zu biochemischen und immunologischen Veränderungen im Körper bei hoher körperlicher Aktivität.

Bereits 1967 hatte Oberst Prof. Zucker eine Spezialsprechstunde und eine Dispensairebetreuung für Patienten mit allergischen Reaktionen eingerichtet, die insbesondere von Dr. Dieter Stiller und Oberst Dr. Klaus Frenzel systematisch erweitert wurde, so dass die Klinische Immunologie an der MMA in Fachkreisen als eine der leistungsfähigsten diesbezüglichen Einrichtungen in der DDR galt. Methoden zur Testung inhalativer Allergene bei Pollinosen (Beifuß-Pollinose) und Asthma wurden entwickelt und publiziert sowie die in vitro-Diagnostik zum Nachweis von Allergenen in der Nahrung und von Arzneimittelallergien mit modernen Methoden wie dem Lymphozytentransformationstest und der Nephelometrie auf immer neue, für Allergien in Frage kommende Substrate erweitert (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1978-1983 und 1984-1988). Der damalige Oberstleutnant Dr. Zucker hatte sich schon 1975 mit der Arbeit „Untersuchungen über die Wertigkeit der serologisch-nephelometrischen Zweistufenmethode nach HOIGNE bei der Diagnostik von Arzneimittelallergien unter Berücksichtigung des Lymphozytentransformationstestes und des Rattenmastzellendegranulationstestes“ habilitiert.

Bezüglich der Proteinanalytik beschäftigten sich hauptsächlich Oberstleutnant Prof. Eberhard Wulf aber auch Dr. sc. med. Dieter Stiller mit Methoden zum Nachweis und zur Trennung der verschiedenen Körpereiweiße, deren quantitativer Bestimmung im Nasensekret, im Liquor und vor allem im Blutplasma. Klinische Relevanz bekamen diese Untersuchungen mit ihrem Bezug auf verschiedene Erkrankungen, insbesondere Entzündungen, rheumatische Erkrankungen, degenerative Erkrankungen und Tumore. Von besonderer klinischer Bedeutung war die Erkenntnis, dass sich die sog. Akut-Phase-Proteine als Marker für die Prognose, also für Überleben und Heilungschancen solcher Patienten eignen, die für Knochenmarkübertragungen immunsupprimiert werden müssen oder durch Chemotherapeutika bei der Krebsbehandlung immunsupprimiert sind.

Die Ergebnisse dieser jahrelangen Untersuchungen wurden 1986 in einem Sonderheft der“ Schriftenreihe der MMA“ von Oberst Prof. Zucker, Oberstleutnant Prof. Wulf und Dr. sc. Stiller unter dem Titel „Plasmaproteine – Methodische Aspekte ihrer Bestimmung und die Anwendung quantitativer Plasmaproteinbestimmungen bei klinischen, militärmedizinischen und sportmedizinischen Fragestellungen“ veröffentlicht. 1983 hatte sich Dr. Dieter Stiller mit der Thematik „Untersuchungen zur Bestimmung der Reaktivität des menschlichen Organismus. Eine klinisch prospektive Studie mit Hilfe von immunologischen, serologischen und hämatologischen Parametern an Gesunden und Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen und malignen Tumoren“ habilitiert.

Die Auswirkungen hoher körperlicher Belastungen auf biochemische und immunologische Reaktionen des Organismus untersuchten vor allem die Naturwissenschaftlerinnen Dr. Barbara Wulf und Dr. Karla-Elke Saemann. Bei Soldaten im sog. „Härtekomplex“ und bei Langstreckenläufern wurden Veränderungen der Blutzellen, der Eiweißzusammensetzung, des Eiweißstoffwechsels und Veränderungen in der Hormonausschüttung bestimmt, um die Frage zu klären, ob sich die körperliche Leistungsfähigkeit, mithin auch die Eignung für besondere militärische Verwendungen und für den Leistungssport, durch markante, im Labor bestimmbare Parameter charakterisieren lässt. Die Ergebnisse wurden in medizinischen, vor allem in den sportmedizinischen Zeitschriften kontinuierlich publiziert (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

Institut Klinische Chemie und Hämatologie: Mit der Übernahme des Instituts Klinische Chemie und Hämatologie 1982 durch Oberst Prof. Reichelt, der neben Facharzt für Pathobiochemie und Labordiagnostik auch Facharzt für Innere Medizin mit Spezialisierung in den Fachrichtungen Hämatologie und Endokrinologie war, wurde das Leistungsspektrum des Instituts durch die Einführung der Gaschromatographie, der Atomabsorptionsspektrometrie, der Dünnschichtchromatograpie, der Lipid- und Immunelektrophoresen deutlich erweitert. Nachdem der japanische Laborautomat HITACHI gekauft werden konnte, wurden Arbeitskräfte frei gesetzt, mit denen Hormonanalysen, Konzentrationsbestimmungen von Medikamenten im Blut und der Nachweis von Spurenelementen eingeführt wurden. Die hämatologische Diagnostik wurde durch die Beurteilung von Knochenmarkpräparaten mit Phänotypisierung der Markzellen, Zytochemie und Immunzytologie sowie durch die Bestimmung von Faktoren des Gerinnungssystems  ausgeweitet.

Leistungen mit institutsübergreifender Bedeutung, die auch zur Patentierung angemeldet wurden, waren die Entwicklung eines autologen Fibrinklebers, die Automatisierung der Blutgruppenbestimmung, die Konstruktion des Onkometers und des Kapillarviskosimeters.

  • Autologer Fibrinkleber: Bei Operationen am Hirn, an Nerven, an Auge, Nase und den Abschnitten des Gehörgangs, aber auch an feinen Blutgefäßen sind Nähte zum Zusammenbringen der getrennten Teile nicht immer möglich oder nicht zweckmäßig. Dafür waren Kleber auf den Markt gekommen. Diese Kleber auf der Basis von Polyacrylat, Polyurethan oder aus menschlichem Mischserum hatten den Nachteil, gelegentlich entzündliche oder immunallergische Abwehrreaktionen des Körpers bis hin zur Abstoßung hervorzurufen. Deshalb war der Gedanke zu überprüfen, das Eigenblut des Patienten („autologes“ Material) zu verwenden und den dort ablaufenden Gerinnungsvorgang, die Umwandlung des löslichen Fibrinogens in das feste Fibringerinnsel, für die Klebung zu nutzen. Oberst Prof. Reichelt regte seinen Stellvertreter für Blutspende- und Transfusionswesen, Korvettenkapitän Reiner Bormann, der noch nicht promoviert war, an, sich gemeinsam mit der kreativen leitenden Assistentin des Blutgruppenlabors, Margret Schwonke, dieser Arbeit anzunehmen, die Gerinnungskomponenten aus dem Blut zu isolieren, anzureichern, nach dem Prinzip eines 2-Komponenten-Klebers am Wirkort zusammenzubringen und den Klebevorgang durch Zusatz von chemischen Substanzen auf wenige Sekunden zu verkürzen. Die theoretischen Überlegungen zu diesem Problem, die zahlreichen Untersuchungsschritte, die Erprobung verschiedener Materialien und Herstellungstechniken hat Korvettenkapitän Bormann in seiner A-Dissertation „Untersuchungen zur Entwicklung und Erprobung funktioneller Eigenschaften eines autologen Fibrinklebers“ 1985 dargestellt. Der Stomatologe Oberstleutnant Dr. Bernd Leuthold schuf gemeinsam mit seiner Kollegin Marion Kruse ein Applikationssystem, mit dem der Kleber leicht handhabbar punktgenau auf die ausgewählten Stellen aufgebracht werden konnte. Die professionelle Herstellung des Klebers in der Zentralapotheke , zu der sich deren Leiter, Oberst Dr. Adam, bereit erklärt hatte, nahm nur 35 Minuten in Anspruch, so dass es möglich wurde, einen Patienten auch noch kurz vor der Operation mit diesem Kleber zu versorgen, wenn sich die Notwendigkeit ergab. Die klinischen Erprobungen des Klebers bei Nervenverbindungen und Verbindungen kleiner Blutgefäße im Gehirn (Oberstleutnant Dr. Steffen), bei Nasenoperationen (Oberstleutnant Dr.Liebe), bei Operationen am Trommelfell (Oberst Prof. Mehner), in der Allgemein-und Gefäßchirurgie (Oberstleutnant Dr. Brückner, Oberstleutnant Dr. Volkmar), bei der Deckung von Hautdefekten (Korvettenkapitän Dr. Dyck) und bei Zahnoperationen an Antikoagulantienpatienten (Oberstleutnant Dr. Leuthold) zeigten eine starke, rasch einsetzende Klebekraft und sichere operative Handhabbarkeit. Von Oberst Prof. Kretschmar wurden zugängliche Klebestellen mikroskopisch und vitalmikroskopisch untersucht. Die Befunde entsprachen erwartungsgemäß denen einer gesunden Wundheilung (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988). Die Entwicklung und Erprobung des autologen Fibrinklebers wurde mit dem „Hochschulpreis der MMA“, dem ersten, den der Wissenschaftliche Rat der MMA vergab, gewürdigt.

Auszei
              

 Für die Entwicklung und Erprobung des autologen Fibrinklebers wird der Hochschulpreis der MMA an Fregattenkapitän Dr.Bormann, Oberst Prof. Mehner, Oberstleutnant Dr. Leuthold und Margret Schwonke vergeben

 

  • Automatisierte Blutgruppenbestimmung: Bei der Blutzellzählung mit dem Teilchenzählgerät PSL-1 (MEDICOR) war aufgefallen, dass unter bestimmten Bedingungen Aggregatbildungen von roten Blutkörperchen entstehen. In der Annahme, dass dabei Blutgruppenunverträglichkeiten eine Rolle spielen, wurde der junge, engagierte Hauptmann Frank-Peter Schmidt, der zur Facharztausbildung in das Institut gekommen war, beauftragt, dieses Problem aufzuklären. Nachdem sich die Annahme bestätigt hatte, dass Unverträglichkeitsreaktionen in den Blutgruppen im Teilchenzählgerät gut messbare Erythrozytenaggregate bilden, war der Weg frei für die apparativ-automatisierte, objektivierbare Blutgruppenbestimmung, die bisher zeitaufwändig manuell durch Auftragen von Blut und Antiseren und visuell durch Beobachten der Aggregation vorgenommen werden musste. In umfangreichen und sorgfältig geführten Untersuchungen stellte Hauptmann Schmidt fest, dass mit dieser Methode nicht nur qualitativ die Unverträglichkeit nachgewiesen wird, sondern auch quantitativ messbar die Stärke dieser Reaktion. Selbst die Reaktionen im weniger empfindlichen Rh-System kamen mit dieser Methode klar zur Darstellung. Hauptmann Schmidt meldete diese Erfindung zum Patent an und wurde 1989 mit der Arbeit „Untersuchungen zur automatisierten Blutgruppenbestimmung im ABO- und Rh-System mittels Konduktometrie“ promoviert.
  • Onkometer: 1986 konstruierten Oberst Prof. Reichelt und der Leiter der Abteilung Medizintechnik an der MMA, Ewald Schmied, ein Gerät zur Messung des kolloidosmotischen (onkotischen) Drucks im Blut. Dieser Druck kommt durch die Wasserbindung der Eiweiße zustande, sorgt dafür, dass die Blutgefäße nicht kollabieren und ist für die Gewebewasserbindung und Wasserausscheidung über die Nieren verantwortlich. In der klinischen Diagnostik zeigt der onkotische Druck besonders die Schweregrade des Schocks an. Besondere Notwendigkeit erlangte die Bestimmung des onkotischen Drucks durch die Intensivierung der Forschung zu Blutersatzmitteln und Volumenersatzmitteln (Plasmaexpander) an der MMA.
  • Viskosimeter: Zur Messung der Blutviskosität veränderten Oberstleutnant Dr. Höhme und Hauptmann Dr. F.-P. Schmidt das auf dem Markt vorhandene Teilchenzählgerät ZG-2 derart, dass es als Kapillarviskosimeter zum Einsatz kommen konnte und auf dem 17. Kongress „Pathologische und Klinische Biochemie“ 1988 in Dresden große Aufmerksamkeit und Anfragen zur Nachnutzung fand.

Institut Klinische Mikrobiologie: Die medizinisch-wissenschaftlichen Arbeiten im Institut Klinische Mikrobiologie waren überwiegend diktiert von der hygienischen und epidemiologischen Situation in den Kasernen und medizinischen Einrichtungen der NVA. Oberst Prof. Menzel beschäftigte sich jahrelang mit den Durchfallerkrankungen hinsichtlich ihrer Erreger, ihrer Verhütung und Bekämpfung sowie auch mit der Übertragung von Keimen durch das Trinkwasser. Daraus ging auch seine Habilitationsschrift „Zur Bedeutung potentiell pathogener Enterobacteriacae-Arten für die Ätiologie akuter Durchfallerkrankungen sowie Möglichkeiten der mikrobiellen Diagnostik unter besonderer Berücksichtigung der LT-Enterotoxine“ hervor, die er 1982 verteidigte.

Oberstleutnant Dr. Wogawa widmete sich intensiv der Bekämpfung des Hospitalismus und erarbeitete und publizierte Empfehlungen für mikrobiologische Untersuchungen zur hygienischen Krankenhausüberwachung (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988). Er habilitierte sich 1988 mit einer Arbeit über die Bedeutung mikrobiologischer Untersuchungen für die Erfassung nosokomialer Infektionen.

Zur Rationalisierung und Vereinheitlichung der antibiotischen Therapie in der truppenärztlichen Praxis erschien unter der Redaktion von Oberst Prof. Menzel das Heft 6 der Zeitschrift für Militärmedizin 1986 als thematisches Heft „Antimikrobielle Chemotherapie in der ambulanten Praxis. Eine wissenschaftliche Neuerung aus dem Institut war der Aufbau und die Erprobung eines Enzymimmunassays zur Bestimmung des Titers toxoplasmosespezifischer  IgM-Antikörper durch Oberstleutnant Dr. Peter Rausch, Dr. Susanne Brendel und Oberst Prof. Menzel.

Institut Nuklearmedizin: Der Leiter des Instituts Nuklearmedizin, Oberst Prof. Volker Pink, hatte sich 1980 mit der Dissertation B „Erfahrungen mit der Radionukliddakryographie“, der Szintigraphie der Tränenwege, habilitiert und erweiterte mit seinen Untersuchungen zur Bildung und Abgabe der Tränenflüssigkeit, zur Geschwindigkeit des Tränenflusses und seiner Behinderung, zu Möglichkeiten, einen Verschluss des Tränenkanals für die operative Beseitigung genau lokalisieren zu können, unsere Kenntnisse von der Physiologie und Pathologie der Tränendrüsen und der Tränensekretion so umfassend, dass ihm für diese Arbeit 1981 der Virchow-Preis zuerkannt wurde.

Mit einer zweiten wegweisenden Arbeit reformierte Oberst Prof. Pink gemeinsam mit Ärzten und Wissenschaftlern des Zentralinstituts für Herz-Kreislaufforschung in Berlin-Buch und der Klinik für Nuklearmedizin an der Charité die damals noch unzulängliche Schilddrüsendiagnostik und begründete ein diagnostisches Vorgehen, das auch heute noch gültig ist. Er wies nach, dass allein der TSH-Wert, die Konzentration des schilddrüsenstimulierenden Hormons der Hypophyse (Hirnanhangdrüse), die Grundlage für die breite Erfassung, für ein Screening aller hormonabhängigen Schilddrüsenerkrankungen ist. Abhängig von der Höhe des TSH-Wertes sollen dann Schilddrüsenhormon- und Autoantikörperbestimmungen bzw. die Schilddrüsenszintigraphie in einem funktionsdiagnostischen Stufenprogramm zum Einsatz kommen. Unmittelbare Konsequenz dieser Arbeiten für die  MMA war die Einrichtung eines  Schilddrüsendispensaires durch den Leiter der chirurgischen Fachpoliklinik, Oberst Dr. Tschentschel  und das Screening aller Neugeborenen von Müttern mit Struma colli durch Dr. H.-J. Pfeifer in der Kinderklinik, aus dem auch die Empfehlung zur Jodprophylaxe in der Schwangerschaft hervorging  (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

Oberst Prof. Pink versuchte, den Wert der nuklearmedizinischen Verfahren für Diagnostik und Differentialdiagnose an nahezu allen Organsystemen zu ergründen, wobei er nach Möglichkeit die Kombination mit sonographischen Verfahren zur Steigerung der Aussagekraft wählte. 1979 bis 1982 erschienen Arbeiten über den Einsatz der Radionuklidszintigraphie bei Hirnerkrankungen und bei Tumoren im Schädel- und Gesichtsbereich. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter, Oberstleutnant Dr. Storbeck, mit Oberstleutnant Dr. Zur aus dem Institut Radiologie und den Nuklearmedizinern Prof. Mohnicke und Prof. Schmidt aus Berlin-Buch wurde der Einsatz in der Herzfunktionsdiagnostik, in der Diagnostik der koronaren Herzkrankheit und bei der Gefäßbeurteilung ausgearbeitet. Dem folgten Untersuchungen bei Tumoren im Oberbauch, in der Gastroenterologie (mit Dr. Petra Mager), in der Nierendiagnostik und bei Hodentumoren.

Ausführliche Untersuchungen zur Differenzierung zwischen organisch und funktionell bedingten Störungen im Gallenblasen- und Gallengangbereich mit Oberst Dr. Brückner aus der Chirurgischen Klinik mündeten in dessen Habilitationsschrift über den Einsatz der hepatobiliären Funktionsszintigraphie bei Gallenwegserkrankungen nach Cholezystektomie 1986.

Wertvoll unterstützt wurde Oberst Prof. Pink durch seine Mitarbeiter im Institut, den Chemiker Dr. Reinhard Greiff, der mehrere (patentierte) radioaktive Substanzen für die Ausweitung der nuklearmedizinischen Untersuchungen synthetisierte und den Ingenieur Dr. Werner Ullrich, der die Untersuchungstechnik verbesserte.

Oberst Prof. Pink galt in Fachkreisen als einer der kenntnisreichsten und kreativsten Nuklearmediziner in der DDR und wurde 1988 zum Direktor der Nuklearmedizinischen Klinik der Charité berufen, als dieser Posten neu besetzt werden musste. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde er, wie die meisten der Leiter von namhaften wissenschaftlichen Einrichtungen der DDR, aus dieser Position entlassen. Er teilte dieses Schicksal mit seinem ehemaligem Kollegen, dem Leiter der Kinderklinik an der MMA, Oberst Prof. Mücke, der 1988 die Leitung der Kinderklinik an der Charité übernommen hatte und nach der Wiedervereinigung dieses Amt ebenfalls verlassen musste.

Institut Pathologie: Die Ärzte des Instituts Pathologie waren in zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten an der MMA eingebunden. Da die Arbeiten der Pathologen für die Kliniken, Institute und Abteilungen jeweils dort ihre Erwähnung finden, wird hier lediglich auf einen Teil der Arbeiten aus dem Institut hingewiesen Die grundlegenden Arbeiten von Oberst Prof. Kretschmar zur Vitalmikroskopie werden im Kapitel „Forschung“ dargelegt.

 Die jahrelangen Untersuchungen zur therapeutischen  Beeinflussung maligner Tumoren durch die Steigerung körpereigener Abwehrreaktionen, die in Zusammenarbeit mit dem Institut Klinische Immunologie durchgeführt worden waren, fanden mit der Dissertation B von Dr. Rainer Glöckner „Experimentelle Untersuchungen zur Charakterisierung und zur Wirkung von Blutpräparationen“ 1982 und mit der Arbeit von Oberst Prof. Heber, General Prof. Gestewitz und Oberst Prof. Kretschmar „Histologische Veränderungen in malignen Tumoren nach unspezifischer Stimulation körpereigener Abwehrreaktionen“ 1983 ihren vorläufigen Abschluss (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1978-1983). Außerdem hatten Oberstleutnant Dr. Heber (1972) und Oberstleutnant Dr. Kretschmar (1978) zu gleichartigen Themen ihre Promotion B-Schriften vorgelegt.

Themen von vielen Publikationen aus dem Institut waren Kasuistiken zu interessanten oder seltenen „Fällen“ aus der täglichen Praxis, die wissenschaftlich aufgearbeitet worden waren (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1978-1983 und 1984-1988). 1982 veröffentlichte Oberst Prof. Kretschmar  die Ergebnisse seiner umfangreicher angelegten klinisch-experimentellen Arbeiten zu den Präkanzerosen und dem Frühkarzinom im Magen insbesondere im Zusammenhang mit der chronisch-atrophischen Gastritis, 1983 Arbeiten zur morphometrischen Quantifizierung der Leberverfettung, und 1986 erschienen ausführliche Arbeiten  von Dr. Karin Kretschmar und Oberst Prof. Kretschmar zur Problematik der Hodenentzündungen (KRETSCHMAR und KRETSCHMAR 1986). Dr. Karin Kretschmar publizierte zwischen 1984 und 1986 elektronenmikroskopische Untersuchungsergebnisse von Tumoren verschiedener Art und Lokalisation. Sie habilitierte sich im Januar 1990 mit der Arbeit „Zur Ultrastruktur der mesenterialen Endstrombahn in den ersten 2 Stunden eines experimentellen traumatisch-hämorrhagischen Schocks“.

Institut Radiologie: 1985 erhielt das Institut Radiologie an der MMA als 7. Einrichtung in der DDR ein Computertomographiegerät. Damit war der Weg für die zeitnahe klinisch-wissenschaftliche Arbeit vorgezeichnet. Oberstleutnant Dr. Leberecht Lüttschwager studierte und bearbeitete diagnostische Verfahren zur Darstellung krankhafter Veränderungen an Hirn, Thorax, Abdomen und an der Wirbelsäule (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988). Oberstleutnant Dr. Christian Zur widmete sich der computergestützten Interventionsradiologie und führte, geradezu explosiv, eine breite Palette derartiger interventionsradiologischer Verfahren an der MMA ein. Die Interventionsradiologie arbeitet mit Methoden, durch die, meist unter computertomographischer Sicht und Führung, diagnostische und therapeutische Eingriffe im Körper vorgenommen werden können ohne eine breite operative Öffnung des zu behandelnden Körperbereiches. Dabei kommen Feinnadelpunktionen, Sonden, Katheter, Instrumente zur Lasertherapie u. ä. zum Einsatz, mit denen Organgewebe gewonnen und untersucht werden kann, Verödungsmittel in Zysten eigebracht oder krankhaftes Gewebe, insbesondere Tumore und Metastasen, durch Koagulation, Embolisation und Lasertherapie zerstört werden können. Da diese Eingriffe in der Regel in Lokalanästhesie ausgeführt werden, ist die gesundheitliche Belastung der Patienten wesentlich geringer im Vergleich zu operativen Vorgehen, und die Verweildauer im Krankenhaus kann verkürzt werden.

In der kurzen Zeit von 1985 bis 1988 stellte Oberstleutnant Dr. Zur, auf manchen Gebieten zusammen mit Oberstleutnant Dr. Lüttschwager, ein Leistungsangebot auf mit Eingriffen wie:

  • Hirnbiopsie und Lasertherapie von Hirntumoren,
  • perkutane Sympathektomie (Durchtrennung des Sympathikusnerves bei Durchblutungsstörungen ohne gefäßchirurgische Behandlungsmöglichkeit),
  • PTA (perkutane transluminale Angioplastie, Erweiterung verengter Adern durch Ballonkatheter),
  • lokale Fibrinolyse (Gerinnselauflösung) bei Thrombose und Embolie,
  • Lungen- und Mediastinalbiopsie,
  • Thoraxdrainagen; Abszessdrainagen an Leber, Pankreas und Nieren,
  • Zystendrainagen und  Zystenverödungen an Leber, Pankreas und Nieren,
  • perkutane Gastrostomie (Magenpunktion und Legen einer Sonde zur künstlichen Ernährung),
  • Alkoholverödung und Chemoembolisation von Tumoren und Tumormetastasen.

1987 habilitierte Oberstleutnant Dr. Zur mit der Dissertation B „Beiträge zur diagnostischen und therapeutischen Interventionsradiologie in der Militärmedizin“.

Auch auf dem Gebiet der Gerätetechnik war Oberstleutnant Dr. Zur erfinderisch und konstruierte u.a. ein Gerät zur Funktionsphlebographie der Beine sowie einen automatischen Kassettenwechsler für Röntgengeräte, die beide in die Praxis eingeführt wurden.

Zentralapotheke: Dem Leiter der Zentralapotheke, Oberst Dr. Adam, unterstand u. a. die Arbeitsgruppe Ökonomie, verbunden mit einem zeitfüllenden Arbeitsaufwand, zu dessen zufriedenstellender Bewältigung auch ein beachtliches Maß an organisatorischer Wendigkeit und Verhandlungsgeschicklichkeit notwendig war.  Ihm oblagen die Planung und Nachweisführung für die finanziellen Mittel im medizinischen, medizintechnischen und militärmedizinischen Bereich der MMA, die Koordinierung der diesbezüglichen Forderungen aus den Kliniken, Instituten und Abteilungen und die mögliche Einordnung dieser Forderungen in den vorgegebenen Teilobjektausstattungsplan. Oft war dazu mit der Verwaltung Medizinischer Dienst im MfNV nachzuverhandeln, und komplizierte Verhandlungen mit den Abteilungen für Beschaffung in verschiedenen Ministerien sowie über Import-Sondergenehmigungen waren erforderlich.

Sein Wissen und Resultate seiner Erfahrung, diesbezüglich weit über die Bedingungen an der MMA hinausgehend, hat Oberst Dr. Adam auch niedergelegt in den Beiträgen „Organisation der materiell-medizinischen Sicherstellung der Streitkräfte unter Garnisonbedingungen“ und „Stationäre medizinische Ausstattung“ im Handbuch Militärmedizin, Band Militärpharmazie, 1988 sowie in seiner Habilitationsschrift 1988 „Die Sicherstellung von beweglichen Feldlazaretten mit Arzneimitteln“. Zuvor, 1983, war Oberst Adam mit der Arbeit „Untersuchungen zu qualitativen und ökonomischen Problemen radiochemischer in vitro-Bestimmungen zur Schilddrüsenfunktionsdiagnostik in der Nationalen Volksarmee“ zum Dr. rer. nat. promoviert worden (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1084-1988).

5. Militärmedizinische Arbeit

Neben der ständigen Überarbeitung und Ausgestaltung der Handbuchreihe Militärmedizin mit umgreifender Zusammenfassung des militärmedizinischen Wissens und Anleitungen zum Handeln unter Kriegsbedingungen waren die Schwerpunkte der militärmedizinischen Arbeit durch zentrale, vom  MfNV ausgelöste Aufgaben, festgelegt:

    • Weiterentwicklung und Vervollkommnung der Feldsanitätsausrüstung (FSA) in Wechselwirkung mit der Weiterentwicklung von Diagnostik und Therapie auf den
    • Etappen des medizinischen Abtransportes
    • Arbeit in der RGW-Arbeitsgruppe „Expressdiagnostik“
    • Arbeit in der RGW-Arbeitsgruppe „Plaste in der Medizin“

Zusätzlich zu diesen zentralen Aufgaben erbrachten vor allem die Hautklinik und die Medizinische Klinik Leistungen für die Verbesserung des Gesundheitsschutzes unter Garnisonbedingungen in der NVA (Epidemiologische Dermatologie).

Weiterentwicklung und Vervollkommnung der Feldsanitätsausrüstung in Wechselwirkung   mit der Weiterentwicklung von Diagnostik und Therapie auf den Etappen des medizinischen Abtransportes

Die Mobilität der Feldsanitätsausrüstung (FSA) in der NVA war an den sog. Faltkoffer gebunden, einer technischen Entwicklung, die hauptsächlich aus dem Bereich der Feldchirurgie unter Leitung von Oberst Prof. Stöcker stammte und in Zusammenarbeit mit dem VEB Labortechnik Ilmenau und dem VEB Fahrzeugbau Halle für die Praxis realisiert wurde. Für die erste derartige Entwicklung, der „Operationseinrichtung im Faltkoffer (OP-F) waren bereits 1973 Oberst Doz. Dr. Stöcker und Oberst Dr. Schnitzlein, der damalige Leiter der Anästhesiologie und Intensivmedizin, mit dem Friedrich-Engels-Preis gewürdigt worden.

Der Faltkoffer ist ein universelles Unterbringungs- und Transportmittel für komplette militärmedizinische Funktionseirichtungen auf der Basis des 15 ft.- ISO -Containers, dessen Grundfläche und Volumen durch „Falten“ infolge flexibler Außenwände auf etwa das Dreifache erweitert werden kann. Der Koffer wurde strukturmäßig auf LKW mit Containerbefestigung transportiert, konnte aber auch auf Eisenbahnwaggons, Schiffen oder als Außenlast von Hubschraubern befördert werden. Das Absetzen vom LKW wurde mit eigenen Hebezeugen durch Elektromotoren, notfalls auch über Handbetrieb, vorgenommen und war so durchdacht, dass nur etwa 8 min. für die Herstellung der Arbeits- bzw. Marschbereitschaft benötigt wurden. Eine Filterventilationsanlage mit Überdruckbelüftung  verhinderte das Eindringen von radioaktivem Staub und von chemischen Kampfstoffen. Dieselelektrische Aggregate sorgten für Heizung, Frischluft und Umluft, für die Beleuchtung und für die Funktionstüchtigkeit der Kühl- und Wärmeschränke und der medizinischen Geräte (FUCHS, FÜGEMANN, WUNDERLICH 2009).

Auf dieser Basis wurden 1974 die Blutstation (BST-1), 1977 die Stomatologische Feldausrüstung (SF-1) und 1978 das Medizinische Feldlabor (MFL-3) sowie - entwickelt an der MMS Greifswald - das Epidemische Feldlabor (EFL-F), das Pharmazeutische Feldlabor (PFL) und die Apothekeneinrichtung im Faltkoffer (AP-II-F) in die FSA der NVA eingeführt. (Die FSA ist komplett dokumentiert in K 060/3/003 Feldsanitätsausrüstung. Sätze und Einzelgegenstände der Normen. MfNV, Berlin 1989).

1983 brachte Oberst Prof. Stöcker die in seinem Bereich erarbeitete Verbandeirichtung (FE-II-F) zum Einsatz. Sie war bestimmt für Verbandswechsel, für das Anlegen von Gipsverbänden, für qualifizierte chirurgische Eingriffe (außer in großen Körperhöhlen) und erlaubte bis zu 110 chirurgische Eingriffe pro Tag. Arbeitsbereitschaft konnte bereits innerhalb von 30 min. hergestellt werden. Der von Oberst Prof. Stöcker mit einer Arbeitsgruppe aus dem VEB Fließtextilien Lößnitztal erfundene und patentierte „Universell einsetzbare Verband“ steigerte später die Arbeitsleistung der Verbandeinrichtung erheblich.

Ebenfalls durch die Arbeitsgruppe um Oberst Prof. Stöcker wurde 1984 die Sterilisationseinrichtung im Faltkoffer  (StE-II-F) in Dienst gestellt. Sie war bestimmt für die Versorgung der medizinisch arbeitenden Gruppen mit Sterilgut.  3 Autoklaven zu je 75 l Nutzraum  konnten am Tag ca. 5 m³ Materialien sterilisieren. Des Weiteren verfügte die Einrichtung über Ultraschallreinigungsgeräte (STÖCKER 1987).

besuch

Der Minister für Gesundheitswesen, Prof. Mecklinger, besichtigt mobile Technik des medizinischen Dienstes der NVA an der MMA

 

1979 wurde von Oberst Doz. Dr. Pickart und Major Dipl. Med. Nötel  das Feldbeatmungsgerät (FBG 42 307) in die FSA eingebracht. Dem FBG lag im Wesentlichen der Respirator „Spezivent 220“ zugrunde, dessen Arbeitsweise auf Gefechtsbedingungen modifiziert worden war. Das FBG war ein sog. zeitgesteuerter Respirator. Bei vorhandener Resteigenatmung des Geschädigten arbeitete das Gerät als Assistor (Beistand). Bei Ausfall der Eigenatmung beatmete das Gerät ohne Zeitverlust den Geschädigten automatisch nach den eingestellten Parametern. Wahlweise einstellbar waren Beatmungsfrequenz und Atemzeitverhältnis, Beatmungsvolumen und der Sauerstoffgehalt im Atemgas. Zusätzlich war das FBG mit einem Vernebler ausgestattet, mit dem das Atemgas angefeuchtet und Medikamente bis in den Bereich der mittleren und kleinen Bronchien inhalativ transportiert werden konnten (PICKART 1986). Die klinischen Erfahrungen im Gebrauch des FBG wurden 1982 veröffentlicht (NÖTEL und PICKART 1982). Oberst Doz. Pickart und Major Dipl. Med. Nötel  wurden 1982 für diese Entwicklung mit dem Friedrich-Engels-Preis ausgezeichnet.

Der Leiter des Instituts für Radiologie, Oberstleutnant Dr. Scheibler, war seit 1979 mit der Entwicklung eines Feldröntgengerätes beschäftigt. Die theoretischen Grundlagen dafür beschrieb er in seiner Dissertation B „Zum Einsatz der Elektroröntgenographie in der Feldröntgenologie. – Untersuchungen zu Abbildungsgüte, Strahlenrisiko und Ökonomie“(BIBLIOGRAPHIE der MMA 1978-1982). 1984 war ein Gerät erstellt und 1985 in der Zeitschrift für  Militärmedizin vorgestellt und beschrieben worden (SCHEIBLER, BEUTHAN, BIEHL 1985). Oberst Dr. Scheibler erhielt 1983 den Virchow-Preis für die „Mitwirkung an der Entwicklung des Feldröntgengerätes“. In die Serienproduktion ging das Gerät allerdings nicht und kam auch nicht zum Einsatz. Die Strahlenschutzbedingungen ließen das wohl nicht zu (mündliche Information durch Dr. Zur 2015).

Die Einführung neuer Analgetika und Narkotika in die Medizin, insbesondere die des Ketamins (Velonarkon), nahm Oberst Prof. Pickart zum Anlass, die Prinzipien der Schmerzbekämpfung und Narkose auf den Etappen des medizinischen Abtransportes neu zu durchdenken und zu überarbeiten. Unter Einbeziehung aller damals bekannten Wirkstoffgruppen der Analgetika, Sedativa und Narkotika formulierte er ein in sich geschlossenes Konzept, das sowohl die Besonderheiten der Schmerzbekämpfung nach der Art und Lokalisation der Schädigung  als auch die Organisation der Schmerzbekämpfung nach den unterschiedlichen Möglichkeiten auf den Etappen des medizinischen Abtransportes enthielt. Detaillierte und ganz auf die praktische Durchführung ausgerichtete Angaben dazu  aber auch für die Vorbereitungen von Operationen, für die postoperative Nachsorge und für die Schmerzausschaltung auf dem Transport hat Oberst Prof. Pickart im Handbuch für Militärmedizin, Band Feldchirurgie, veröffentlicht (PICKART 1986).

Die Problematik des Schocks hat in der Militärmedizin wie auch in der zivilen Notfallmedizin überragende Bedeutung. Wenn die Grundschädigung das Überleben des Geschädigten überhaupt zulässt, entscheidet fast immer die Beherrschung des Schocks über das weitere Schicksal. Eigenständige wissenschaftliche Arbeiten zur Schockproblematik auf der Grundlage klinischer Erfahrungen und tierexperimenteller Untersuchungen gingen an der MMA vor allem von Oberst Prof. Huhle, Klinik Anästhesiologie und Intensivmedizin, sowie Oberstleutnant Dr. Koch, Medizinische Klinik, aus. Oberstleutnant Dr. Huhle hatte sich 1981 mit der Arbeit „Tierexperimentelle Untersuchungen zur Beeinflussung des Verlaufes eines traumatisch-hämorrhagischen Schocks durch RES-affine Substanzen“ habilitiert und veröffentlichte Arbeiten zu pathophysiologischen Grundlagen des Schocks (HUHLE 1984), zur Erkennung und Einstufung von Schockpatienten beim Massenanfall von Geschädigten (HUHLE 1981) und zur Schockdiagnostik mit den Methoden dringlicher Laboruntersuchungen (REICHELT, HUHLE, LEDERER 1988). Gemeinsam mit Oberst Prof. Kretschmar und Oberst Prof. Heber entstand der Film „Aspekte der Mikrozirkulation im Schock“ mit vitalmikroskopischen Befunden. Major Rehmann, Arbeitskollege von Oberst Prof. Huhle, war 1986 mit einer Arbeit über die Beeinflussung der Makro-und Mikrozirkulation im Schock durch die Ketamin-Anästhesie promoviert worden (REHMANN 1986).

Die Suche nach schockprotektiven Substanzen und nach wirksamen Antidoten bei der Überlagerung des traumatisch-hämorrhagischen Schocks mit Auswirkungen von chemischen Kampfstoffen, insbesondere Organophosphaten, lag den Arbeiten von Oberstleutnant Dr. Koch zugrunde. Die Ergebnisse seiner tierexperimentellen Arbeiten dazu, die er gemeinsam mit Hauptmann R.-G. Steinbrück (Dissertation A) an der MMS durchführte, fanden ihren Niederschlag in seiner Dissertation B von 1984 „Tierexperimentelle Untersuchungen zur Pathophysiologie und Pathobiochemie kombinierter Organophosphatschädigungen“(BLEEK und MERTEN 1994). Gemeinsam mit Oberst Prof. Huhle und den Doktoranden R. Schwarzenberg und G. Dietel  wurden 1985 vor allem Pyrazole als Substanzen für eine bessere Sauerstoffverwertung im Schock getestet (HUHLE, KOCH, DIETEL, SPÄTE 1987).

Arbeit in der RGW-Arbeitsgruppe „Expressdiagnostik“

Die dringliche Labordiagnostik (Expressdiagnostik im RGW-Sprachgebrauch) hat das Ziel, unter Notfall-, Katastrophen- und Kriegsbedingungen mit universell einsetzbaren und sehr schnell handhabbaren Labormethoden ärztliche Sofortentscheidungen zu ermöglichen oder zu unterstützen und diese Handlungen weitgehend auf objektive Grundlagen zu stellen. Die Ausarbeitung solcher Labormethoden ist kompliziert und meist kostenaufwändig, so dass es nahe lag, die Kapazitäten dafür in Entwicklung und Produktion für alle RGW-Länder zu konzentrieren. In der DDR wurde das Zentrale Forschungsvorhaben 14 „Schnelldiagnostik“ unter Führung des Ministeriums für Gesundheitswesen in die Planung genommen. Oberst Prof. Reichelt wurde 1986 vom Rat für Medizinische Wissenschaften beim Minister für Gesundheitswesen in Abstimmung mit dem MfNV zum Leiter der Arbeitsgruppe „Schnelldiagnostik“ berufen, der weiterhin Oberst der VP Doz. Dr. Neymeyer (Krankenhaus der Volkspolizei Berlin), Prof. Oettel  (Direktor für Forschung im Pharmazeutischen Kombinat GERMED in Dresden), Dieter Plaschnik (Direktor für Forschung im Filmkombinat ORWO in Wolfen) sowie Prof. Dr. Dr. Thiele (Leiter des Instituts für Medizinische Diagnostik in Dresden) angehörten. Diese Arbeitsgruppe vertrat die DDR bei den Zusammenkünften der Arbeitsgruppen „Expressdiagnostik“ der Staaten des RGW.

Zunächst wurden von Oberst Prof. Reichelt; Oberst der VP Doz. Neymeyer und Prof. Thiele die theoretischen Grundlagen für die „dringliche Labordiagnostik in den Einrichtungen des Gesundheitswesens als Maßnahmen des medizinischen Schutzes der Bevölkerung“ sowie für die Labordiagnostik auf den Etappen des medizinischen Abtransportes erarbeitet, das Spektrum der Laborschnelldiagnostik in Abhängigkeit von den klinisch-praktischen Erfordernissen umrissen und ihre Aussagekraft in den Ausnahmesituationen dargelegt. Neben zahlreichen Publikationen (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988) zu dieser Thematik erschien 1988 das thematische Heft 4 der Zeitschrift für Militärmedizin „Dringliche Labordiagnostik – aktuelle Aspekte der hämatologischen und pathobiochemischen Labordiagnostik aus militärmedizinischer Sicht“ unter der Fachredaktion von Oberst Prof. Reichelt und Oberst der VP Doz. Neymeyer. Auch der 17. Kongress Pathologische und Klinische Biochemie in Dresden 1988 befasste sich u. a. mit dieser Thematik.

1985 wurde der im Institut für Medizinische Diagnostik in Dresden entwickelte Blutzuckerteststreifen „Glukosignal“ als zuverlässig und gut anwendbar in seinen mehreren Varianten getestet (NEYMEYER, REICHELT, THIELE 1985).

Eine hervorstechende Leistung gelang dem Toxikologen im VP-Krankenhaus, Major Dr. Gerhard Möschwitzer, der in Zusammenarbeit mit Oberst Doz. Neymeyer und Oberst Prof Reichelt trägergebundene Tests zum Schnellnachweis gehemmter Cholinesterase erarbeitete (MÖSCHWITZER, NEYMEYER, REICHELT 1988) und damit eine Labormethode zur Sofortdiagnostik der Vergiftung mit den Organophosphat-Kampfstoffen und deren Verlauf geschaffen hatte. Die besondere Qualität der Arbeit bestand darin, dass ein komplettes Prinzip für trägergebundene Schnelltests erarbeitet worden war, auf dessen Grundlage weitere Tests aufgebaut werden können. Major Dr. Möschwitzer habilitierte 1989 an der MMA mit der Arbeit „Zur Entwicklung eines Systems trägergebundener Schnelltests für die dringliche Laboratoriumsdiagnostik unter besonderer Berücksichtigung toxikologischer Probleme“ und wurde nach 1991 zum Professor berufen.

Im Institut Klinische Chemie und Hämatologie der MMA wurden auf der Grundlage des Biophan E - Teststreifens eine Methode zur quantitativen Eiweißbestimmung im Blut (HÖHME, REICHELT, DRAFFEHN 1987) gefunden, mit dem „Fibrinokrit“ eine Methode zur Schnellbestimmung von Fibrinogen ausgearbeitet (HÖHME, SCHMIDT, REICHELT 1988), der „FM - Signal“ Test so umgearbeitet, dass eine Schnellbestimmung löslicher Fibrinmonomere im Blut, die die Frühphase der Verbrauchskoagulopathie im Schock anzeigen, möglich wurde (SCHMIDT, HÖHME, REICHELT 1988), die Schnellbestimmung der Blutgruppen im ABO- und Rh-System auf vorgefertigten Testkarten verbessert (BORMANN, SCHWONKE 1988) und die Schnellbestimmung von Elektrolyten mit ionensensitiven Elektroden erfolgreich erprobt (DRAFFEHN, WOLF 1988). Die Arbeiten am Transaminase- Teststreifen von Prof. Müller aus dem Zentralinstitut für Molekularbiologie in Berlin und Oberst Prof. Reichelt konnten infolge der gesellschaftspolitischen Veränderungen nach der Wiedervereinigung Deutschlands nicht zu Ende geführt werden.

Alle genannten Schnelltests wurden zur Erweiterung des Untersuchungsspektrums in das Medizinische Feldlabor  MFL-3 aufgenommen, das ohnehin so konzipiert war, dass bevorzugt die trocken-chemischen Untersuchungsmethoden untergebracht worden waren. Das MFL-3 bestand aus drei Containern in Kistenform, die von zwei (auch weiblichen) Personen gut zu tragen waren, auf allen gängigen Fahrzeugen in der NVA transportiert  und in geöffnetem Zustand arbeitstischähnlich genutzt werden konnten. Im Gegensatz dazu hatte die ungarische Arbeitsgruppe anlässlich der RGW-Gruppentagung in Budapest vom 2.11.-6.11.1987 das von ihr konzipierte Labor in einem Sankra mit reichhaltiger, stationären Bedingungen ähnlicher, damit aber auch störanfälliger Ausstattung vorgestellt. Auf der RGW-Gruppentagung vom 14.11.-18.11.1988 in Bad Saarow  entschieden sich die Delegationen mit Ausnahme von Ungarn für die DDR-Variante mit der Auflage, in allen Ländern die trocken-chemischen Schnelltests weiter zu entwickeln und dem   „DDR-Kistenlabor“ ein eigenes, dafür bestimmtes Fahrzeug zuzuordnen.

Arbeit in der RGW-Arbeitsgruppe „Plaste in der Medizin“

1985 wurde Oberst Prof. Reichelt in die RGW-Arbeitsgruppe „Plaste in der Medizin“ delegiert, um dort im Auftrag des MfNV die Interessen der Militärmedizin zu vertreten. Die Arbeitsgruppe stand unter der Leitung des Ministeriums für Allgemeinen Maschinenbau, Landmaschinen- und Fahrzeugbau (MALF). Ihr gehörten ein Vertreter der Staatlichen Plankommission, ein Abteilungsleiter aus dem Ministerium für Gesundheitswesen, sowie leitende Mitarbeiter aus dem Kombinat Plastmaschinen Schwerin  und dem VEB Medizinplaste Lichtenberg an. Die Aufgabe der Arbeitsgruppe bestand darin, in Abstimmung mit den anderen

RGW- Arbeitsgruppen in den RGW-Ländern eine normierte, durchgehende, vollmechanisierte und teilautomatisierte  Linie der Plasteherstellung von der Folie bis zum geforderten Produkt einschließlich der Verkettungsautomatik zu schaffen, wobei der Aspekt zunächst ganz auf die Verwendung von Plaste in der Medizin gerichtet war. Die in den westlichen Ländern bereits überwiegend vollzogene Umstellung der Aufbewahrung von Blut und Blutbestandteilen, von Infusionslösungen verschiedenster Art und Flüssigkeiten für pharmazeutische Zwecke aus Glasflaschen in geeignete Plastebehälter musste nachgeholt werden, um Lagerung, Transport und Anwendung erheblich zu verbessern. Dass dabei auch der Gesichtspunkt der medizinischen Versorgung der Bevölkerung im Krieg und die bessere Versorgung der Geschädigten im Gefecht eine wesentliche Rolle spielte, ist unverkennbar. Von den Arbeitsgruppen mussten „einheitliche taktisch-technische Forderungen“ (ETTF) bezüglich Material, Größe, Gestaltung und Anwendungsmöglichkeiten erarbeitet werden, die in allen Ländern des RGW Gültigkeit haben sollten. Im Institut Klinische Chemie und Hämatologie der MMA wurden Plaste verschiedener Zusammensetzung und Struktur daraufhin untersucht, wie sie die Lebensdauer und Funktion der roten Blutkörperchen beeinflussen und daraufhin, ob Substanzen, insbesondere sog. Weichmacher , aus der Plaste in die darin aufbewahrten Flüssigkeiten austreten, was unerwünscht war. In enger Zusammenarbeit mit dem Direktor für Technik im VEB Medizinplaste Berlin-Lichtenberg, Friedrich Gropp, wurde geeignetes Plastematerial synthetisiert und Beutel geeigneter Größe und Form sowie Bestecke für die Gewinnung und Transfusion von Blut, Blutbestandteilen und Volumenersatzmitteln konstruiert.

Auf der Tagung der RGW-Gruppen vom 31.08.-04.09.1987 in Strausberg wurden die Vorschläge der DDR-Arbeitsgruppe angenommen (und mit unwesentlichen Änderungen als Vorschlag der sowjetischen Arbeitsgruppe im Protokoll benannt, damit sie dort von den übergeordneten Stellen ohne Verzögerungen bestätigt werden konnten). Im November 1988, als die Arbeitsgruppen in Kazimierz dolny/Polen tagten, sollten die Bedingungen für die Installation der mechanisierten und teilautomatisierten Herstellung von Medizinplaste geschaffen sein. Die DDR hatte mit dem Bau von Plastgußspritzmaschinen und Extrudoren im Plastmaschinenkombinat Schwerin  die protokollarischen Verpflichtungen erfüllt ebenso wie Ungarn mit der Herstellung von Verpackungsmaschinen und Sterilisatoren. Alle anderen kamen mit leeren Händen. Auch auf diesem Gebiet war der Niedergang der Volkswirtschaften in den sozialistischen Ländern und das Auseinanderbröckeln des RGW unübersehbar.

Epidemiologische Dermatologie

Außerhalb der zentral gestellten militärmedizinischen Forschungsaufgaben bearbeitete vor allem Oberst Prof. Fischbeck, der Leiter der Hautklinik, mit der „epidemiologischen Dermatologie in der Militärmedizin“(FISCHBECK 2004) ein klinikübergreifendes, auf den Gesundheitsschutz aller NVA-Angehörigen gerichtetes Projekt. Das Kernproblem war dabei  die „Erfassung äußerer Faktoren des militärischen Lebens, die isoliert oder summarisch bei gesunder, konstitutionell gefährdeter oder vorgeschädigter Haut deren Kompensationsfähigkeit derart überschreiten, dass es konsekutiv zu Erkrankungen kommt, die ihrerseits Einschränkungen bezüglich der Dienstverwendung oder gar der Dienstfähigkeit nach sich ziehen  (FISCHBECK 2004).Wissenschaftliche Untersuchungen wie die „erstmalig für die DDR repräsentative Erhebung der Prävalenz der Hautkrankheiten in der 18-26jährigen männlichen Bevölkerung (G.-J. Dittrich, V. Neumann und J. Dyck) und frequenzstatistische Untersuchungen zur Ermittlung der ambulanten Morbidität unter den Bedingungen des militärischen Lebens in den Landstreitkräften (R. Barnikol, R. Fischbeck)“… führten dazu, dass die „Verteilung, die Häufigkeit und der Verlauf der chronisch irritativen Dermatitis und herkömmlicher Dermatosen in ihrem Bezug zum Militärdienst … quantitativ als auch qualitativ, abhängig von Art und Dauer des Wehrdienstes wie auch von der Exposition, herausgearbeitet und hautschädigende Faktoren in ausgewählten Verwendungen/militärischen Tätigkeiten ermittelt“ wurden (FISCHBECK 2004).

Zusammengefasst sind diese Forschungsergebnisse veröffentlicht in der Schriftenreihe der MMA, Bad Saarow, Heft 24, 1990. Niederschlag fanden sie auch in den Dissertationen A von Heidemarie Hoppe, Hauptmann R. Barnikol und R. Prus sowie in den Diplomarbeiten von Major M. Barthel und Monika Schützenmeister (BIBLIOGRAPHIE der MMA 1984-1988).

MMA Teil 2

 

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